ETF der Woche Erfolgreicher Schlag gegen den Weltindex – dieser ETF kombiniert das Beste zweier Welten
Normale Aktienfonds werden von einem Fondsmanager verwaltet. ETFs bilden passiv einen Index nach. So lautet die allseits bekannte Formel. Anstatt eine aktive Anlagestrategie zu verfolgen, investieren die meisten ETFs in alle oder einen repräsentativen Teil der Wertpapiere eines zugrunde liegenden Index. Da das Management nur bei Index-Veränderungen Anpassungen vornimmt, erhalten Anleger im Gegenzug eine sehr kostengünstige Lösung, um in einen Korb von Wertpapieren zu investieren und einen breiten Markt abzudecken. Schlagen lässt sich eine Benchmark so allerdings nicht.
Aktive Fondsmanager hingegen treffen Entscheidungen über den Kauf und Verkauf von Wertpapieren mit dem Ziel, eine bessere Rendite als der Marktindex zu erzielen. Sie verfolgen eine bestimmte Anlagestrategie und analysieren aktiv den Markt, um Chancen zu erkennen. Dies führt in der Regel zu höheren Verwaltungskosten. Darüber hinaus können bei aktiven Fonds Ausgabeaufschläge oder Performancegebühren anfallen. Diese verursachen zusätzliche Kosten.
Die Wertentwicklung aktiv verwalteter Fonds hängt also stark von den Fähigkeiten des Fondsmanagers ab. Theoretisch sind aktive Fonds in der Lage, den Markt deutlich zu übertreffen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen jedoch, dass es nur einer Minderheit gelingt, langfristig besser zu sein als die Benchmark, die es zu schlagen gilt.
Aktive ETFs: Eine Hybridform des Investmentansatzes
Eine recht neue Spezies im ETF-Kosmos sind die aktiven ETFs, eine Art Zwitter zwischen den beiden klassischen Investmentansätzen. Eine der bekanntesten Vertreterinnen ist die Technologie-Investorin Cathie Wood. Im Jahr 2014 gründete Wood ihre Firma Ark Invest und legte den ARK Innovation ETF auf. In diesem aktiv gemanagten ETF wählt Cathie Wood die einzelnen Positionen mit Fokus auf disruptive Technologien aus. In den vergangenen Jahren haben andere Gesellschaften nachgezogen und vermehrt neue Produkte dieser Art auf den Markt gebracht. Derzeit sind aktive ETFs aber noch absolute Nischenprodukte. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg werden nur zwei Prozent des gesamten ETF-Anlagevermögens in solchen Produkten verwaltet.
Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch klingt, ist es aber nicht, denn ETFs müssen der Definition nach nicht passiv verwaltet werden. Vielmehr ist ein Exchange Traded Fund nichts anderes als ein börsengehandelter Fonds. Das bedeutet, dass sie während der regulären Handelszeiten an der Börse gekauft und verkauft werden können. Dies gibt Anlegern die Flexibilität, ihre Positionen schnell zu verändern und zeitnah auf Marktbewegungen zu reagieren.
Da ETFs an Börsen gehandelt werden, gibt es einen ständigen Markt für den Kauf und Verkauf von ETF-Anteilen. Anleger haben so die Möglichkeit, ihre Anteile zum aktuellen Marktpreis zu verkaufen, ohne auf einen Käufer warten zu müssen. In der Regel haben ETFs enge Geld-/Briefspannen, sprich der Preisunterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis, ist relativ gering.
Aktive ETFs: Marktchancen nutzen mit unterschiedlichen Ansätzen
Weil aktives Management generell vieles bedeuten kann, unterscheiden sich auch aktive ETFs stark voneinander. Zum einen gibt es sogenannte Faktor-ETFs, die versuchen, anhand bestimmter Merkmale wie Unternehmensgröße oder -qualität, Aktienbewertung, Schwankungsverhalten oder Kursmomentum eine Outperformance zu erzielen.
Beispiele hierfür sind ETFs wie der Xtrackers MSCI World Quality oder der iShares Edge MSCI World Momentum.
Anders funktionieren sogenannte Indexverbesserer. Sie orientieren sich grundsätzlich an der Zusammensetzung eines Index, wollen aber durch Abweichungen in der Gewichtung der Einzelwerte eine bessere Performance erzielen. Ein Beispiel ist der Xtrackers S&P 500 Equal Weight, bei dem alle Werte eines Index gleich gewichtet werden.
JP Morgan Global Research Enhanced Index Equity ESG ETF: Erfolgreich gegen den Weltindex
- Sektor: Aktienfonds All Cap Welt
- Wertentwicklung 3 Jahre: 53 Prozent (15,2 Prozent p.a.)
