LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche

Themen-Experte Aktiver Ansatz aus Überzeugung

ANZEIGE
ANZEIGE

Verantwortlich investieren Weltbienentag – nachhaltige Landwirtschaft braucht Bestäuber

Imkerin in Minnesota, USA
Imkerin in Minnesota, USA: Lebensräume für Bienen verschwinden, Pestizide gefährden die Fortpflanzung. | Foto: Imago Images / Cavan Images
Marcus Wilert
Marcus Wilert

Der Weltbienentag erinnert uns jedes Jahr daran, dass Bienen und andere Bestäuber eine so wichtige Rolle in unserer natürlichen Umwelt spielen. Das Motto für das Jahr 2023 lautet „Engagiert Euch (Bee engaged) für eine Bestäuber-freundliche landwirtschaftliche Produktion“, womit ein grundlegender Aspekt unseres Lebensmittelsystems in den Mittelpunkt gerückt wird. Rund 75 Prozent der Pflanzen, die unserer Ernährung dienen, sind von der natürlichen Bestäubung abhängig. 

In Anbetracht der zentralen Rolle der Bienen ist der anhaltende Rückgang der Bienenpopulation sehr besorgniserregend. Studien haben gezeigt: Nimmt die Zahl der Bestäuber weiter ab, leidet nicht nur die Bestäubung der Pflanzen. Die gesamte zugrunde liegende Flora verändert sich, weil Pflanzen bevorzugt werden, die Bestäuber besser anlocken. Dadurch nimmt die Vielfalt der Vegetation ab und wir geraten in einen Teufelskreis der Abnahme biologischer Vielfalt. Inspiration und Ehrfurcht, die wir durch die Natur erfahren, lassen sich nicht in Zahlen ausdrücken. Aber es ist ganz klar: Wir brauchen ein ausreichendes Maß an biologischer Vielfalt, um die Nahrungsmittelproduktion zu aufrechtzuerhalten.

Die Gründe für das Bienensterben

Die Zahl der Bestäuber geht immer weiter zurück, weil ihre Lebensräume verschwinden. Der Klimawandel verschärft die Lage, zusätzlich verringert die Exposition gegenüber Chemikalien wie Pestiziden die Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere und gefährdet ihre allgemeine Gesundheit. Besonders Pestizide bergen große Gefahren: Auch wenn sie nur an bestimmten Stellen ausgebracht werden, gelangen sie von dort weiter in Flüsse, Seen und Meere und beeinträchtigen alle Lebewesen. In der Landwirtschaft werden viele Pestizide eingesetzt, um die Ernteerträge zu sichern.

Wir haben sowohl Unternehmen aus dem Lebensmittel- als auch aus dem Chemiesektor zu diesem Thema befragt. Wir waren uns dabei bewusst, dass die Ernährungssicherheit ein wichtiges Anliegen ist, insbesondere in Zeiten inflationärer Lebensmittelpreise. Wir erwarten jedoch, dass wir uns weiterhin darauf konzentrieren, wie unser Lebensmittelsystem ganzheitlich an eine nachhaltige Produktionsweise angepasst werden muss, in der Bestäuber gedeihen können. Die fortlaufende Entwicklung von Verordnungen und Rahmenregelungen zur biologischen Vielfalt bietet einige Anhaltspunkte für Maßnahmen.

 

Wichtige Impulse von der COP15 

Das Jahr 2022 war wichtig für die biologische Vielfalt und von besonderer Bedeutung für den Schutz von Bestäubern. Wir haben bereits über die Konferenz COP15 – die „Biodiversitäts-COP“ –  geschrieben, auf der im November 2022 der mit Spannung erwartete globale Rahmen für die biologische Vielfalt verabschiedet wurde. Er enthält die Vision eines Lebens im Einklang mit der Natur, was wir bis zum Jahr 2050 erreichen wollen und er ist durch Zwischenziele untermauert. Ziel 7 sieht vor, den Einsatz von Pestiziden und gefährlichen Chemikalien bis zum Jahr 2030 um mindestens die Hälfte zu reduzieren. 

Ein Teil der Veranstaltung war auch der Umsetzung der Internationalen Bestäuber Initiative (International Pollinator Initiative) gewidmet, die bereits im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, die nachhaltige Nutzung von Bestäubern zu fördern und die Länder zu ermutigen, Bestäuber zu schützen.

