Finanzprodukte zum Investmentstart In ETFs oder lieber in Aktien investieren?
Gerade ist Dividendensaison im Dax. Und viele Aktionäre können sich neben Kursgewinnen über ein passives Einkommen freuen. Alle 160 in DAX, MDAX und SDAX enthaltenen deutschen Aktiengesellschaften werden für das Geschäftsjahr rund 62,5 Milliarden Euro ausschütten. Das sind 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das hat Finanzmarktexperte Christian Röhl gemeinsam mit dem Institut for Strategic Finance der FOM Hochschule und der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. in ihrer diesjährigen Dividendenstudie analysiert.
Spitzenreiter bei den Ausschüttungen bei allen Dax-Firmen ist in diesem Jahr der Autohersteller Mercedes Benz. Insgesamt schüttet der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr 5,54 Milliarden Euro an Dividenden aus. Jeder Aktionär kann sich also pro Aktie über eine Dividende in Höhe von 5,30 Euro freuen.
Welche Dax-Firmen in diesem Jahr außer Mercedes Benz sonst noch viel ausschütten, kannst du dir in der folgenden Bildergalerie anschauen.
Autohersteller sorgen für ein Drittel der Dax-Dividenden
Dass ausgerechnet ein Autohersteller den größten Dividendentopf besitzt, ist kein Zufall. Ein Drittel der Dax-Dividendensumme, also 17,3 Milliarden Euro, stammt von den sieben Autofirmen. Weitere knapp 20 Prozent kommen von fünf Versicherern und Banken, so das Ergebnis der Studie.
Unter den Dax-Firmen, die seit Jahrzehnten ihre Dividende erhöhen, befindet sich allerdings kein Autohersteller.
Um Dividenden zu erhalten, ist es egal, ob du einen Aktien-ETF oder eine Aktie als Direktinvestment im Depot hälst. Ansonsten unterscheiden sich diese Finanzprodukte von ihren Chancen und Risiken aber erheblich. Wir haben dir in diesem Artikel die größten Unterschiede aufgelistet.
Was sind die größten Unterschiede zwischen ETFs und Aktien?
Wer in einen ETF investiert, kann sich mit einem Investment mitunter tausende verschiedene Aktien oder andere Finanzprodukte ins Depot holen, da ein ETF immer einen Index beispielsweise den MSCI World abdeckt.
Wer eine Aktie kauft, investiert dagegen nur in ein Unternehmen. Daher gehen mit ETFs und Aktien ganz andere Chancen und Risiken einher.
Wir haben die wichtigsten Unterschiede hier zusammengefasst:
|
ETF |
Aktie |
Bestandteile |
Viele Unternehmen |
Ein Unternehmen |
Rendite |
Rendite begrenzt, maximal so hoch wie die des Index |
Rendite nicht nach oben, aber auch nicht nach unten begrenzt; hängt vom Erfolg des Unternehmens ab |
Risiken |
Weniger Risiken durch Investment in viele Firmen gleichzeitig |
Höheres Risiko durch Einzelinvestment |
Kosten |
Niedrige Kosten durch Investment in viele Unternehmen mit einem Trade |
Höhere Kosten durch Investment in nur ein Unternehmen pro Trade |
Quelle: eigene Erstellung
Was ist eigentlich ein ETF?
Die deutsche Übersetzung von Exchange traded fund (ETF) lautet börsengehandelter Indexfonds.
ETFs bilden einen Wertpapierindex möglichst genau ab und vollziehen dessen Entwicklung nach. Steigt der zugrundeliegende Index wie der Deutsche Aktienindex, kurz Dax, um 1 Prozent an, steigt der Wert des entsprechenden ETFs ebenfalls um 1 Prozent an. ETFs auf Aktienindizes sind bei Anlegern aktuell am beliebtesten. Es gibt außerdem ETFs auf Anleihen und andere Finanzprodukte.
Chancen von ETFs
Als Käufer bekommst du bei weltweiten ETFs eine Aktienauswahl, mit der du von der Geschäftsentwicklung der wichtigsten Unternehmen rund um den Globus profitieren kannst. Die teuersten Firmen der Welt stellen dabei den größten Anteil am Index.
Wenn sich der Wert der Unternehmen an der Börse, der als Maßstab dient, ändert, werden die Indizes und damit auch die ETFs automatisch angepasst. Als Käufer musst du dich also nicht um den Aktienkauf kümmern und hast dennoch immer eine aktuelle Auswahl im Depot.