- Wertentwicklung lfd. Jahr: 12,5 Prozent
- ISIN: IE00BF4G6Y48
- ETF-Volumen: 1,49 Milliarden US-Dollar
- ETF-Auflage: 10. Oktober 2018
- Laufende Kosten: 0,25 Prozent
- Volatilität 3 Jahre: 17,7 Prozent
- Maximaler Verlust: 33,9 Prozent
Einen etwas anderen Weg gehen die Experten von J.P. Morgan mit ihren Enhanced-Produkten. Das Fondshaus bietet derzeit fünf Fonds für Industrieländer und drei Fonds für Schwellenländer, darunter Japan und die USA, an. Durch aktive Einflussnahme auf die Aktienauswahl will J.P. Morgan langfristig die Benchmark schlagen. Mit dem globalen Produkt, dem JPMorgan Global Research Enhanced Index Equity ESG ETF, ist dies bisher gelungen. Gegenüber dem mit 52 Milliarden US-Dollar größten ETF auf den Weltindex, dem iShares Core MSCI World, beträgt der Vorsprung seit Auflegung im Oktober 2018 trotz einer etwas höheren Kostenquote mittlerweile rund 8 Prozent. Mit jährlichen Kosten von 0,25 Prozent ist der ETF deutlich günstiger als herkömmliche aktiv gemanagte Fonds, die in der Regel nicht an der Börse gehandelt werden. Hier werden bis zu zwei Prozent oder mehr fällig.
J.P. Morgan beschäftigt weltweit rund 100 Analysten. Diese analysieren täglich den Aktienmarkt und sortieren potenziell interessante Aktien nach ihrer Attraktivität. Die entsprechenden Unternehmen werden dann im ETF stärker oder schwächer gewichtet. Ziel des Ganzen ist es, das Risiko so gering wie möglich zu halten und trotzdem etwas mehr Rendite zu erzielen.
Qualität statt Quantität: Nur halb so viele Positionen wie der MSCI World
Zusätzlich berücksichtigt der Fondsanbieter einen dreistufigen ESG-Auswahlprozess, der Unternehmen aus bestimmten Branchen oder mit schwachen ESG-Daten komplett ausschließt. Der ETF wird von Piera Elisa Grassi und Raffaele Zingone verwaltet. Im Gegensatz zum MSCI World setzt das Duo mit derzeit 745 Aktien auf nur halb so viele Positionen. Um den Markt langfristig zu schlagen, muss das Management theoretisch nur die schlechte Hälfte des MSCI World Universums meiden.
Wie das Manager-Duo in seinem letzten Update schrieb, war die richtige Auswahl der Sektoren der wichtigste Faktor für die Performance. Darüber hinaus trug die Untergewichtung von Walt Disney zur Outperformance bei. „Die jüngsten Quartalszahlen des Unternehmens fielen gemischt aus. Obwohl der CEO die notwendigen Veränderungen zur Steigerung der Produktivität und Effizienz vorantreibt, steht das Unternehmen wie seine traditionellen Medienkonkurrenten vor Herausforderungen. Disney+ hat in seinem wichtigsten Markt, den USA, Abonnenten verloren, und die linearen Disney-Netzwerke verzeichnen weiterhin einen beschleunigten Abonnentenrückgang“, so die ETF-Manager.
Die übergewichtete Position in Analog Devices, einem US-Halbleiterunternehmen, belastete die Performance. „Obwohl die Aktie im zweiten Quartal einen Rekordumsatz verzeichnete, blieb sie volatil. Grund dafür war der schwache Ausblick des Unternehmens für die zweite Jahreshälfte angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit und der Normalisierung der Lieferketten.“
J.P. Morgan's Ausblick: Inflation auf dem Rückzug und Kurswechsel der Zentralbanken
Die Experten von J.P. Morgan gehen davon aus, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat und allmählich auf ein erträglicheres Niveau zurückgeht. Da der Inflationsdruck nachlasse und die restriktiveren Kreditbedingungen Risiken für die globalen Aussichten darstellten, müssten die Zentralbanken ihren Kurs ändern und die Weichen für eine neue mehrjährige Phase niedriger langfristiger Zinsen stellen. Der ETF bleibt daher im Vergleich zur Benchmark weitgehend neutral in Bezug auf Regionen, Sektoren und Anlagestile. „Wir konzentrieren uns auf die Identifizierung attraktiver Aktien innerhalb jedes Sektors und jeder Region, um im Laufe der Zeit eine zusätzliche Outperformance zu erzielen. Unser Prozess deutet darauf hin, dass der Markt derzeit überdurchschnittlich viele solcher Aktien bietet“, erklären die Manager.
Auf regionaler Ebene werden Aktien aus den USA und Japan gegenüber der Benchmark leicht übergewichtet. Im Gegensatz dazu sind Aktien aus Kanada und Australien leicht untergewichtet. Größte Position ist mit 5,17 Prozent die Aktie von Apple. Das von Steve Jobs als Garagenfirma gegründete Technologieunternehmen hat mit seinen Produkten wie den Mac-Computern und vor allem dem iPhone hippe Geräte geschaffen, die täglich von hunderten Millionen Menschen genutzt werden. Der Konzern mit dem Apfel im Logo ist hochprofitabel und gilt mit einer Marktkapitalisierung von 2,8 Billionen Dollar als wertvollstes Unternehmen der Welt. Mit dem neuesten Produkt, der an eine futuristische Skibrille erinnernden Datensichtbrille Vision Pro, steht laut Firmenchef Tim Cock das nächste „revolutionäre Produkt“ in den Startlöchern. Auf den Rängen folgen Microsoft, Alphabet, Amazon und Nvidia.
Top-Holdings auf einen Blick:
Wenn es den Anbietern gelingt, die jährlichen Mehrrenditen von 0,5 bis einem Prozent pro Jahr gegenüber den Standardindizes dauerhaft zu halten, könnten aktiv gemanagte ETFs tatsächlich einen Siegeszug antreten. Eine gute Alternative sind sie jedenfalls schon jetzt.