Neue Gesetze und Verordnungen in den USA und Europa

2022 war auch das Jahr, in dem sowohl in den USA als auch in Europa neue Gesetze und Vorschläge für Verordnungen verabschiedet wurden, in denen die Bedeutung von Bestäubern besonders hervorgehoben wurde:

  • In den USA haben 18 Bundesstaaten Gesetze zum Schutz von Bestäubern erlassen, von denen einige den Einsatz von Pestiziden, einschließlich Neonicotinoiden, einschränken. Die Entscheidung eines kalifornischen Gerichts, dass Hummeln als Fische eingestuft werden können, führte zu einiger Überraschung und Belustigung, obwohl das Urteil diese Gleichstellung nur in Bezug auf Bestäuber vornahm, die den Schutz des Gesetzes über gefährdete Arten des Bundesstaates verdienen. Mehrere US-Bundesstaaten kündigten außerdem Bemühungen an, das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung von Bestäubern zu stärken.
  • Die Europäische Kommission hat den Vorschlag zur Renaturierung (Nature Restoration Law Proposal) angenommen, der das Ziel enthält, den Rückgang der Bestäuberpopulationen umzukehren. Der Vorschlag ist Teil des umfassenderen Ziels, die biologische Vielfalt bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent der Land- und Meeresfläche wiederherzustellen.
  • Im Vereinigten Königreich bieten Überarbeitungen des Environmental Land Management Scheme zusätzliche Unterstützung für Landwirte, damit diese Nektar- und Pollenquellen bereitstellen und die Lebensräume für Wildbestäuber verbessern. Trotz solcher Anreize stehen die Landwirte in Großbritannien und weltweit vor großen Herausforderungen, wenn es darum geht, die Erträge zu halten und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu schützen. Denn dazu müssen Lebensräume geschützt und der Einsatz von Chemikalien reduziert werden.

Das Dilemma von Bauern und Bienen

Der Weg zur Bewältigung dieser Herausforderungen wird oft als regenerative Landwirtschaft bezeichnet. Darunter verstehen wir die Reduzierung synthetischer Pestizide, die Verbesserung der Böden und die Sicherstellung einer positiven Auswirkung der Landwirtschaft auf die Umwelt. Die Aufgabe, die Produktivität zu erhalten und gleichzeitig den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren, erfordert eine Kombination von Ansätzen.

Wir haben bereits über die Notfallzulassungen im Vereinigten Königreich und in anderen europäischen Ländern für den Einsatz von bienenschädlichen Neonicotinoid-Pestiziden geschrieben. Es kam dazu, weil es keinen alternativen Schutz gegen die Infektion mit dem Gelbvirus bei Zuckerrüben gibt. Der Oberste Gerichtshof der EU hat im Januar 2023 entschieden, dass keine weiteren Zulassungen erteilt werden, und obwohl das Vereinigte Königreich eine Ausnahme für dieses Jahr gewährt hat, ist klar, dass andere Wege zum Schutz dieser Kulturen gefunden werden müssen, und zwar bald. Die Reaktion der Industrie veranschaulicht weitere Komponenten eines mehrgleisigen Ansatzes: finanzielle Unterstützung der Landwirte für Ernteverluste, Evaluierung von Pflanzensorten mit teilweiser Resistenz gegen das Virus und Befürwortung der Genmanipulation zum Schutz vor dem Virus ohne Einsatz von Pestiziden.

Die Auswirkungen für Investoren

Als Investoren und als Vermögensverwalter sind wir bestrebt, die langfristigen Nachhaltigkeitsziele zu fördern und gleichzeitig den kurzfristigen Druck anzuerkennen, dem die Unternehmen, in die wir investieren, ausgesetzt sind. In einer Zeit, in der rasante Kostensteigerungen die ohnehin schon geringen Margen der Landwirte aufzehren und in der die wirtschaftliche Macht ungleich über die gesamte Wertschöpfungskette verteilt ist, sollten die Herausforderungen im Agrarsektor als Teil des gesamten Lebensmittelsystems angegangen werden. Anfang dieses Jahres hat PlanetTracker eine Investoren-Roadmap vorgestellt, um genau diese Bemühungen zu unterstützen. Indem wir die Chancen und Zwänge für die Akteure in jeder Stufe der Wertschöpfungskette erkennen, können wir eine Zukunft, in der Bestäuber – und Lebensmittelproduzenten – gedeihen, effektiver unterstützen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.