Portfoliomanager rät Energiewende und Rohstoffmarkt – Chance für Investoren

Schon seit einigen Jahren wird heiß über eine Energiewende diskutiert. Aber erst 2021 wurde allen nur zu bewusst, was sie eigentlich bedeutet. Mit beginnender Wiederöffnung der Volkswirtschaften nach den Lockdowns schnellten die Ölpreise im vergangenen Jahr in die Höhe. Sie machten deutlich, was der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien für die Welt mit sich bringt.

Der Ausbau erneuerbarer Energien erfordert umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur. Für den Aufbau dieser Infrastruktur wird allerdings nicht nur viel Zeit benötigt, sondern auch riesige Mengen an Metall, einschließlich Stahl und Kupfer.
Währenddessen wird die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen auch nicht abrupt enden. Denn wenn nicht weiter Geld fließt, um die klassischen Förderstätten zu erhalten, wird das Angebot ins Stocken geraten. Die Preise werden dann weiter steigen.
Rohstoffmarkt bietet Gelegenheiten für Investoren
Aus dieser Gemengelage resultiert ein ungemein spannender Markt für aktive Rohstoffinvestoren: Die massive Umlenkung von Kapitalströmen wird viele Verwerfungen und damit Anlagechancen mit sich bringen.
Der Nachfrageschub für viele Rohstoffe kommt zu einem besonderen Zeitpunkt: Der Aufbau neuer Kapazitäten verzögert sich oder wird sogar verhindert, da es ökologische, soziale und die Unternehmensführung betreffende Bedenken gibt. Ein jüngstes Beispiel kommt aus Serbien: Die serbische Regierung entzog dem Lithium-Produzenten Rio Tinto wegen Umwelt-Bedenken eine bereits erteilte Lizenz für eine neue Lithium-Mine.

1.200% Rendite in 20 Jahren?
Die Preise vieler Rohstoffe haben sich unterdessen deutlich erholt. Sie nähern sich ihren alten Höchstständen an oder haben diese bereits hinter sich gelassen. Wir glauben jedoch, dass der Markt zu wenig einpreist, dass die Preise nicht wie sonst üblich „zum Mittelwert zurückkehren“. Unternehmen mit hochwertigen Anlagen und überzeugenden Plänen für den Übergang zur Klimaneutralität haben jetzt die Chance, sich von der Konkurrenz abzuheben. Denn die Kosten steigen weiter, und das Neuangebot lässt auf sich warten.
Stahl langfristig teurer
Der Stahlsektor als Ganzes ist bei Investoren in Verruf geraten – wegen seiner seit Langem mageren Renditen und zunehmend auch wegen seines ökologischen Fußabdrucks. In den Industrieländern dauerte es Jahrzehnte, um Überkapazitäten abzubauen. Dagegen hat China sein Stahl-Angebot ausgeweitet, indem es eine heimische Stahlindustrie aufgebaut hat.
Stahlblech aus Nordamerika (US-Dollar pro Short ton)
Eine US-amerikanische Short ton entspricht rund 970 Kilogramm

Von wenigen Ausnahmen abgesehen tun sich Stahlkonzerne schwer, vernünftige Margen zu generieren. Denn Stahlerzeugnisse überschuldeter Wettbewerber oder Stahlimporte aus überversorgten Märkten sind meist günstiger zu haben. Die Unternehmen setzten angesichts ihrer hohen Fixkosten und oft angespannter Bilanzen daher eher auf Quantität als auf Rentabilität – um den Cashflow aufrechtzuerhalten.