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Schwellenländer-Experte von Candriam „ESG ist in Emerging Markets ein wichtiger Performance-Treiber“

Paulo Salazar, Head of Emerging Markets Equity bei Candriam
Paulo Salazar, Head of Emerging Markets Equity bei Candriam: „Wenn Sie möchten, dass Ihre Anlagen zur Eindämmung des Klimawandels beitragen, sollten Sie in Schwellenländern investiert sein.“ | Foto: Candriam

DAS INVESTMENT: Herr Salazar, auf die Schwellenländer entfällt der Großteil der weltweiten CO2-Emissionen, des weltweiten BIP, der Weltbevölkerung und des weltweiten Wachstums. Mit ESG-Aspekten bringt man sie nicht vordergründig zusammen. Doch warum lohnt gerade hier die Beschäftigung mit entsprechenden Unternehmen?

Paulo Salazar: Da die Schwellenländer die weltweite Produktionsbasis darstellen, bieten sie auch die meisten Möglichkeiten, den Klimawandel zu bekämpfen. Zum einen durch die Möglichkeit, grüne Energie für ihr eigenes Wachstum zu generieren und damit die historische Verbindung zwischen BIP-Wachstum und Emissionen zu unterbrechen. Zum anderen durch die Produkte, die die Schwellenländer für die ganze Welt liefern, etwa für die Erzeugung umweltfreundlicher Energie weltweit. Solarkollektoren werden zum Beispiel überwiegend in den Schwellenländern gefertigt. Die Ländergruppe trägt außerdem dazu bei, den Energieverbrauch in jedem Land zu verringern: Halbleiter sind für Geräte notwendig, um den Energieverbrauch zu senken. Und Batterien für Elektrofahrzeuge – sowie deren Materialien – sind ein offensichtlicher Schlüssel zur Reduzierung von CO2-Emissionen.

Um risikoadjustierte Renditen zu erzielen, setzt Candriam auf verantwortungsbewusstes Investieren. Was umfasst dieser Ansatz?

Salazar: Er bedeutet für uns verantwortungsbewusst gegenüber allen Beteiligten zu sein, von den Mitarbeitern und Lieferanten über die Kunden und Investoren bis hin zur Gesellschaft und der Umwelt.

Wie sieht die ESG-Kapitalanlage konkret aus?

Salazar: Candriam hat einen strikten und spezifischen ESG-Anlageprozess für Schwellenländer entwickelt, der der Komplexität dieser Länder Rechnung trägt. Der Hintergrund: Die Anlageklasse Emerging Markets ist wesentlich vielfältiger als die der entwickelten Märkte. Die entsprechenden Aktienmärkte erstrecken sich über mehrere Kontinente und Kulturen, was die Komplexität der Analyse erhöht. Im Allgemeinen ist die Transparenz der Unternehmen weniger standardisiert, Informationen sind weniger leicht verfügbar und die Marktstrukturen sind in geringerem Maß entwickelt. Spezifische Schwierigkeiten werden teilweise durch die Übergewichtung von Large-Cap-Positionen in unseren Portfolios gemindert. Da viele dieser Unternehmen in ihren Branchen weltweit führend sind, ist ihre Anlegerbasis in der Regel komplex und anspruchsvoll.

Wie schaffen Sie es angesichts des breiten Spektrums der Schwellenmärkte dennoch, beim Investieren die Spreu vom Weizen zu trennen?

Salazar: Unser Länderanalyse-Modell hilft uns, das breite Spektrum der Märkte zu verstehen, in die wir investieren. ESG ist mehr als Klima. Social und Governance-Faktoren spielen seit langem eine zentrale Rolle bei Anlagen in den am schnellsten wachsenden Ländern und Finanzmärkten. Unsere Länderbewertungen helfen uns bei der Beurteilung der Risiken. Ganzheitlich betrachtet bieten die Inputs und Faktor-Subscores in unserem Ländermodell Einblicke und Cross-Checks. Unser Anlageprozess ist ein Bottom-Up-Ansatz, wir betrachten jedoch die Länderallokation als Sicherheitsaspekt und nicht als Renditetreiber.

Darüber hinaus achten wir besonders auf Unternehmen mit Aktivitäten in Hochrisikoländern. So haben wir seit 2021 Gespräche mit einer Reihe von Unternehmen aufgenommen, die in Myanmar präsent sind, um mögliche Verbindungen zur Militärregierung sowie die Maßnahmen jedes Unternehmens zur Achtung der Menschenrechte zu bewerten.

