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Stolls Fondsecke Energie- und Agraraktien: Mit Schmierstoff und Getreide gegen die Inflation

Erfurter Landwirt zeichnet 200 Meter großes Peace-Symbol auf sein Feld. Die Preise für Rohstoffe verharren wegen des Ukrainekonflikts auf sehr hohen Notierungsniveaus
Erfurter Landwirt zeichnet 200 Meter großes Peace-Symbol auf sein Feld. Die Preise für Rohstoffe verharren wegen des Ukrainekonflikts auf sehr hohen Notierungsniveaus | Foto: Imago Images / Steve Bauerschmidt

Dass dieses Börsenjahr ungemütlicher werden könnte, war von Experten weitgehend erwartet worden. Für stärkere Kursschwankungen sprachen Unsicherheiten rund um die Pandemie sowie das Ende der lockeren Zinspolitik diesseits und jenseits des Atlantiks. Das Inflationsgespenst schwirrt seit geraumer Zeit in den Köpfen vieler Investoren.

Doch diese Sorgen erscheinen im Angesicht des schweren Krieges, der seit nunmehr zwei Wochen andauert, nebensächlich zu sein. Der Krieg Putins rüttelt an der sicher geglaubten Weltordnung der letzten 30 Jahre. Politische Gewissheiten zerbröselten innerhalb weniger Tage. Die Finanzmärkte reagieren zunehmend geschockt, denn dieser Krieg wird längst nicht nur im Kriegsgebiet, sondern vor allem an der Wirtschaftsfront ausgetragen.

Der Westen leitete umfangreiche Sanktionen ein, die Russland wirtschaftlich zermürben werden. Die Ratingagentur Fitch senkt bereits den Daumen und stuft die Kreditwürdigkeit des Landes in den sogenannten „Ramschbereich“ für hochriskante Anlagen ab. Russland hingegen hat erstmals gedroht, kein Gas mehr über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland zu liefern.

„Wir haben das volle Recht, eine „spiegelgerechte“ Entscheidung zu treffen, und ein Embargo zu erlassen“, sagte Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak in einer Rede Montagabend im Staatsfernsehen. Spekuliert wird zudem über einen Exportstopp von Düngemitteln. Die russische Nachrichtenagentur Interfax verbreitete eine entsprechende Headline am vergangenen Freitag.

Sanktionen treiben Rohstoffpreise

Das alles sorgt für anhaltende Spannung an den Weltbörsen. Die enge Verflechtung der russischen Wirtschaft wird vor allem für Europa zum Problem. Während US-Präsident Joe Biden ein Embargo für russisches Öl ankündigte, sind die europäischen Verbündeten ungleich stärker als die USA auf Energie aus Russland angewiesen. Weitreichende Sanktionen gegen Energieimporte schließen die europäischen Verbündeten bislang aus. Zu Wochenbeginn schoss der Preis für das Barrel Öl bereits auf fast 140-US Dollar in die Höhe. Je nach Nachrichtenlage pendeln die Notierungen, jedoch auf hohem Niveau.

Bei den Ölmultis klingeln vor diesem Hintergrund die Kassen. Die Aktien vieler Ölförderer sind bereits in den letzten Monaten kräftig gestiegen. An Prognosen, dass der Ölpreis noch viel höher steigen könnte, mangelt es jedenfalls nicht. So dürfte ein kompletter Verzicht auf russisches Öl die Preise noch weiter in die Höhe treiben: „Der Preis der Freiheit liegt bei 200 Dollar,“ orakelt etwa Chris Wheaton, Analyst der Investmentbank Stifel. Doch was bedeutet das für Anleger? Ist es vielleicht sinnvoll, die Aktien der Ölgiganten abzustoßen, weil sie bereits zu teuer sind?

Ölkonzerne trotz Ölpreisrally noch günstig bewertet

Die Aktien vieler Ölmultis sind trotz der Ölpreis-Rally günstig. So ist Shell mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6,7 überaus moderat bewertet. Viele Branchenvertreter sind außerdem zuverlässige Dividendenzahler und bieten gleichzeitig einen gewissen Inflationsschutz. So liegt die Dividendenrendite von Shell bei attraktiven 3,8 Prozent. Mit Investitionen in Biogas und grünem Wasserstoff rüstet sich der Ölriese für eine klimaneutrale Zukunft, die er bis 2050 erreichen will.

Die Gewinne der Öl-Multis sprudelten bereits im letzten Jahr kräftig. So ist der Gewinn von Exxon Mobil im vergangenen Jahr um satte 23 Milliarden US-Dollar nach oben geschossen. Daran dürfte sich in der nächsten Zeit wenig ändern. Die hohen Preise für Öl und Gas verschaffen der ganzen Branche mächtig Auftrieb. Wer nicht an eine schnelle Abkehr zur Grünenergie glaubt und sich dennoch am Wandel von Öl zu Öko beteiligen möchte, kann mit speziellen ETFs und Fonds auf eine weitere Rally einschlägiger Konzerne setzen.

Mit dem iShares Oil & Gas Exploration & Production ETF (ISIN: IE00B6R51Z18) bekommen Anleger ein Paket aus rund 60 Branchenvertretern. Vergleichsweise viele Unternehmen im ETF, wie EOG Resources und Canadian Natural Resources sind stark im Gasgeschäft tätig. Canadian Oil Resources besitzt einige der besten Ölsandvorkommen in Kanada und legte für das vierte Quartal 2021 starke Zahlen vor. So hat sich der Gewinn des Öl- und Gaskonzerns mit 2,5 Milliarden kanadische Dollar mehr als verdreifacht. Für das Gesamtjahr melden die Kanadier einen Gesamtgewinn von 7,6 Milliarden. Der geografische Schwerpunkt des ETFs liegt klar auf Nordamerika. Aus den USA stammen 64 Prozent der Firmen, kanadische Unternehmen sind mit fast 20 Prozent gewichtet.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Allein im Jahr 2021 verteuerte sich der im September 2011 aufgelegte Fonds bereits um 78 Prozent. Im laufenden Jahr stiegen die Fondsanteile aufgrund der drastisch gestiegenen Preise von Erdgütern nochmals um 30 Prozent. Alternativ bietet sich beispielsweise der Xtrackers World Energy (ISIN: IE00BM67HM91) an. Große Energiemulties der Branche wie Exxon oder Chevron sind im ETF, der seine Erträge thesauriert, hoch gewichtet. Im zugrundeliegenden Index, dem MSCI World Energy Total Return sind sowohl die Ölkonzerne selbst, jedoch auch Aktien der Zulieferindustrie, wie Halliburton vertreten.

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