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Höhere Preise voraus Energie- und Autowende treiben Kupfer-Nachfrage

Mine der Jinchuan Group im chinesischen Jinchang, einem der größten Produzenten von Kobalt, Nickel und Kupfer
Mine der Jinchuan Group im chinesischen Jinchang, einem der größten Produzenten von Kobalt, Nickel und Kupfer: Elektrische Autos brauchen große Mengen an Kupfer. | Foto: imago images / Xinhua

Auf deutschen Straßen sind immer häufiger das Model 3 von Tesla oder der ID. 3 von Volkswagen zu sehen. Die Zahlen des Kraftfahrtbundes-Amtes untermauern diesen subjektiven Eindruck. Danach kamen reine Elektroautos (BEVs) im März dieses Jahres bei den Neuzulassungen auf einen Marktanteil von 10,3 Prozent. Im Jahresvergleich stieg die Zahl sogar um mehr als 190 Prozent. Auch wenn sich hier sicherlich Corona-Effekte auswirken, ist diese Entwicklung dennoch beeindruckend. Plug-in-Hybride kamen sogar zuletzt auf einen Marktanteil von 12,2 Prozent. Hier belief sich der Zuwachs auf Sicht eines Jahres auf mehr als 277 Prozent.

Im Wochenrhythmus kündigen die großen Volumen-Hersteller neue Modelle und Absatzziele für E-Autos an. Über welches Momentum die Elektromobilität derzeit verfügt, zeigen auch diese Zahlen: In Europa befinden sich derzeit 40 Batteriefabriken entweder in der Planung oder sogar bereits im Bau. Allein Volkswagen will sechs Fertigungsstätten für E-Auto-Akkus hochziehen. Wenn alle angekündigten Fabriken tatsächlich gebaut werden, würde 2030 ihre gesammelte Kapazität reichen, um jedes Jahr 18 Millionen Elektroautos mit Akkus auszustatten. Nach einer Prognose von Bloomberg NEF werden dann Elektroautos und Plug-in-Hybride auf einen Marktanteil von rund 30 Prozent kommen. Die Wachstumsraten in Deutschland lassen durchaus den Schluss zu, dass die 30 Prozent schon vor dem Jahr 2030 erreicht werden könnten.

Wachstumsmarkt Kupfer

Damit dürfte die Nachfrage nach Kupfer in den kommenden Jahren weiter steigen. Denn in einem rein batterieelektrisch angetriebenen Auto wird in etwa die dreifache Menge des Industriemetalls verbaut wie in einem herkömmlichen Verbrenner. Antriebsenergiespeicher, Elektromotoren, Hochvoltbordnetze und die Leistungselektronik - sie alle brauchen Kupfer. Gleichzeitig werden die Autos generell immer komfortabler. Damit steigt die Zahl der Elektromotoren, in denen ebenfalls Kupfer verbaut ist.

Dazu kommt, dass auch für die Erzeugung von Erneuerbaren Energien große Mengen des rötlichen Metalls gebraucht werden. Und es ist unbestritten, dass Elektroautos ökologisch nur dann Sinn machen, wenn sie grünen Strom Tanken. Vor allem China und Europa werden in den kommenden Jahren die Stromerzeugung durch Wind- und Solarparks spürbar ausbauen. Schließlich wird auch der Ausbau der Lade-Infrastruktur die Nachfrage nach Kupfer antreiben. Jetzt könnten unter dem neuen Präsidenten Joe Biden auch die USA auf diesen Zug aufspringen: Denn im Gegensatz zu seinem Vorgänger Donald Trump spielt unter Biden Klimaschutz plötzlich wieder eine wichtige Rolle.

Kupfer zeichnet sich dadurch aus, dass es sehr gut Elektrizität und Wärme leitet. Daher spielt es bei Verbesserung der Erzeugung, der Effizienz und der Verteilung von Energie eine Schlüsselrolle. Die Analysten von Bloomberg Intelligence schätzen, dass die Nachfrage bis 2030 um circa fünf Prozent steigen könnte – und zwar pro Jahr. Derzeit wächst der jährliche Bedarf um circa 3,2 Prozent. Zum Vergleich: In den zurückliegenden zehn Jahren nahm die Nachfrage um etwa 2,2 Prozent per annum zu.

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Wirtschaftswachstum treibt Preis nach oben

Oliver Fischer

Kurzfristig profitiert Kupfer von der Erholung der Weltwirtschaft. So ist in China das Brutto-Inlands-Produkt im ersten Quartal 2021 um sage und schreibe 18,3 Prozent gestiegen. Auch in den USA brummt die Konjunktur, denn die Amerikaner pumpen deutlich mehr Geld in ihre Volkswirtschaft als beispielsweise die Europäer. Die OECD hat bereits ihre Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft für dieses Jahr von 5,5 auf sechs Prozent angehoben. Vor diesem Hintergrund hat sich der Preis für Kupfer seit dem Corona-Crash im März 2020 bereits fast verdoppelt.

Doch das muss angesichts der erwarteten Entwicklungen längst noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Nach Ansicht der Bloomberg-Analysten könnte es zu einem neuen Superzyklus kommen. Anleger können am einfachsten auf einen weiter steigenden Kupferpreis mit dem Kauf von entsprechenden Produzenten setzen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es in diesem Bereich kaum Pure Plays gibt. Außerdem scheinen vor allem die Unternehmen aussichtsreich, die Kupfer nicht fördern, sondern recyceln und damit ökologisch wirtschaften.

Über den Autor:
Oliver Fischer ist Verwaltungsratspräsident bei Arete Ethik Investment (ehemals Hauck & Aufhäuser, Schweiz), das für die ethischen Anlagestrategien Prime Values verantwortlich ist.

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