Vorläufige Schadenbilanz So teuer war Wintersturm „Zoltan“
Nach Berechnungen der Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) liegen die Sachschäden des Wintersturms „Zoltan“ für die deutschen Versicherer bei rund 200 Millionen Euro, inklusive Kasko. Er ist laut MSK der erste bundesweit schadenträchtige Sturm des Jahres 2023.
Typischer Wintersturm
Für die Branche seien die angefallenen Schäden aber nichts Außergewöhnliches. „Sie bewegen sich in einer Höhe, wie sie die Versicherer nahezu jedes Jahr für ein Wintersturmereignis zahlen“, sagt MSK-Geschäftsführer Onnen Siems. Der versicherte Schaden liege zum Beispiel weit entfernt von „Zeynep“, der 2022 rund eine Milliarde Euro an Kosten verursachte.
Das Sturmtief hatte Deutschland am Donnerstag vergangener Woche erfasst. Besonders stark wütete „Zoltan“ dabei im Norden Deutschlands. In Hamburg wurde durch die starken Winde eine Sturmflut ausgelöst, bei der das mittlere Hochwasser um 3,33 m höher ausfiel als im Mittel. Es kam landesweit zu Sturmböen, im Norden auch zu orkanartigen Böen von mehr als 103 Kilometer pro Stunde. Dabei entstanden Sachschäden durch Flut, umgestürzte Bäume und die direkte Einwirkung des Windes, zum Beispiel an Hausdächern und Aufbauten.
Leicht unterdurchschnittliches Schadenjahr 2023
Das Gesamtjahr 2023 dürfte sich inklusive Sturm „Zoltan“ auf fast vier Milliarden Euro an versicherten Schäden durch Naturgefahren summieren. Damit liegen die Experten von MSK auf dem Niveau der Halbjahresschätzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aus dem August dieses Jahres. Der Verband hatte für das Gesamtjahr ebenfalls einen Aufwand von vier Milliarden Euro prognostiziert und von „leicht unterdurchschnittlichen Naturgefahrenschäden“ gesprochen. Im Vorjahr hatte der Schadenaufwand bei 4,3 Milliarden Euro gelegen, leicht über dem langjährigen Durchschnitt von 4,2 Milliarden Euro.
Hallo, Herr Kaiser!
Hoher Handlungsdruck bei Prävention und Klimafolgenanpassung
Sturm, Hagel, Blitz und Überschwemmungen hatten im ersten Halbjahr 2023 in Deutschland versicherte Schäden in Höhe von 1,9 Milliarden Euro verursacht. Davon entfielen 1,4 Milliarden Euro auf Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetriebe und weitere 500 Millionen Euro auf die Kraftfahrtversicherung. Am folgenschwersten waren in den ersten sechs Monaten die Unwetter „Lambert“ und „Kay“, die im Juni Schäden in Höhe von rund 740 Millionen Euro angerichtet hatten.
Im Zuge der Veröffentlichung der Halbjahresbilanz im August sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen: „Trotz der zu erwartenden moderaten Schäden in diesem Jahr dürfen Prävention und Klimafolgenanpassung nicht vernachlässigt werden. Wir müssen uns auf die Klimafolgen mit immer mehr Wetterextremen einstellen. Die Anpassung des Baurechts, weniger Flächenversiegelungen und ein Baustopp in Überschwemmungsgebieten müssen zügig umgesetzt werden.“