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Ranking: Diese dunkelgrünen Aktienfonds schneiden über fünf Jahre besonders gut ab

Rendite allein reicht nicht mehr. Hitzewellen, Müllberge und Umweltkrisen motivieren immer mehr Menschen, ihr Geld nachhaltig anzulegen. In einer Umfrage der Gothaer Versicherung geben 53 Prozent der Anleger an, dass ihnen grüne Aspekte bei Geldanlagen wichtig sind. Auch bei Fondsinvestoren steht das Thema hoch im Kurs: 29 Prozent der Befragten entscheiden sich für Nachhaltigkeitsfonds – und haben die Qual der Wahl.
Die Auswahl an Finanzprodukten ist inzwischen so üppig, dass Anlegern die Orientierung schwer fällt. Hilfestellung leistet die Europäische Union (EU), die den Markt intensiv reguliert. Seit März 2021 gilt Stufe 1 der EU-Offenlegungsverordnung. Demnach teilen Anbieter ihre Anlagevehikel in drei Kategorien ein: Finanzprodukte ohne expliziten Nachhaltigkeitsfokus fallen unter Artikel 6. Unter Artikel 8 gelistete Fonds müssen unter anderem ökologische oder soziale Merkmale haben. Anlageprodukte, die Asset Manager unter Artikel 9 einstufen, müssen ausdrücklich ein nachhaltiges Ziel verfolgen.

Dem deutschen Fondsverband BVI zufolge kletterte das Vermögen von Artikel-8- und Artikel-9-Fonds im ersten Quartal 2023 auf einen neuen Höchststand. Ende März betrug es satte 808 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von rund 7 Prozent gegenüber dem Jahresende 2022. Nachhaltige Publikumsfonds waren Ende März insgesamt 636 Milliarden Euro schwer. Damit entfällt erstmals die Hälfte des gesamten Publikumsfondsvermögens auf die Kategorie. Spezialfonds kamen auf 172 Milliarden Euro – rund 37 Milliarden Euro mehr als Ende Dezember.
Ein Grund für das Wachstum der nachhaltigen Fondsbranche ist dem BVI zufolge die Neuklassifizierung großer Anlageprodukte nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung. Allein im ersten Quartal 2023 hoben Anlagegesellschaften in Europa 263 Fonds von Artikel 6 auf Artikel 8, wie aus Daten des Analysehauses Morningstar hervorgeht. Der Marktanteil von Artikel-8-Fonds kletterte Ende März auf 53,8 Prozent. Der Anteil der nach Artikel 9 eingestuften Anlagevehikel lag bei 3,2 Prozent. Damit haben 57 Prozent der Fonds ein nachhaltiges Profil.

Quelle: BVI, Stichtag jeweils zum Quartalsende
Trotz der Regulierung mangelt es am nachhaltigen Fondsmarkt an Transparenz. Mit Inkrafttreten der Stufe 2 der EU-Offenlegungsverordnung verlangt der Gesetzgeber seit Januar 2023 zwar erweiterte Transparenzpflichten, jedoch brachten die neuen Regeln eine Welle von Rückstufungen von Artikel 9 auf Artikel 8 mit sich. Um nicht in die Bredouille zu geraten, setzten Asset Manager ihre Angebote vorsorglich herunter. Dem Analysehaus Scope zufolge betrafen die Herabstufungen jeden fünften Artikel-9-Fonds mit deutscher Vertriebszulassung.
Infolge des Wirrwarrs stellte die EU-Kommission im April klar, wie Asset Manager nachhaltige Investitionen entsprechend der EU-Offenlegungsverordnung interpretieren sollen. Laut der Behörde gelten auch künftig keine Mindestvorgaben für nachhaltige Geldanlagen. Zudem fallen Anlageprodukte, die eine Minderung des Kohlenstoffausstoßes bezwecken, unter Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung.
Regulierung verunsichert Anleger
Scope-Experten gehen davon aus, dass Asset Manager die Umwandlungen der Fonds angesichts der Stellungnahme der EU-Kommission rückgängig machen. Das könnte zu weiterer Verunsicherung bei Investoren führen. „Viele Anleger werden überfordert sein, die Angaben der Fondsgesellschaften auf ihre Korrektheit zu überprüfen, zu bewerten und zu vergleichen“, heißt es von Scope.
Natalia Wolfstetter von Morningstar sieht die EU-Offenlegungsverordnung ebenfalls kritisch. „Es ist immer noch unklar, inwieweit Artikel-8-Fonds wirklich nachhaltig sind und welchen Anforderungen Artikel-9-Fonds genügen müssen“, sagt die Analystin. Die Regulierung führe auch dazu, dass Anbieter vorsichtiger agieren und weniger Fonds auf den Markt bringen. Der Gesetzgeber könne die Regulierung mit einheitlichen Berechnungsmethoden und restriktiven Vorgaben für die Nutzung von ESG-Bestandteilen in Produktnamen verbessern.