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in Corona-KriseLesedauer: 3 Minuten

Chefvolkswirt von Alliance Bernstein Erholung wird nur von kurzer Dauer sein

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Schuldenberge und niedrige Inflation

Die Pandemie hat zwei wichtige Folgen: Zum einen ist die Staatsverschuldung insbesondere in den Industrieländern förmlich explodiert. Um diese Kosten für die Staaten niedrig zu halten und das Wirtschaftswachstum zu stützen, gehen Fiskal- und Geldpolitik Hand in Hand, wobei die Fiskalpolitik heute das wichtigste wirtschaftspolitische Instrument darstellt. Von hier aus ist es nur ein kleiner Schritt bis zu einer Dominanz der Fiskalpolitik, offenkundigeren Formen der Monetarisierung (wie der modernen Geldtheorie) und letztlich zu einer höheren Inflation.

Diese dürfte jedoch ausbleiben, zumindest kurzfristig: Wir befinden uns in einem neuen geld- und fiskalpolitischen System, in dem viele der alten Regeln wahrscheinlich nicht mehr gelten. Wenn das Wirtschaftswachstum wieder anzieht, könnte es daher sein, dass die Inflation dennoch nicht mitzieht, wie dies bereits vor der Corona-Krise am gestörten Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation zu beobachten war. 

Anleiherenditen bleiben tief

Auch die Anleiherenditen waren 2020 niedrig. Die Europäische Zentralbank (EZB) ließ verlauten, sie müsse die Zinsen auf einem niedrigen Niveau halten, um zu verhindern, dass die expansive Fiskalpolitik privatwirtschaftliche Investitionen verdrängt. Stattdessen verankern die Zentralbanken ihre Maßnahmen weiterhin in einem konventionellen geldpolitischen Rahmen, indem sie diese durch die niedrige Inflation rechtfertigen.

Beide Wege führen jedoch im Wesentlichen zum gleichen Ergebnis. Der Gleichgewichtszins ist deutlich niedriger als früher. Und solange es keine überzeugenden Anhaltspunkte dafür gibt, dass die Inflation langfristig gestiegen ist, wird die Geldpolitik nicht in gleicher Weise wie früher auf ein höheres Wachstum und sinkende Arbeitslosenzahlen reagieren. Es gibt also praktisch kein Szenario, in dem die wichtigsten Zentralbanken weltweit nächstes Jahr ihre Leitzinsen erhöhen.

Den vollständigen Ausblick von Darren Williams lesen Sie hier.

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