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Erholungsrally Die Börse enteilt der Wirtschaft

 Touristen am Grand Canyon in Arizona, USA: Die Kluft zwischen Börsen und Realwirtschaft wächst.
Touristen am Grand Canyon in Arizona, USA: Die Kluft zwischen Börsen und Realwirtschaft wächst. | Foto: imago images / ZUMA Press

An der Börse erklärt man sich die jüngste Aufwärtsdynamik in der Regel mit folgenden Punkten:

Paras Arnand, CIO Asset Management Asien Pazifik bei Fidelity
  • Dass sich die Börsenkurse seit dem Tiefpunkt der Krise wieder deutlich erholt haben, hat vor allem mit der Unterstützung der Zentralbanken und Regierungen zu tun.
  • Die steigenden Aktienkurse und engeren Credit Spreads lassen mittelfristig eine klare Wiederbelebung der wirtschaftlichen Aktivität erwarten, wenn die aufgestaute Nachfrage und die Konjunkturmaßnahmen ihre Wirkung entfalten.
  • Diese Stimmungsentwicklung wird auch von manchen Daten untermauert, die aus China kommen. Die chinesische Volkswirtschaft war die erste, die ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wieder lockerte.

Diese überaus positive Sichtweise missachtet jedoch zwei Faktoren, die die jüngste Kursentwicklung maßgeblich beeinflusst haben. Zum einen ist da der Grund, warum Zentralbanken überhaupt am Markt eingegriffen haben: Der Verkaufsdruck im März offenbarte, dass es den Kreditmärkten an Tiefe fehlte. Noch ist nicht klar, ob die Geldpolitiker das Problem gelöst haben und wie sich all das auf die Realwirtschaft und die Unternehmensgewinne auswirken wird.

Zum anderen haben sich die Märkte strukturell verändert. Das Gewicht passiver und automatisierter Strategien ist deutlich gestiegen und sorgt dafür, dass die Preisbildung am Markt weniger präzise und effizient geworden ist. Oder anders gesagt: Wer am Kapitalmarkt die Weisheit der Massen sucht, muss sich bewusst sein, dass viel „dummes Geld“ darin steckt.

Gespaltene Marktdynamik

Anleger müssen nun herausfinden, was dieser Bruch zwischen Markt und Wirtschaft für sie bedeutet. Ich bezweifle, dass die Nachfrage in nächster Zeit weit genug ansteigt oder die Finanzierungshilfen ausreichen werden, um eine Erholung der Unternehmensgewinne auf breiter Front anzustoßen. Die Konjunkturprogramme führen indes zu einem Anstieg der Staatsschulden, was wahrscheinlich eine steigende Steuerlast für Unternehmen und eine strengere Regulierung zur Folge hat. Das würde der Wirtschaft schaden, scheint an der Börse jedoch nicht eingepreist zu sein.

In den vergangenen Wochen gab es jedoch auch gute Nachrichten. Konjunkturflauten und volatile Märkte bringen immer Gewinner und Verlierer hervor. Viele Unternehmen konnten zum Beispiel ihren Umsatz steigern, da die Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen gestiegen ist. Die Entwicklung am Markt ist dadurch zunehmend gespalten. Im marktbreiten S&P 500 etwa gab es in den vergangenen drei Monaten ebenso viele Subsektoren mit positiven wie solche mit negativen Renditen. Bei einer so breiten Spanne ist die Entwicklung des Gesamtindexes kaum von Bedeutung. Wer feststellen will, ob die Märkte gerade eher Risiken eingehen oder scheuen, verschwendet womöglich seine Zeit.

