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ESG-Spezialistin über soziale Taxonomie „Es mangelt an wissenschaftlich fundierten Daten“

Von in ZielgruppenLesedauer: 5 Minuten
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Wann wird eine gemeinsame soziale Taxonomie auf EU-Ebene anwendungsreif sein?

Corrigan: Der Zeitrahmen ist noch offen. Wir gehen aber davon aus, dass eine soziale Taxonomie frühestens in ein paar Jahren eingeführt werden kann, vorausgesetzt, der Zeitplan verzögert sich nicht weiter. Unabhängig davon glauben wir, dass andere Branchenverbände und Länder, einschließlich des Vereinigten Königreichs, damit anfangen, ähnliche Rahmenregeln auszuarbeiten. Das begrüßen wir. Es würde dafür sorgen, dass sich die Regeln international weitestmöglich angleichen.

Sie sagen, dass Sie eine vereinfachte soziale Taxonomie befürworten. Was heißt das genau?

Corrigan: Wir unterstützen eine vereinfachte soziale Taxonomie, da es derzeit keinen ganzheitlichen Ansatz gibt, um zu definieren, was eine sozial nachhaltige Tätigkeit oder ein sozial nachhaltiges Unternehmen ist. Es gibt verschiedene Rahmenwerke, auf die wir aufbauen können. Aber wir müssen sie zusammenführen und rasch einen Konsens und Akzeptanz innerhalb der globalen Gemeinschaft finden. Wir brauchen auch bessere Messmethoden. Die Indikatoren für menschenwürdige Arbeit, auch in der Wertschöpfungskette, einen angemessenen Lebensstandard, das Wohlergehen der Endverbraucher und integrative und nachhaltige Gemeinschaften werden derzeit noch nicht umfassend offengelegt. Sie sind auch kaum vergleichbar.

Was müsste aus Ihrer Sicht als nächstes geschehen?

Corrigan: Wir würden es sehr begrüßen, wenn Organisationen wie das International Sustainability Standards Board (ISSB), die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) und andere auf dieser Arbeit aufbauen. Sie müssten so etwas wie einen sozialen Prototyp entwickeln. Dann könnten Unternehmen und Investoren mehr Mittel in soziale Themen lenken und dies den Stakeholdern auch mitteilen – auf eine konsistentere und aussagekräftigere Weise.

Da sich die EU noch nicht festgelegt hat: Wie gehen Sie bei Federated Hermes mit sozialer Nachhaltigkeit um?

Corrigan: Soziale Fragen stehen zunehmend auf unserer Agenda. So können wir bewerten, welche sozialen Auswirkungen die Klimastrategien der Unternehmen haben. Allerdings lässt weniger als die Hälfte der Unternehmen, die sich zur Achtung der Menschenrechte verpflichtet haben, auch konkrete Maßnahmen folgen – etwa indem sie sorgfältig prüfen, wie Unternehmen mit Menschenrechten umgehen. Unternehmen können ihre Geschäftsmodelle zum Nutzen der Gesellschaft ändern.

Soziale Nachhaltigkeit war schon immer Teil unseres Engagements. Wir haben Menschenrechtsfragen in Unternehmen bestimmter Regionen angesprochen. Wir haben auch Arbeitsrechte in den Blick genommen, unter dem Gesichtspunkt von Gesundheit, Sicherheit und existenzsichernden Löhnen. Ebenso zählte für uns der soziale Wohnungsbau, Entwicklung öffentlicher Räume und Schulen in einer Reihe von Projekten, in die wir investiert haben. Aufmerksamkeit aus sozialer Sicht erhalten auch das gesellschaftliche Wohlergehen als Folge von Covid, die Themen Diversität und Inklusion nach dem Mord an George Floyd sowie die anhaltende Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und im Wohlstand. Steigende Lebenshaltungskosten und eine wachsende Ungleichheit bewirken, dass soziale Themen unbedingt mehr in den Mittelpunkt rücken müssen.


Über die Interviewte:
Gemma Corrigan leitet den Bereich Politik und Interessenvertretung (Policy and Advocacy) beim Fondsanbieter Federated Hermes.

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