Ein Beispiel dazu: Wenn du dich für einen der ETFs auf den Welt-Index MSCI World entscheidest, holst du dir knapp 1.600 internationale Unternehmen ins Portfolio.
Globale ETFs machen es leicht, das Anlagekapital auf eine breite Basis zu verteilen – getreu dem Motto: „Breit gestreut, nie bereut.“
MSCI-World-ETF: Durchschnittsrendite von über 8 Prozent über 20 Jahre
Wenn du im Jahr 2022 einen monatlichen Betrag in den MSCI World investiert hat, konntest du dich im Jahr 2023 über eine durchschnittliche Rendite von 19,1 Prozent freuen. Zu diesem Ergebnis kommt das Team des Deutschen Aktieninstituts (DAI) mit seinem jährlich aktualisierten Renditedreieck. Es misst die Rendite einer monatlichen Geldanlage seit dem Jahr 1973 in den MSCI World-Index.
„Wer monatlich einen festen Betrag in Aktien des MSCI World investiert hat, konnte bei einer Spardauer von 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von über acht Prozent im Jahr auf das angelegte Geld erwirtschaften (Stand: Dezember 2023)“.
Bei diesen Zahlen solltest du allerdings beachten, dass es sich um Durchschnittsrenditen handelt. In den einzelnen Jahren gibt es teils starke Renditeunterschiede:
- Wer im Jahr 1998 monatlich investiert hat, und sein Investment 1999 verkauft hat, konnte sich über eine Rekordrendite von 51,7 Prozent freuen.
- Wer allerdings im Jahr 2007 monatlich investiert hat und im Jahr 2008 verkauft hat, musste Verluste in Höhe von 42,2 Prozent in Kauf nehmen.
Auch für den Dax stellt das Deutsche Aktieninstitut ein Renditedreieck von 1973 bis 2023 bereit, einmal für eine Einmalanlage und für einen monatlichen Sparplan.
Und für den Zeitraum zwischen 1986 und 2023 gibt es von den DAI-Experten auch ein Renditedreieck für die Einmalanlage in den Euro Stoxx 50.
Bei ETFs ständiges Eingreifen vermeiden
Wenn du dir ein paar ETFs für dein Depot ausgesucht hast, heißt es erstmal abwarten.
„Wenn du die passenden ETFs ausgewählt hast, dabei auf breit gestreute Indizes setzt und über einen längeren Zeitraum von zehn Jahren oder mehr investierst, braucht du dich nicht ständig darum zu kümmern, wie sich die ETFs entwickeln“, sagt Anke Pauli, Finanzexpertin und CEO von der „finanztheke“ sowie der Geldfreundinnen-Community.
Im Gegenteil: „Bei ETFs kann es sinnvoller sein, häufiges Eingreifen zu unterlassen und nur gegebenenfalls mal Nachkäufe zu tätigen oder die Sparraten anzupassen“, sagt Anke Pauli im Interview: Kursschwankungen sollten dich als Langfristinvestor:in dann auch nicht weiter stören.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Das kann in der Praxis mitunter schwieriger sein als gedacht. Denn im Jahr 2023 schwankte der MSCI-World im Vergleich zu den Vorjahren sehr stark. Anfang des Jahres dümpelte der MSCI World mit einem Plus von 4 Prozent Plus vor sich hin. Zum Vergleich: Anleger realisierten mit einem Investment in den EuroStoxx im gleichen Zeitraum ein Plus von 9,6 Prozent.
Nachdem sich der MSCI-World-Index in den Folgemonaten erholte und Ende Juli mit 3.064 Punkten sein vorläufiges Jahreshoch erreichte, ging es bis zum 30. Oktober wieder um rund 300 Punkte runter.
Zum Zeitpunkt dieser Kursrücksetzer kam viel Kritik an dem Index auf. Was genau zu den Kurseinbrüchen geführt hat und was wirklich an der Kritik dran ist, kannst du hier nochmals nachlesen. Aktuell steigt der MSCI World-Index wieder und Anleger waren gut beraten, ihre Anteile nicht kurzfristig zu verkaufen.
Kosten von ETFs im Vergleich zu Aktien
Die laufenden Kosten, also die Total Expense Ratio des ETFs, kurz TER, sollte laut Finanzexpertin Anke Pauli möglichst unter 0,5 Prozent liegen.
