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„Es bestehen keine wirtschaftlichen Gründe für eine Auflösung der Eurozone“

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Anders als 2008

Obwohl einige Kommentatoren die allgemeine Verschlechterung der Marktstimmung von heute mit der Panik der globalen Finanzkrise von 2008 vergleichen, haben sich die finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen seitdem sehr verändert.

Das gesamte Finanzwesen geriet im Jahr 2008 unter gewaltigen Druck, nachdem Lehman Brothers und andere große Finanzinstitute bankrottgingen, während andere teilweise oder vollständig verstaatlicht wurden, um das globale System zu stabilisieren.

Heute befinden sich viele europäische Banken wieder in einer prekären Lage mit fragwürdigen Aktivposten, aber unserer Analyse zufolge sind sie heutzutage weitaus weniger verschuldet. Dies dürfte weniger Notverkäufe von Vermögenswerten bedeuten, welche die Krise von 2008 verschärften.

Außerdem befanden sich die meisten Unternehmen damals in einer Expansionsphase und waren daher schlecht auf die dramatische Liquiditätsklemme vorbereitet. Als die Fremdkapitalkosten eskalierten, konnten einige keine Barmittel mehr aufbringen und kollabierten.

Aufgrund der aus der Krise gelernten Lektionen verfügen Unternehmen heute generell über hohe Barbestände und die Gewinne der US-Konzerne haben Rekordniveaus erreicht. Signifikante Kostensenkungen anstatt exzessiver Kapitalausgaben bestimmten das Geschehen.

Europas Aktienbewertungen sind niedrig

Obwohl das Hauptaugenmerk der Märkte auf Europas Worst-Case-Szenario gerichtet ist, glauben wir, dass Angstverkäufe wie im September 2011 attraktive Kaufgelegenheiten eröffnen. Während wir uns auf Qualitätsanlagen konzentrieren und die Brennpunkte der Krise nach Möglichkeit vermeiden, finden wir Aktienrisikoprämien ebenfalls sehr attraktiv, selbst in den am meisten betroffenen Ländern.

Während der globalen Finanzkrise von 2008/2009 gingen die auf zwölf Monate hochgerechneten Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) an vielen Märkten deutlich zurück.

Der Rückgang der erwarteten Gewinne je Aktie vom Höchstwert bis zur Talsohle belief sich in Spanien auf 23 Prozent und Italien auf 47 Prozent. Auf der Grundlage der niedrigeren Gewinnprognosen lagen die Talsohlen der auf zwölf Monate hochgerechneten KGVs im Jahr 2008 in Spanien bei 11,7 und in Italien bei 9,6.

Mit Stand vom 31. Mai 2012 herrschte am spanische Aktienmarkt ein auf zwölf Monate hochgerechnetes KGV von schätzungsweise 8,1 vor, während sich diese Zahl am italienischen Aktienmarkt auf 7,2 belief.

Demgegenüber wurden US-Aktien am 31. Mai 2012 zum 11,9-fachen der Gewinnschätzungen gehandelt. Dennoch haben wir in unseren Strategien nennenswerte Positionen von Aktien aus Griechenland, Italien, Irland, Portugal Spanien vermieden.

Darüber hinaus bleibt die Volatilität an den US-amerikanischen und europäischen Aktienmärkte relativ niedrig und weit unter dem Stand von August/September 2011, weshalb wir unsere Aktienpositionen nicht signifikant verringerten. Wir halten weiterhin wachstumsorientierte Produkte, da wir deren Aussichten in einem allgemein wachstumsschwachen Umfeld für relativ gut halten.

Den jüngsten ökonomischen Frühindikatoren zufolge könnten wir uns einer Talsohle des Marktzyklus annähern. Sollte der starke Kapitalabfluss aus den Aktienmärkten anhalten, könnten wir das als ein konträres Signal zur Erhöhung unseres Risikoengagements verstehen.

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