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Aktualisiert am 22.01.2009 - 12:10 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

„Es gibt derzeit Aktien bester Qualität spottbillig“

Hohe Mittelabflüsse bei Hedge-Fonds lassen die Anbieter der alternativen Investments zu drastischen Mitteln greifen: Mindestens zehn weitere Investmentgesellschaften haben einen Rücknahmestopp für Anteile ihrer Hedge-Fonds beschlossen. Das berichtet der Londoner Branchendienst Financial News heute. Grund dafür seien die starken Wertverluste der Fonds und eine viel beachtete Warnung von Emannuel Roman. Der Chef der Hedge-Fondsgesellschaft GLG Partners sagte, in einem „darwinistischen Prozess“ werde mindestens jeder vierte Hedge-Fonds vom Markt verschwinden. Über die Zukunftsaussichten deutscher Hedge-Fonds befragte DAS INVESTMENT.com Christoph Bruns Manager des Hedge-Fonds Loys Global MH.

DAS INVESTMENT.com: Seit Wochen befinden sich die Aktienmärkte im Sinkflug. Trotzdem verzeichnen Hedge-Fonds, die die so genannte Short-Strategie verfolgen, Verluste. Wie kann das sein?

Christoph Bruns: Die Short-Strategie hätte im September eigentlich aufgehen müssen. Denn mit Wetten auf fallende Kurse konnte man ja kaum daneben liegen. Allerdings galt nach den heftigen Kursstürzen an den internationalen Aktienmärkten für viele Titel ein Verbot von Leerverkäufen. Das betrifft vor allem Banken und Versicherer. Deren Aktienkurse dürften weiter fallen. Denn sie werden demnächst Kapitalerhöhungen vornehmen müssen. Bestehende Anteile verlieren dadurch an Wert. Außerdem spekulieren viele Hedge-Fonds auf Pump und hatten daher mit geringeren Krediten zu höheren Zinssätzen zu kämpfen.

DAS INVESTMENT.com: Die Zentralbanken kommen aber doch mit immer neuen Finanzspritzen für den Geldmarkt den Banken entgegen.

Bruns: Das lindert vielleicht die akuten Sorgen der Banken, der Staat kann ja aber nicht die ganze Wirtschaft vor dem Austrocknen retten. Die Probleme der Banken kommen langfristig auch in der Industrie an. Fehlende Möglichkeiten zur Fremdfinanzierung von Investitionen sind das neue Hauptrisiko für die deutsche Konjunktur, denn die Firmenkredite müssen prolongiert werden. Unternehmen wie Arcandor oder Conergy zum Beispiel dürften Probleme bekommen, wenn sie keine neuen Kredite erhalten.

DAS INVESTMENT.com: Gibt es auch Beispiele von deutschen Firmen, die der aktuellen Krise trotzen?

Bruns: Ein sehr gutes Beispiel ist Bijou Brigitte. Als Anbieter von Modeschmuck lebt das Unternehmen von Impulskäufen junger Frauen und ist damit relativ krisenfest. Außerdem ist die Firma in ihrem Markt sowohl größter Anbieter als auch Kostenführer und besitzt Bankguthaben von etwa 150 Millionen Euro. Ein anderes Positivbeispiel ist BMW, das von seiner starken Stellung in den USA profitieren dürfte, denn Amerika ist der weltgrößte Absatzmarkt für Autobauer und die US-Anbieter sind derzeit in einer tiefen Krise.

DAS INVESTMENT.com: Dennoch lief es in den vergangenen Wochen weder für diese Aktien noch für ihren Hedge-Fonds Loys Global MH gut. Warum?

Bruns: Auch bei uns lief es in der jüngsten Vergangenheit enttäuschend, obwohl wir uns von den derzeit heißesten Märkten Banken, Rohstoffe und Schwellenländer fern gehalten haben. Stattdessen setzten wir auf Langweiler-Aktien mit viel Liquidität in der Bilanz. Doch an der Börse wurden sie in Sippenhaft genommen und stürzten mit ab. Es wurde kein Unterschied zwischen guten und schlechten Unternehmen gemacht. Das Ergebnis sind lächerliche Bewertungen. Es gibt derzeit Aktien bester Qualität spottbillig.

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