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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 4 Minuten

Waffenhersteller mit prima ESG-Note Nachhaltig investieren: Warum ESG-Reportings zu kurz greifen

Braunkohletagebau nahe Lützerath mit Windrädern im Hintergrund
Braunkohletagebau nahe Lützerath mit Windrädern im Hintergrund: Hinter glänzenden ESG-Ratings verbergen sich oft wenig nachhaltige Geschäftsmodelle, warnt Vermögensverwalter Andreas Enke. | Foto: imago images/Jochen Tack

Neben dem Lagebericht, der Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Bilanz müssen größere Unternehmen auch noch einen ESG-Report erstellen und publizieren (ESG = ökologisch, sozial, gute Unternehmensführung). Dieser soll über die ökologischen Auswirkungen des Geschäfts, die Menschenrechte und über die Bekämpfung von Korruption informieren. Ziel ist es, Anleger bei ihrer Entscheidung zu unterstützen, ein bestimmtes Investment zu tätigen oder eben nicht.

Grundsätzlich ist der Ansatz richtig. Immer mehr Menschen wollen mit ihren Investments neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt erzielen. Leider hat die EU nicht beachtet, dass viele Daten, über die berichtet werden soll, schlichtweg nicht einheitlich sind. Oft stehen sie sogar noch gar nicht zur Verfügung. Außerdem gibt es keine weltweit gültigen Standards darüber, was als sozial und ökologisch kompatibles Wirtschaften gilt. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von regionalen und branchenspezifischen Standards. An diesen können sich die Unternehmen gewissermaßen bedienen.

ESG-Reports: Jede Menge Greenwashing

Schlimmer noch: Untersuchungen zeigen, dass mehr als die Hälfte aller ESG-Reports auf irgendeine Weise geschönt sind. Da wird der Umwelteinfluss übertrieben positiv dargestellt, negative Auswirkungen werden dagegen kleingeredet oder „rein versehentlich“ erst gar nicht erwähnt.

Aus diesen verschiedenen und teilweise gefärbten Angaben nach unterschiedlichen Standards sollen die Nachhaltigkeitsagenturen jetzt ESG-Ranglisten erstellen. Diese sollen dem Anleger suggerieren, er könne anhand einer simplen Kennzahl erkennen, ob ein Investment nachhaltig ist oder eher nicht. Wer sich ausschließlich auf solche Ratings verlässt, befindet sich blitzschnell auf absurden Wegen.

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Ein Beispiel gefällig? Rheinmetall. Der Hersteller von Puma-Panzern und Geschütztürmen des Leopard 2 kommt auf ein ausgezeichnetes ESG-Rating. Der Rüstungsproduzent will bis 2035 CO2-neutral wirtschaften. Aber agiert er deshalb auch wirklich nachhaltig? Zweifel sind erlaubt.

Ein weiterer Mangel von ESG-Ratings ist, dass sie vergleichsweise abstrakt sind. Die entsprechende Zahl oder der entsprechende Buchstabe sagt nur aus, wie nachhaltig ein bestimmtes Investment oder Portfolio angeblich ist. Wie diese Beurteilung zustande kommt, ist nicht zu erkennen.

SDG-Impact als zusätzliche Information

Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, die ESG-Ratings um die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs) zu ergänzen. 2015 hat sich die Weltgemeinschaft auf 17 Ziele geeinigt, die bis 2030 erreicht werden sollen. Sie sollen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren. Hier wird also nicht ausschließlich beurteilt, inwieweit Unternehmen soziale und ökologische Kriterien verletzen oder eben nicht, sondern, inwieweit sie mit ihrem Geschäft aktiv auf eins oder mehrere der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele einzahlen.