Bei Themen-ETFs beispielsweise für bestimmte Branchen kann es aus Sicht der Expertin auch vorkommen, dass sie etwas höher sind. Für diesen Preis erhalten Anleger:innen eine große Anzahl beispielsweise an Aktien, also Anteilen an Unternehmen, die sich auf ein bestimmtes Investmentthema oder eine Branche wie Wasserstoff oder KI spezialisiert haben.
Beim Kauf von Einzelaktien kaufst du pro Trade nur ein Unternehmen. Daher sind die Kosten im Vergleich zu ETFs höher.
Risiken von ETFs
ETFs auf weltweite Indizes wie den MSCI World Index enthalten zwar knapp 1.600 Firmen. Sie sind damit sehr breit aufgestellt. Das suggeriert zumindest der Name. Das Ganze hat aber eine Tücke. Denn, die meisten im Index enthaltenen Firmen sitzen in den USA und sind aus der Tech-Branche. International gleich verteilt und über die ganze Welt gestreut ist er also nicht.
Da ETFs einen Index genau nachbilden, hat ein ETF nie eine bessere Rendite als der zugrundeliegende Index. Die Rendite von ETFs ist also auf die Performance des Indexes begrenzt.
Chancen von Aktien
„Bei einer Aktie hast du sehr wohl die Möglichkeit, dass sie überperformt, also dass ich dann eine sehr, sehr schöne Rendite erhalte, wenn sich das Unternehmen sehr gut entwickelt“, sagt Jenny Dressel, Finanzexpertin und CEO von „Aktien für Frauen“.
Viele Firmen zahlen in guten Jahren zudem eine sogenannte Dividende, also eine Sonderzahlung pro Aktie. Davon profitieren ETF-Käufer:innen allerdings auch.
Risiken von Aktien
Rutscht der Kurs einer Aktie im Depot in den Keller, verlierst du Geld. Wenn du beispielsweise nur eine Aktie im Depot hältst und das Unternehmen in eine Krise rutscht, sinkt auch der Wert deines Depots in diesem Maße.
Expert:innen nennen dies das sogenannte „Klumpenrisiko“. Dein Depot ist also in diesem Beispiel sehr stark von dieser einen Aktie abhängig. Daher solltest du bei Einzelaktien „durchaus etwas aktiver involviert sein und den Nachrichten zu den ausgewählten Unternehmen, die man im Depot hat, folgen“, rät Anke Pauli.
Zudem solltest du nicht nur Aktien von einem Unternehmen halten, sondern dich auch hier möglichst breiter aufstellen.
Wer diesen Ratschlag beherzigt, muss sich laut Jenny Dressel nicht allzu viele Sorgen machen: „Solange ihr nicht ´all in` in eine Aktie geht, sondern euch mit verschiedenen Titeln und verschiedenen Investmentklassen breit aufstellt, kann fast nichts passieren.“
ETFs oder Aktien? - Jenny Dressel wählt Aktien
Jenny Dressel selbst hat mit ETFs angefangen, „weil mir damals einfach immer von allen Seiten gesagt wurde: Ja, man muss mit ETFs anfangen. Das ist das beste Mittel für Einsteiger:innen. Aber bloß nicht mit den Einzelaktien starten, hochriskant und ein großes Risiko bei einem einzelnen Unternehmen. Das kannst du dann machen, wenn du dich sicherer fühlst“.
Jenny hat dann letztlich ihre ETFs wieder verkauft und sich stattdessen lieber mit Einzelaktien beschäftigt: „Ich habe da Lust drauf, ich habe Zeit dafür und bin mir der Risiken bewusst. Ich bin mir aber auch sehr wohl der Chancen bewusst, die ich eben mit diesen einzelnen Titeln habe.“
Jenny rät vorsichtigen Anleger:innen zu ETFs
Anfänger:innen gibt Jenny Dressel den Rat: „Fangt mit einem ETF an, merkt ihr aber so wie ich, die Einzelaktien liegen mir doch mehr, dann macht das. Auch wenn andere sagen, man muss mit einem ETF starten, ist das noch lange nicht die Wahrheit und das Gesetz, sondern ich glaube, es ist einfach für jeden etwas anderes.“
Aber wer sich unsicher ist, oder wirklich noch Angst hat und wer jetzt erst mal ins Tun kommen will, dafür sind die ETFs laut Jenny „wirklich die allerbeste Wahl“.