Börsen und Wirtschaft werden auch wieder zu ihrem alten Einklang zurückfinden. Diese drei Faktoren sollten Anleger beachten, wenn sie sich für die nächste Phase der Pandemie positionieren:

  1. Es wird auch Verlierer geben

Die Macht von Regierungen und Zentralbanken hat Grenzen. Für einige Unternehmen und besonders stark beeinträchtigte Branchen werden Zahlungsschwierigkeiten daher unvermeidbar sein. Die Reaktionen darauf werden ganz unterschiedlich sein, da Regierungen in den kommenden Jahren mehr Einfluss auf die Wirtschaft nehmen werden. In den nächsten Monaten dürfte es zu mehr Konsolidierung und einer größeren Gewinnverlagerung kommen als nach der Finanzkrise von 2008. Etablierte Unternehmen könnten tiefgreifende Veränderungen vorantreiben, während die Schwerkraft auf optimistisch bewerteten Jungunternehmen lastet.

  1. Für diese Situation gibt es kein Modell

Die Bandbreite der Unbekannten ist heute größer als es die meisten Anleger je erlebt haben. Dabei wird deutlich, dass es problematisch sein kann, sich zur Risikobewertung oder Entscheidungsfindung zu sehr auf Finanzmodelle zu verlassen. Natürlich können Datenanalyse und künstliche Intelligenz den Anlageprozess bereichern. Jedoch fußen alle Modelle darauf, dass die Merkmale von Wertpapieren und die Beziehungen zwischen ihnen, die in der Vergangenheit zu beobachten waren, auch in Zukunft noch gelten. Jede Anlagestrategie sollte im Kern von Demut geprägt sein - heute mehr denn je.

  1. Der Informationsvorsprung zählt

Ich würde argumentieren, dass die Regulierung, die auf die Finanzkrise von 2008 folgte, mit für die fehlende Tiefe der Märkte während der vergangenen Wochen verantwortlich ist. Die Verbreitung passiver und anderer regelbasierter Strategien (in Kombination mit einer strengeren Regulierung des Sell-Side-Research) hat zur Folge, dass das Volumen und die Tiefe der Wertpapieranalyse ähnlich stark geschrumpft sind. Ich glaube, dass für Fundamentalanleger dadurch der Informationsvorsprung wieder an Relevanz gewinnt. Dabei hatte man diesen aufgrund besserer Transparenz und Verfügbarkeit von Informationen zeitweise schon als obsolet angesehen. Wenn historische Korrelationen heute nicht mehr greifen, könnte es sich schon auszahlen, einzelne Unternehmen einfach nur im Detail zu verstehen.

Auf das Wesentliche besinnen

In einer Phase, da es für Anleger kaum Verlässliches gibt, könnte die Bewertung wieder wichtiger werden, um künftige Renditen vorherzusagen. In den vergangenen Jahren waren Wachstumsunternehmen besonders gefragt; heute könnte es sich für Anleger lohnen, eine niedrige Bewertung als Sicherheitspolster zu sehen, da die Verunsicherung bereits eingepreist ist. Denn treffsichere Prognosen werden im aktuellen Umfeld schwer zu finden sein.

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Wichtige Informationen:          

Diese Unterlage ist eine Marketinginformation. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokuments „Wesentliche Anlegerinformationen“ und des veröffentlichten Verkaufsprospekts, des letzten Geschäftsberichts und – sofern nachfolgend veröffentlicht – des jüngsten Halbjahresberichts getroffen werden. Diese Unterlagen sind die allein verbindliche Grundlage des Kaufs. Anleger in Deutschland können diese Unterlagen kostenlos bei der FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main, anfordern. FIL Investment Services GmbH veröffentlicht ausschließlich produktbezogene Informationen und erteilt keine Anlageempfehlung. Die im Text genannten Unternehmen dienen nur der Illustration und sind nicht als Kaufs- oder Verkaufsempfehlung zu verstehen. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Informationen aus externen Quellen werden hinsichtlich ihrer Richtigkeit oder Vollständigkeit von Fidelity International nicht garantiert. Ebenso haftet Fidelity International nicht für entstandene Verluste aus der Verwendung der Informationen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Erträge. Fidelity International, das Fidelity International Logo und das „F-Symbol“ sind eingetragene Warenzeichen von FIL Limited. FIL steht für FIL Limited (FIL) und ihre jeweiligen Tochtergesellschaften. Herausgeber für Deutschland: FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main. Stand, soweit nicht anders angegeben: Juni 2020. MK11248

 

Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.

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