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Energiewende: „Es ist ein Fehler, nicht zu investieren“

Steve Falci, leitender Portfolio-Stratege für nachhaltige Investments bei der irischen Investmentboutique Kleinwort Benson Investors.
Steve Falci, leitender Portfolio-Stratege für nachhaltige Investments bei der irischen Investmentboutique Kleinwort Benson Investors.
DAS INVESTMENT.com: ‚Gipfeln wir die Welt zu Tode?‘, titelte die Bildzeitung nach der Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro. Und der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Hubert Weiger, sagte, die Ergebnisse von Rio nützten nur der Fischfang- und der Holzindustrie, den Palmölfirmen, den Profiteuren der fossilen Energieerzeugung und den Öl- und Kohlekonzernen. Politische Unterstützung für den Umweltschutz sieht anders aus. Lohnt es sich überhaupt noch zu investieren, insbesondere in die Energiewende?

Steve Falci: Auf jeden Fall. Im Gegenteil, es ist ein Fehler, nicht zu investieren. Die Fakten haben sich nicht geändert. Die Energienachfrage wird bis 2030 um 50 Prozent steigen. Damit das Klima nicht heiß läuft, müssen wir den CO2-Ausstoß deutlich senken. Ohne erneuerbare Energien geht das nicht.

DAS INVESTMENT.com: An den Börsen kann man das allerdings nicht erkennen. Der Erneuerbare-Energien-Index Renixx etwa hat in den vergangenen drei Jahren satte 77,7 Prozent verloren.

Falci: Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Finanzierung im Bereich erneuerbarer Energien erschwert, keine Frage. Hinzu kommen die Senkung der Einspeisevergütung bei den Solaranlagen und die zunehmende Preisdruck aus den Schwellenländern, allen voran aus China. Und von der phasenweise sehr negativen Stimmung an den Aktienmärkten können sich die Erneuerbare-Energie-Firmen auch nicht abkoppeln.

DAS INVESTMENT.com: Geht es noch weiter runter?

Falci: Es könnte noch zu weiteren Kursverlusten kommen. Für Investoren ist das sicher nicht einfach. Es sind eben Investments für Dekaden, nicht für ein oder zwei Jahre. Doch wer langfristig orientiert ist, für den lohnt es sich jetzt zu investieren.

DAS INVESTMENT.com: Was macht Sie da so sicher?

Falci: Windstrom ist schon heute ohne Subventionen wettbewerbsfähig. Und bei Solarstrom wird es nicht mehr lange dauern, auch wenn die Branche noch weiter konsolidieren wird. Viele Firmen im Erneuerbare-Energien-Sektor sind derzeit sehr günstig bewertet.

DAS INVESTMENT.com: Wie investieren Sie?

Falci: Wir suchen ganz grundsätzlich nach Firmen, die Lösungen für die Energiewende liefern. Dazu zählen jene aus dem Bereich Wind und Solar. Sehr attraktiv ist aber auch der Sektor Energieeffizienz. Allein damit, dass wir Energie effizienter nutzen, können wir über die Hälfte dessen sparen, was wir an CO2-Ausstoß senken müssen. Allerdings wurden wegen der Schuldenkrise auch in diesem Bereich viele Projekte verschoben. Doch jetzt geht es wieder los.  

DAS INVESTMENT.com: Wo zum Beispiel?

Falci: Im Bereich Beleuchtung, etwa bei den LED-Lampen. Der Rückzahlungszeitraum hat sich hier dramatisch verkürzt. Inzwischen amortisiert sich ihr Investment schon innerhalb eines Jahres. Viel Potenzial sehe ich auch beim Ausbau des intelligenten Stromnetzes, des sogenannten Smart Grid, nicht nur in Europa, sondern weltweit. 13 Billionen Dollar brauchen wir, um das Stromnetz an die Energiewende anzupassen und umzubauen. Es bedarf also massiver Investments.

DAS INVESTMENT.com: Die Unsicherheit darüber, wie genau das gemacht werden soll, ist ja noch recht hoch. Ist das nicht sehr riskant für Investoren?

Falci: Man braucht stabile, große Player, die nicht nur das Produkt, sondern auch den Service danach anbieten können. Eine ABB etwa. Die Firma hat keine Schulden in der Bilanz und in den vergangenen zwei Jahren für rund 10 Milliarden Dollar eine strategische Übernahme nach der anderen gemacht. So hat ABB beispielweise den Antriebsspezialisten Baldor Electric gekauft, die Software-Firma Ventyx und Thomas & Betts, eine Firma, die auf Niederspannungsprodukte spezialisiert ist.

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