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USA vs. China Entspannung nicht in Sicht

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Die politischen Entscheidungsträger haben als Reaktion auf die Corona-Pandemie außerordentliche fiskalpolitische Maßnahmen ergriffen. Wie wirken sich diese längerfristig auf die großen Volkswirtschaften aus?

Die Europäische Union hat mit einem gigantischen Rettungsfonds auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie reagiert. Dieser sieht unter anderem massive öffentliche Garantien für Unternehmenskredite vor, während die fiskalischen Regeln insgesamt gelockert wurden. Das vielleicht wichtigste Ergebnis ist jedoch: Es wurden europaweite Investitionen zur Stimulierung der Wirtschaft beschlossen. Das zeigt, dass die Europäer ohne Zögern zusammenarbeiten, wenn es hart auf hart kommt.

Die USA haben im März ebenfalls ein großes Hilfspaket verabschiedet. Längerfristig ist mit einem hohen Maß an fiskalischer Aktivität zu rechnen – unabhängig vom Ausgang der Wahlen im November, vor allem aber im Falle einer demokratischen Wende.

Bemerkenswert ist, dass es fast keine internationale Koordinierung der Fiskalpolitik gibt. Dort, wo wir erhebliche Staatsausgaben für Rettungsmaßnahmen gesehen haben, stellt sich die Frage, wie viel noch für den Aufschwung – also Investitionen in Produktivität und längerfristiges Wachstum – ausgegeben werden kann.

Zentralbanken auf der ganzen Welt haben ebenfalls umfassende Maßnahmen zur Stabilisierung von Volkswirtschaften und Kapitalmärkten ergriffen. Wie sind die längerfristigen Aussichten für die Geldpolitik?

Die US-Notenbank gab kürzlich das Resultat der Überprüfung ihrer Geldpolitik bekannt. Dieses enthält zwei Schlüsselelemente im Zusammenhang mit dem Doppelmandat der Fed für Preisstabilität und Beschäftigung. Das erste Element ist die Festlegung auf ein durchschnittliches Inflationsziel. Durch das Versprechen, die Rate von 2 Prozent zeitweise zu überschreiten, um frühere Unterschreitungen auszugleichen, strebt sie eine niedrigere beziehungsweise längere Zinsdynamik an. Wir gehen davon aus, dass die Fed nicht zu weit über das Ziel hinausschießt, also nicht mehr als 2,5 Prozent Inflation zulässt.

Das zweite Element besteht darin, dass die Fed jetzt nur auf Defizite bei der Vollbeschäftigung reagieren will, nicht aber auf Überschreitungen. Mit anderen Worten: Die Fed wird die Zinssätze nicht allein deshalb anheben, weil die Arbeitslosigkeit zu niedrig ist – Inflations- oder andere Risiken müssten ebenfalls vorhanden sein.

Der neue Ansatz birgt Gefahren: Bei einer flachen Phillips-Kurve wird die Inflation möglicherweise erst bei einer Überhitzung der Wirtschaft sichtbar. Der Zielkonflikt besteht darin, dass die Fed eine Straffung kurz vor Erreichen der Vollbeschäftigung vermeiden wird, wodurch mehr Menschen bessere Arbeitsmarktchancen erhalten würden.

Es scheint eine Diskrepanz zu geben zwischen der wirtschaftlichen Erholung in den USA, die bisher schneller als erwartet verlief – obwohl viel vom weiteren Verlauf der Pandemie und der Impfstoff-Entwicklung abhängt –, sowie der Fed-Prognose niedriger Zinsen in den kommenden Jahren. Viele Entscheidungsträger der US-Notenbank befürchten, dass sich der von der Pandemie ausgelöste Abschwung in eine längerfristige Rezession verwandeln wird. Zu den Risikofaktoren gehören eine höhere Sparneigung der Haushalte, geringere Investitionen und veraltete Qualifikationen der Arbeitskräfte sowie Schäden an den Lieferketten durch der Verlust Tausender kleiner Unternehmen.

Wie schätzen Investoren und Unternehmen die längerfristigen Aussichten auf eine konjunkturelle Erholung ein?

Die Märkte für Risikoanlagen deuten darauf hin, dass viele Anleger gute Perspektiven für das globale Wachstum sehen. Das spiegelt zum Teil die Ansicht wider, dass sich die Volkswirtschaften sowohl der USA als auch Chinas in der Pandemie als widerstandsfähig erwiesen haben.

Viele Vorsitzende großer US-Unternehmen schätzen die Dauer der Erholung relativ nüchtern ein – sind aber grundsätzlich nicht pessimistisch bezüglich eines möglichen Aufschwungs. Ihre langfristige Risikobereitschaft hat sich nicht verändert. In den USA und weltweit sehen wir eine Beschleunigung von Trends, die bereits im Gange waren – insbesondere bei der digitalen Transformation.

Eine Befürchtung der großen US-Unternehmen ist, dass viele kleine Zulieferer nach der Pandemie nicht mehr da sein werden. Das würde den Lieferketten schaden, die große Unternehmen zum Wiederhochfahren ihres Geschäfts benötigen. Daneben bestehen Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

 

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