Und wo wird letztlich investiert?

Salazar: In den Emerging Markets analysieren wir auf der Suche nach Rendite Megatrends und Wachstumssegmente. Wir bei Candriam sind davon überzeugt, dass Unternehmen aus diesen Bereichen, die Chancen und Herausforderungen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit im Verbund mit den finanziellen Chancen und Herausforderungen anpacken, die besten Aussichten haben, Shareholder Value zu generieren. ESG in Emerging Markets sehen wir daher als einen eminent wichtigen Performancetreiber an.

Welche Unternehmen und Themen stehen im Fokus?

Salazar: Unsere Anlagestrategie für Schwellenländer-Aktien zielt auf starke Geschäftsmodelle und Fundamentaldaten ab. Sie legt den Schwerpunkt auf Unternehmen, deren Strategien von unterstützenden globalen Megatrends und Wachstumsbereichen profitieren, wie Demografie, Infrastruktur, disruptive Technologien oder makroökonomische, marktbezogene oder geopolitische Trends.

Wie geht Candriam bei der Auswahl vor?

Salazar: Nachdem wir etwa 50 Prozent der 1.700 Unternehmen im breit definierten EM-Universum mit unserer Überprüfung kontroverser Aktivitäten und unserer normenbasierten Analyse herausgefiltert haben, erstellen wir ein investierbares Universum von rund 700 Unternehmen, die nach der Analyse unseres ESG-Teams am besten in der Lage sind, die Chancen und Risiken der Nachhaltigkeitsherausforderungen zu bewältigen. Zur Bestimmung der am besten positionierten Unternehmen ziehen wir zwei Instrumente einer nachhaltigen Fundamentalanalyse an: Unter ESG-Gesichtspunkten überprüfen wir die Geschäftsaktivitäten und nehmen Stakeholder-Analysen vor.

Im Hinblick auf die Analyse der Geschäftsaktivitäten des Unternehmens beurteilen unsere ESG-Analysten die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells jedes Unternehmens anhand unserer intern aufgebauten, firmeneigenen ESG-Datenbank. Wir teilen Unternehmen anhand ihrer Branche oder ihres Sektors, ihrer geografischen Lage und ihres Geschäftsmodells in Gruppen ein. Danach bestimmen wir, in welchem Grad jede Branchengruppe gegenüber fünf wichtigen Entwicklungsherausforderungen – Klimawandel, Ressourcen und Abfall, gesunde Lebensweise und Wohlbefinden, demografischer Wandel und Digitalisierung & Innovation – ausgesetzt ist, und bewerten sie von 0 bis +100.

Neben der Analyse der Geschäftsaktivitäten haben Sie Stakeholder-Analysen erwähnt. Weshalb ist die Analyse der Stakeholder des Unternehmens für Candriam wichtig?

Salazar: Aus der Art, wie Unternehmen ihre Beziehungen zu ihren Stakeholdern gestalten, entstehen Chancen oder Risiken. Wir bewerten, inwieweit jedes Unternehmen die Interessen der Stakeholder in seine langfristige Strategie einbezieht, wobei wir insgesamt mehrere Kategorien von Stakeholdern berücksichtigen. Unsere Stakeholder-Analyse kombiniert eine Reihe qualitativer und quantitativer Indikatoren, darunter Unabhängigkeit und Effektivität des Vorstands, Abstimmung mit den Interessen der Aktionäre, Trends und Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, Mitarbeiterpolitik, Fluktuation, Eintritt und Schwere umstrittener Ereignisse wie Unfälle, Ermittlungen oder Bußgelder.

Wie sieht es, dies als letzte Frage, mit Stewardship aus?

Salazar: Stewardship kann in Form der Abstimmung auf der Jahreshauptversammlung der Aktionäre, des direkten und individuellen Dialogs mit dem Unternehmen oder kollaborativer Engagement-Kampagnen in Abstimmung mit anderen Anlegern erfolgen.

Candriam unterstützt mit seiner Abstimmungspolitik Beschlüsse, die im Einklang mit unserem Ansatz der Nachhaltigkeit und Verantwortung auf eine nachhaltige Entwicklung abzielen. Als ESG-Pionier fördern wir nachhaltige Entwicklung an den Finanzmärkten auch dadurch, dass wir unser Know-how in Seminaren, Arbeitsgruppen und Konferenzen mit Kunden, den Medien und der Finanzwelt im Allgemeinen teilen.

Mehr zur ESG-Integration in Emerging Markets bei Candriam lesen Sie hier.

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