Energie-Experte Alexander Weiss
Ölindustrie im Zeitalter der Nachhaltigkeit
Aktualisiert am 23.04.2020 - 10:28 Uhr
Ölförderung in Texas: Die Zukunft fossiler Energieträger ist ungewiss.
Die Erdöl-Industrie befindet sich im Umbruch. Eine große Frage ist, wie viel Öl man künftig noch brauchen wird. Alexander Weiss, Rohstoff-Spezialist bei der österreichischen Fondsgesellschaft Erste Asset Management, nimmt Angebot und Nachfrage unter die Lupe.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt allerdings, dass Asien bereits in den letzten Jahren für über 50 Prozent des weltweiten Wirtschaftswachstums verantwortlich war. Über 4,5 Milliarden Menschen leben in Asien, über 2,7 Milliarden davon in China und Indien.
Noch ist der pro-Kopf Verbrauch an Erdöl und Energie in asiatischen Ländern weit niedriger als in entwickelten Märkten, doch der Trend zeigt, getrieben vom steigenden Einkommen der Bevölkerung, klar nach oben. Der pro Kopf Verbrauch in China liegt momentan bei ~ 5 Barrel pro Person pro Jahr, in Indien bei nur ~ 2 Barrel pro Person pro Jahr. Eine Annäherung an entwickelte Länder (Deutschland ~ 10, Japan ~ 11, USA ~ 21 Barrel pro Person pro...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Ein Blick auf die Zahlen zeigt allerdings, dass Asien bereits in den letzten Jahren für über 50 Prozent des weltweiten Wirtschaftswachstums verantwortlich war. Über 4,5 Milliarden Menschen leben in Asien, über 2,7 Milliarden davon in China und Indien.
Noch ist der pro-Kopf Verbrauch an Erdöl und Energie in asiatischen Ländern weit niedriger als in entwickelten Märkten, doch der Trend zeigt, getrieben vom steigenden Einkommen der Bevölkerung, klar nach oben. Der pro Kopf Verbrauch in China liegt momentan bei ~ 5 Barrel pro Person pro Jahr, in Indien bei nur ~ 2 Barrel pro Person pro Jahr. Eine Annäherung an entwickelte Länder (Deutschland ~ 10, Japan ~ 11, USA ~ 21 Barrel pro Person pro Jahr) würde einen enormen Nachfrage-Schub bedeuten.
Die Erdöl-Industrie im Zeitalter der Nachhaltigkeit
Der Nachhaltigkeit, dem Klimaschutz und der Dekarbonisierung wurde in der Konferenz sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Man merkt, dass das Thema mittlerweile auch in der Industrie angekommen ist. Das reicht von Namensänderungen (Statoil heißt nun Equinor), Zielsetzungen der Geschäftsführung nach CO2-Gesichtspunkten bis hin zu Änderungen der Unternehmensbeschreibung. Große Ölmultis bezeichnen sich nicht mehr als Öl-Unternehmen, sondern als Energie-Unternehmen und bauen ihre Kompetenzen und Investments im nachhaltigen Bereich aus.
Wirtschaftlich kann der Umstieg auf nachhaltige Energieproduktion Sinn machen, so ist beispielsweise der Produktionspreis von Solar- und Windenergie mittlerweile mit vielen konventionellen Energieträgern konkurrenzfähig geworden. In Indien möchte man den Anteil an nachhaltiger Energieproduktion bis 2040 von momentan ~3 Prozent auf 16 Prozent erhöhen.
Bei Royal Dutch Shell werden Investitionen in erneuerbare Energie in den nächsten Jahren für ~10 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen. Maersk, eine der größten Containerschiff-Reedereien der Welt möchte bis 2050 komplett CO2-neutral werden.
Und auf die Frage, was „the next big thing“ sein wird, waren sich Teilnehmer eines Experten-Panels (darunter Vertreter des Internationalen Währungsfonds, BP, Gazprom und Petronas) einig – ein Umstieg auf umweltfreundlichere Energieproduktion, welche vermutlich mit einer globalen CO2 Steuer bzw. Bepreisung einhergehen muss. Dies würde traditionellen Öl-und Gasunternehmen teuer zu stehen kommen, während nachhaltige Unternehmen davon profitieren.
Fazit
Die Erdöl-Industrie befindet sich im Umbruch. Im Spannungszentrum des wachsenden öffentlichen und politischen Fokus auf Nachhaltigkeit und dem Druck der Investoren muss man seine Geschäftsmodelle überdenken.
Solange die Nachfrage steigt, wird man aber weiterhin Erdöl und Erdgas fördern. Es liegt an der Politik, die Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierung in der Energieproduktion und im Transport (Stichwort E-Mobilität) zu schaffen.
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