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„Erst in ein, zwei Jahren wird sich Europas sparsame Haushaltspolitik auszahlen“

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Gut gemacht, Griechenland

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat dieser Tage die konjunkturbereinigten Zahlen zu den öffentlichen Defiziten veröffentlicht (Fiscal Monitor Update). Danach sieht das Bild anders aus, als wir es aus den üblichen Zahlen kennen.

Das öffentliche Defizit im Euroraum ist heute um ein Drittel niedriger als 2008. Eine ganze Reihe von Ländern sind unter beziehungsweise nahe an der magischen Grenze von 3 Prozent: Neben Deutschland auch Frankreich und Portugal und selbst Italien (mit nur noch 0,5 Prozent im Jahr 2012). Andere stehen kurz davor.

Griechenland, das derzeit wegen mangelnder Sparanstrengungen viel geschmäht wird, hat sein Defizit von 18,5 Prozent (!) 2009 auf „nur“ noch 4,5 Prozent zurückgebracht. Im nächsten Jahr wird es nach den Prognosen des IWF auf lediglich 2 Prozent kommen. Einen solchen Turn-Around in so kurzer Zeit hat meines Wissens bisher kein Industrieland je geschafft.  

Nicht so gut steht es um Spanien. Es liegt konjunkturbereinigt derzeit bei 5 Prozent und wird im nächsten Jahr auf 3,9 Prozent kommen. Hier steht ein großer Teil der Arbeit noch bevor. Irland steht nach diesen Zahlen ebenfalls nicht so gut da. Das Land wird derzeit zwar an den Märkten als Staat mit großen Konsolidierungserfolgen gefeiert. Konjunkturbereinigt liegt sein Defizit 2012 aber immer noch bei 6 Prozent. Im nächsten Jahr soll es gerade mal auf 5,6 Prozent fallen.  

Vorbild Schwellenländer

Ganz besonders gut sind viele Schwellen- und Entwicklungsländer. Sie laufen den Industriestaaten inzwischen nicht nur beim Wachstum den Rang ab, sondern auch bei der Stabilitätspolitik. Sie sind Muster sowohl bei der Inflationsbekämpfung als auch bei der Konsolidierung der Haushalte.

China hat konjunkturbereinigt einen ausgeglichenen Haushalt. Hier ist freilich zu bedenken, dass es in einem Land mit so vielen Staatsbetrieben nicht ganz leicht ist, das öffentliche Defizit richtig abzugrenzen. Aber auch in anderen Staaten sind die öffentlichen Finanzen keineswegs mehr in Unordnung: Türkei (Defizit 2,8 Prozent), Brasilien (1,5 Prozent) oder Mexiko (2,4 Prozent).

Ausnahme ist Indien mit einem Fehlbetrag von 9 Prozent. Das Land hat im Vergleich zu China viele Vorteile. In Sachen Effizienz der Wirtschafts- und Finanzpolitik hinkt es jedoch weit hinterher.   

Für den Anleger

Glauben Sie nicht denen, die bei der Finanzpolitik überhaupt keine Fortschritte sehen. Es geht voran, freilich langsam. Es wird noch ein, zwei Jahre dauern, bis sich das Sparen wirklich auszahlt.

Zudem: Seien Sie vorsichtig bei etwaigen Erfolgsmeldungen, die auf den Märkten erzählt werden. Irland hat in der Finanzpolitik noch einen sehr langen Weg zu gehen. Auch Spanien ist noch weit vom Klassenziel entfernt. Ich würde deren Bonds heute nicht kaufen. Italien ist dagegen beim öffentlichen Defizit gut. Sein Problem ist die hohe aufgelaufene Verschuldung, die das Land vom Kapitalmarkt abhängig macht.  

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