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in Denker der WirtschaftLesedauer: 5 Minuten

Volkswirt Johannes Mayr So steht es um die Energiewende

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Anders als bei fossilen Energieträgern sind die Hauptförderregionen nicht im Nahen Osten und Russland zu finden, sondern in Asien und Afrika. Vor allem China spielt hierbei bereits eine dominante Rolle und dürfte ein Profiteur der Energiewende sein. Auch diese Entwicklung hat sich durch die Weichenstellungen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verstärkt. Denn angesichts der geplanten Abkehr des Westens von russischen Lieferungen wird China in der Übergangszeit von günstigen Energieimporten profitieren, zu Lasten Europas und vor allem Russlands.

Die Hoffnung auf mehr Frieden und grünes Wachstum durch die Energiewende dürften sich also als überzogen herausstellen. Die Alternative eines „weiter so“ ist allerdings mit ungleich höheren politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Kosten verbunden. Die Abhängigkeit von Energieimporten schränkt die außen- und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit Europas aktuell erheblich ein.

Ein Scheitern der Reduktion von CO2-Emissionen würde das Risiko von nicht tragbaren klimatischen Folgen erheblich erhöhen. Und die zu erwartenden wirtschaftliche Schäden übersteigen die Kosten der Energiewende mittelfristig um ein Vielfaches. Laut Schätzungen sind bereits bei einer Überschreitung der Klimaziele um 1 Grad längerfristig rund 10 Prozent der globalen Assets unmittelbar gefährdet und die Schäden könnten sich auf etwa 20 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung belaufen.

Auf Preissetzungsmacht und Skalierbarkeit achten

Der Ausbau erneuerbarer Energien muss und wird in den kommenden Jahren also Schub erhalten. Die geopolitischen Herausforderungen legen nahe, dass Europa hier weiterhin eine führende Rolle einnehmen wird. Von makroökonomischer Seite scheint der Investment-Case also klar. Die Schwierigkeit liegt aber in der Auswahl konkreter Geschäftsmodelle. Denn politische Vorgaben und regulatorische Eingriffe begrenzen die Markt- und Preissetzungsmacht von Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette und sind darüber hinaus derzeit wenig berechenbar.

Gleiches gilt auch für den Erfolg und die Skalierbarkeit technologischer Neuerungen. Klassische Investitionsbereiche im Energiesektor wie Infrastruktur oder Rohstoffe bleiben aus der Wachstumsbrille deshalb wenig attraktiv. Aus diesem Blickwinkel interessant sind etwa Anbieter von Lösungen für die „smarte“ Verteilung der Energie.

Denn ein zentrales Element der neuen Energieversorgung ist die Dezentralität und Kleinteiligkeit der Produktion bei gleichzeitig begrenzten Speichermöglichkeiten. Zudem neigen diese Netzstrukturen inhärent zur Monopolisierung, da Netzwerkeffekte und Interoperabilität zentrale Eigenschaften sind.

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