Freshfields-Studie Dax-Manager: Wie ESG-Kriterien Topgehälter neu definieren
In den vergangenen Jahren hat die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in Geschäftspraktiken zunehmend an Bedeutung gewonnen. Eine aktuelle Studie von Freshfields hat nun untersucht, wie börsennotierte Unternehmen in Deutschland ESG-Kriterien in die Vergütung ihrer Führungskräfte einbeziehen. Die Analyse von 100 Unternehmen aus Dax, Mdax und Texdax liefert interessante Erkenntnisse über den aktuellen Stand und die Herausforderungen bei der Umsetzung von ESG-Zielen in Vergütungsstrukturen.
Verbreitung und Arten von ESG-Kriterien
Die Studie zeigt, dass ESG-Kriterien in der Vergütung deutscher Führungskräfte weit verbreitet sind. 85 Prozent der untersuchten Unternehmen haben verpflichtende ESG-Ziele in ihrer Vergütungsstruktur verankert. Dabei sticht die CO2-Reduktion als häufigstes Kriterium hervor: 66 Prozent der Unternehmen nutzen dieses Ziel. Es folgen Mitarbeiterzufriedenheit (44 Prozent), Diversität (42 Prozent), Compliance (29 Prozent), Arbeitssicherheit (26 Prozent) und Kundenzufriedenheit (21 Prozent).
Interessanterweise fallen die meisten verwendeten ESG-Kriterien in die Kategorie „Soziales“, gefolgt von „Umwelt“. Governance-Kriterien sind am seltensten vertreten. Dies könnte darauf hindeuten, dass Unternehmen sich besonders auf Bereiche konzentrieren, die direkten Einfluss auf Mitarbeiter und Umwelt haben.
Integration in Vergütungsstrukturen
Bei der Integration von ESG-Kriterien in die Vergütungsstruktur zeigen sich unterschiedliche Ansätze. 36 Prozent der Unternehmen berücksichtigen ESG-Ziele nur in der langfristigen Vergütung (LTI), 18 Prozent nur in der kurzfristigen Vergütung (STI), und 31 Prozent in beiden Komponenten. Diese Verteilung könnte darauf hinweisen, dass viele Unternehmen ESG-Ziele als langfristige strategische Prioritäten betrachten.
Die Mehrheit der Unternehmen (58 Prozent) verwendet ESG-Kriterien als eigenständige Komponente in der Vergütung. Nur 7 Prozent setzen sie als Multiplikator ein. Die Gewichtung von ESG-Kriterien variiert dabei erheblich und macht zwischen 5 Prozent und 40 Prozent der variablen Vergütung aus.
Herausforderungen und Ausblick
Die Studie identifiziert einige zentrale Herausforderungen bei der Integration von ESG-Kriterien in Vergütungsstrukturen. Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, ESG-Ziele zu finden, die zur Unternehmensstrategie passen und gleichzeitig den Geschäftserfolg unterstützen. Es besteht die Gefahr, dass schlecht gewählte Nachhaltigkeitsziele im Widerspruch zu den Unternehmensinteressen stehen könnten.
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Dabei lässt sich kein klarer Trend erkennen, ob die Bedeutung von ESG in der Vergütung zukünftig zu- oder abnehmen wird. Etwa 28 der untersuchten Unternehmen haben in ihren Vergütungspolitiken von 2022 oder 2023 ESG-bezogene Änderungen vorgenommen, aber diese Änderungen zeigen kein einheitliches Muster.
Die Studie deutet zudem darauf hin, dass sich viele Unternehmen noch in einer Experimentierphase befinden, was die optimale Integration von ESG-Faktoren in die Vergütung betrifft. Es wird betont, dass entscheidend sei, die Vergütungsstruktur mit der Unternehmensstrategie und insbesondere mit der Nachhaltigkeitsstrategie in Einklang zu bringen.
Fazit und Ausblick
Die Untersuchung zeigt, dass ESG-Kriterien in der Vergütung deutscher Führungskräfte angekommen sind. Allerdings gibt es noch Optimierungspotenzial bei der konkreten Ausgestaltung. Zukünftige Entwicklungen werden zeigen, ob sich bestimmte Praktiken als Standard etablieren und wie Unternehmen die Balance zwischen ESG-Zielen und traditionellen Leistungsindikatoren finden.
Die Autoren der Studie kündigen einen zweiten Teil an, der die Situation in den USA untersuchen und mit den deutschen Erkenntnissen vergleichen soll. Dies könnte weitere wertvolle Einblicke in internationale Unterschiede und Best Practices bei der Integration von ESG-Kriterien in Vergütungsstrukturen liefern.
Insgesamt unterstreicht die Studie die wachsende Bedeutung von ESG-Faktoren in der Unternehmensführung und zeigt gleichzeitig die Komplexität auf, diese sinnvoll in bestehende Vergütungsstrukturen zu integrieren. Es bleibt eine wichtige Aufgabe für Unternehmen, ESG-Ziele zu identifizieren, die sowohl den Nachhaltigkeitsaspekt als auch den Unternehmenserfolg fördern