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Mehr Klarheit nötig ESG-Integration ist, wie Zucker in Tee zu geben

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Nachweis ist, wie Zucker in Tee zu geben

Wir beispielsweise integrieren ESG-Aspekte erstens bei der Analyse der Bewertungen auf der Aktienseite, zweitens in unseren fundamentalen Scores bei Unternehmensanleihen und drittens in unseren Länderanalysen für Anlagen in Staatsanleihen. Da sich all dies in unseren Anlageentscheidungen widerspiegelt, können wir tatsächlich nachweisen, dass wir ESG strukturell integrieren. In diesen Fällen erfolgt auch eine Qualitätskontrolle, um sicherzustellen, dass unser Ansatz angemessen ist. Wir untersuchen darüber hinaus, wie sich der Mehrwert dieses strukturellen Ansatzes nachweisen lässt.

Den Nachweis zu erbringen, dass es funktioniert, ist nicht einfach: ESG-Integration erinnert an Zucker in Tee zu geben – sobald man die Tasse umrührt, kann man den Zucker nicht mehr vom Tee unterscheiden. Er schmeckt bloß besser. Man kann den Zucker nicht länger isolieren, sobald er sich aufgelöst hat. Meines Erachtens gilt das auch für die ESG-Integration. Wenn man angibt, dass ESG-Aspekte bei der Anlageentscheidung einbezogen wurden, aber keine Dokumentation des Effekts auf die erfolgte Bewertung oder fundamentale Einschätzung vorgenommen hat, ist es schwierig nachzuweisen, dass man im übertragenen Sinne den Zucker hinzugefügt hat. Deshalb wird es schwieriger bleiben, über ESG-Integration zu sprechen.

Das Konzept der doppelten Relevanz

Ich meine, dass genauer untersucht werden sollte, was Sustainable- und Impact-Investments wirklich sind. Wichtig ist insbesondere eine größere Transparenz im Hinblick darauf, was im Investmentprozess gemacht wird – und was nicht. In dieser Hinsicht erfüllt der EU-Finanzplan seinen Zweck. Er wendet das Konzept der doppelten Relevanz an. Dieses Konzept ist keineswegs neu und zielt auf den Zweck von Sustainable- und Impact-Investing ab. Aus meiner Sicht sollte bei jeder nachhaltigen Anlagepolitik stets die Frage nach dem Warum im Mittelpunkt stehen. Versuchen wir ein besseres Anlageergebnis zu erzielen? Wollen wir bestimmte Anlagen aus Reputationsgründen vermeiden? Versuchen wir, die Welt zu verbessern? Oder treffen alle drei Gründe zu? Erst, wenn das geklärt ist, kann die Frage nach der Umsetzung beantwortet werden. Um bessere Anlageentscheidungen zu treffen, ist die ESG-Integration das passende Instrument. Sie ist aber kein Instrument dafür, die Welt zu verändern oder einen negativen Effekt zu vermeiden. Untenstehende Grafik veranschaulicht den Unterschied zwischen ESG-Integration und Impact-Investing, das klar darauf ausgerichtet ist, einen gesellschaftlichen Nutzen zu erzielen.

Abb. 1: Unterschiede zwischen ESG-Integration und Impact Investing. Quelle: Robeco

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