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Erleben europäische Bankaktien 2014 eine Renaissance?

Wolfgang Köbler
Wolfgang Köbler
Seit Ausbruch der Finanzkrise sorgten Banken vor allem für negative Schlagzeilen. Die Staatsschuldenkrise beherrscht die Medien nicht mehr, dafür stehen jetzt Manipulationsvorwürfe gegen verschiedene Großbanken im Fokus. Den Skandalen zum Trotz: Es lohnt sich, Finanzwerte und deren Bilanzstärke genauer anzusehen.

Die Konjunktur in der Eurozone verbessert und stabilisiert sich. Das rechtfertigt einen neuen Blick auf die europäische Bankenlandschaft, auch und gerade im Vergleich zu den US-Instituten. Wie kapitalstark sind mittlerweile die Banken, und wie werden sie sich 2014 schlagen? Die wichtigste Herausforderung liegt in der weitergehenden Entschuldung ihrer Bilanzen und der Beschaffung von Eigenkapital zur Umsetzung von Basel III. Die Amerikaner kommen im Durschnitt auf eine Eigenkapitalquote von rund elf Prozent; die Europäer kommen auf Quoten um die acht Prozent.

Nimmt man die aktuell erreichte Rentabilität als Kriterium für die faire Bewertung, so kann man bei vielen Bankwerten in Europa deutliches Aufholpotential erkennen. Beim Blick über den Atlantik erkennt man, dass sich inzwischen eine weite Kluft zwischen erfolgreichen US Banken und den europäischen Instituten aufgetan hat.

Unternehmenskredite in den USA wachsen wieder

Drei wichtige Faktoren verdeutlichen den Vorsprung der Amerikaner:
1. Während die Erträge der Banken in den USA zunehmen, erodieren sie in Europa.
2. In Nordamerika wächst die Kreditvergabe an Unternehmen, in Europa sinkt sie, vor allem aufgrund der weiter schwierigen Wirtschaftslage in den Peripherieländern.
3. Die Wertberichtigungen in den USA befinden sich wieder auf dem Niveau von 2007, in Europa ist ein kleiner Rückgang zu erkennen. Die aufgeblähten Bilanzsummen der Europäer erschweren deren schnelleren Genesungsprozess. Die Bilanzsumme der Finanzinstitute in den EU 17-Ländern liegt immer noch bei rund 350 Prozent des BIP, während der Vergleichswert in den USA knapp 100 Prozent beträgt.

Eine weitere Belastung stellen die Pläne für eine europäische Bankenunion dar. Die Idee ist grundsätzlich richtig. Es hakt jedoch auf politischer Ebene: Am Reißbrett ist zwar alles klar, aber die Umsetzung steckt im Wesentlichen noch in den Kinderschuhen. Lediglich die einheitliche Bankenaufsicht scheint jetzt 2014 Formen anzunehmen. Die vom Gesetzgeber geplante Bankenunion wird das System aber nachhaltig stabilisieren. Wie ein Damoklesschwert schwebt jedoch die geplante Bilanzprüfung über der Einführung des einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus. Es muss im Vorfeld klargestellt werden, wie die notwendige Rekapitalisierung der Banken gewährleistet werden soll.

Banken brauchen mehr Eigenkapital

Nach Schätzungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG belasten die neuen Regelungen die deutschen Geldhäuser mit rund 9 MilliardenEuro pro Jahr. Dabei ist der größte Posten die höhere EK-Ausstattung mit 7 Milliarden Euro; dabei ist die höhere Bankenabgabe noch gar nicht berücksichtigt.

2014 wird spannend: Schaffen es die europäischen Institute durch attraktive Kapitalmaßnahmen ihre Eigenkapitalbasis nachhaltig zu steigern und das Vertrauen der Marktteilnehmer zurückzuerobern? Dann hätten diese Bankaktien, die aktuell im Durchschnitt nur mit dem zehnfachen Gewinn bewertet werden, erhebliches Aufholpotential.

Risikobereite Anleger kaufen jetzt ausgewählte europäische Bankenwerte. Wer den nervenschonenderen Weg beschreiten möchte, der kann gelassen in amerikanische Finanztitel investieren. Die Fundamentaldaten dort sind besser, jedoch dürften die Kurschancen der Mitteleuropäer langfristig deutlich höher sein.

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