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Von in ESG SocialLesedauer: 3 Minuten
Mann im Anzug mit Topfpflanze vor rauchenden Schornsteinen
Das grüne Gewissen wird von kurzfristiger Rendite übertrumpft. | Foto: Midjourney

Es gehört zum guten Ton der Finanzbranche, über Nachhaltigkeit zu sprechen. Kaum ein Fondsmanager verzichtet heute darauf, sein Engagement für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung – kurz ESG – zu betonen. Kaum ein Asset Manager, bei dem laut eigenem Bekunden Nachhaltigkeit nicht seit 20 Jahren in der DNA steckt. Doch wie ernst ist es der Branche damit wirklich? Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zeigt, dass die Realität anders aussieht als in den Hochglanzprospekten.

Die Zahlen sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache: Während 88 Prozent der 350 befragten institutionellen Investoren angeben, verstärkt ESG-Daten zu nutzen, sind 92 Prozent nicht bereit, kurzfristige Renditen für langfristige Nachhaltigkeitsziele zurückzustellen. Zwei Drittel planen sogar, ESG-Kriterien in Zukunft weniger Gewicht bei ihren Anlageentscheidungen einzuräumen. Das passt nicht recht zur oft beschworenen grünen Transformation der Wirtschaft.

Greenwashing heute ein größeres Problem als früher 

Interessant ist auch der Blick auf den Klimawandel: Nur 55 Prozent der Befragten sehen darin einen relevanten Faktor für ihre Anlagestrategie. Stattdessen stehen klassische Themen wie Konjunkturzyklen und Handelskonflikte im Vordergrund. Lediglich 17 Prozent der Investoren überwachen aktiv Veränderungen in der Klimapolitik der Unternehmen.

Die Branche hat offenbar ein Glaubwürdigkeitsproblem – und weiß das auch. 85 Prozent der Befragten räumen ein, dass „Greenwashing“ heute ein größeres Problem darstellt als noch vor fünf Jahren. Mit anderen Worten: Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit wächst.

 

Dabei steht viel auf dem Spiel. Wie EY-Experte Matthew Bell anmerkt, werden für das Erreichen der Klimaziele Investitionen in Billionenhöhe benötigt. Wenn die Finanzwelt sich dieser Aufgabe nur halbherzig widmet, wird es schwierig mit den Pariser Klimazielen.

Die Ironie dabei: 93 Prozent der Investoren geben an, sie seien zuversichtlich, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeits- und Dekarbonisierungsziele erreichen werden. Woher diese Zuversicht rührt, bleibt angesichts der eigenen Passivität ein Rätsel. 

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Die Kosten explodieren – auch in der Bürokratie

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Ein wesentlicher Faktor dürfte die Qualität der Nachhaltigkeitsberichte sein. Acht von zehn Befragten sind der Meinung, dass in den Berichten die wirklich wesentlichen, also bedeutenden Aussagen deutlicher hervorgehoben werden müssen und dass sie so erstellt werden sollten, dass sie leichter mit anderen Unternehmensberichten verglichen werden können. Fast zwei Drittel fordern eine unabhängige Prüfung der Nachhaltigkeitsangaben.

Die Kosten dafür sind erheblich: Allein die neuen EU-Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) werden die Unternehmen nach Schätzungen jährlich etwa 1,5 Milliarden Euro kosten – der stärkste Anstieg der Bürokratiekosten, den die Behörde je verzeichnet hat.

Möglicherweise braucht es erst handfeste finanzielle Auswirkungen des Klimawandels, bis die Investment-Welt ihr Handeln überdenkt. Bis dahin bleibt die ESG-Debatte vor allem eines: ein Thema für wohlklingende Absichtserklärungen.

Dies ist ein persönlicher Kommentar, der ausschließlich die subjektive Meinung und Sichtweise des Autors widerspiegelt. Die hier dargestellten Ansichten, Interpretationen und Schlussfolgerungen repräsentieren nicht notwendigerweise die Position oder offizielle Haltung des Unternehmens. 

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