

Solarbranche treibt Performance
Für letztere Firma begeistert sich auch Pascal Rochat vom Schweizer Fondsanbieter Active Niche Funds, der den Active Solar (LU0377291322) managt. In den vergangenen fünf Jahren bescherte die Energieofferte Investoren ein Ertragsplus von satten 214 Prozent – wenn auch bei einer vergleichsweise hohen Volatilität von knapp 38 Prozent (Stand: 25. Juli 2023). „Die Zuwächse sind unmittelbar mit dem übermächtigen Wachstum der Solarindustrie verbunden“, sagt Rochat. Allein in diesem Jahr betrage das Plus der Branche 350 Gigawatt. Damit lasse sich ganz Deutschland mit Strom versorgen. Neben Canadian Solar hat Rochat auch das israelische Fotovoltaikhaus Solaredge im Blick. Die Firma mit Hauptsitz in Herzlia bietet Wechselrichter an und ist auch in den USA und Europa vertreten.
Auch Stian Ueland von der Investmentgesellschaft DNB Asset Management ist der Solarbranche gegenüber positiv gestimmt. „Angesichts der gestiegenen Ansprüche an Energiesicherheit dürfte die Nachfrage nach Solaranlagen weiter hoch bleiben“, glaubt der Portfoliomanager des DNB Renewable Energy (LU0302296149). Rückenwind dürfte der Branche eine mögliche Reaktion Europas auf den IRA der USA geben, die Subventionen für europäische Unternehmen verspricht.
Ueland investiert unter anderem in das US-Solarunternehmen Sunrun. Die Firma biete Solarenergie für Wohnhäuser und Batterien und hat ein Geschäftsmodell erfunden, das Haushalten ermöglicht, ohne Investitionen auf Solarenergie umzusteigen und Stromkosten zu senken. Eine weitere Top-Anlage im DNB Renewable Energy ist Darling Ingredients, ein führender Hersteller von erneuerbarem Diesel und das größte börsennotierte Unternehmen, das Lebensmittelabfälle in nachhaltige Produkte umfunktioniert. Aktuell wandelt es Ueland zufolge 10 bis 15 Prozent der Abfälle der globalen Fleischindustrie in Kraftstoffzutaten, Kollagen, Dünge- und Futtermittel um. Auf Uelands Investment-Liste steht zudem Vestas, ein Windkraftanlagen-Hersteller mit Sitz im dänischen Aarhus. „Das Unternehmen ist als Weltmarktführer bei Onshore-Windturbinen stark positioniert. Sein Management senkt durch technologische Innovation und Optimierung der Lieferkette nachweislich Kosten“, sagt Ueland.
Hohe Nachfrage nach E-Autos
Simon Webber, Portfoliomanager des Schroder ISF Global Climate Change Equity (LU0302446645), hält ebenfalls Vestas-Aktien. „Wir sind sehr positiv gestimmt, was die Lieferketten für erneuerbare Energien betrifft“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte. Die Branche befinde sich an einem wichtigen Wendepunkt. Sie werde nicht nur durch die Klimapolitik von Regierungen unterstützt, sondern sei inzwischen auch wirtschaftlicher als fossile Energie.
Neben der Energiebranche hat Webber auch die E-Auto- und Cloud-Industrie im Blick. „Die Marktdurchdringung batteriebetriebener Fahrzeuge steigt rasant, jedoch gibt es in der gesamten Lieferkette Kapazitätsengpässe“, sagt der Portfoliomanager. Die Branche ringe regelrecht darum, genug Batterien zu produzieren. Besonders spannend seien Investments in den koreanischen Batteriehersteller Samsung SDI, der die hohe Nachfrage europäischer und amerikanischer Autohersteller befriedigen könne.
Cloud-Anbieter wie Microsoft und Alphabet überzeugen Webber mit Umweltaspekten. Clouds erreichen laut dem Portfoliomanager eine Serverauslastung von bis zu 90 Prozent und verbessern damit im Vergleich zu Unternehmensservern die Energieeffizienz um bis zu 80 Prozent. „Zudem investieren die Unternehmen in erneuerbare Energien, die nahezu 100 Prozent ihres Verbrauchs ausmachen“ sagt Webber.
Transparente Ratings
Ob ein breit aufgestellter Aktienfonds mit Börsen-Schwergewichten oder ein konzentrierter Energiefonds besser ins Portfolio passt, müssen Anleger ihren Vorlieben entsprechend entscheiden. Ein Königsweg existiert am Fondsmarkt nicht. „Es gibt nicht die eine, allgemeingültige Definition von Nachhaltigkeit, sondern ein breites Spektrum von Ansätzen“, sagt Morningstar-Analystin Wolfstetter. Anleger sollten sich stets über eigene Werte und Ziele im Klaren sein und überlegen, welche Strategie dazu passt.
Hilfestellung gibt der Gesetzgeber. Im Juni legte die EU-Kommission erneut ein Maßnahmenpaket zur Taxonomie vor. Die Behörde veröffentlichte delegierte Verordnungen, die Wirtschaftstätigkeiten mit Blick auf Umweltziele einordnen. Dabei geht es um die vier Ziele „nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen“‚ „Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“, „Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung“ und „Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme“. Außerdem erweiterte die EU-Kommission auch das Spektrum von Wirtschaftstätigkeiten, die zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen und bisher nicht unter die Taxonomie fielen. Dazu zählen das verarbeitende Gewerbe und der Verkehrssektor.
Das Maßnahmenpaket der EU-Kommission enthält auch einen neuen Vorschlag: Die Kommission will die Qualität und Transparenz von ESG-Ratings in der Finanzbranche verbessern. Anbieter von Nachhaltigkeits-Ratings sollen künftig von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zugelassen und beaufsichtigt werden. „Die neuen Vorschriften werden Anleger in die Lage versetzen, bei nachhaltigen Investitionen fundiertere Entscheidungen zu treffen“, heißt es von der Kommission. Die Verordnungen sind erst ein Entwurf. Das EU-Parlament und der EU-Rat müssen noch zustimmen. Läuft der Prozess reibungslos, erhalten Anleger eine weitere Orientierungshilfe im Nachhaltigkeits-Dschungel auf dem Fondsmarkt.