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ETF-Strategie für die Zoll-Krise: Das raten drei Experten

Der MSCI World, einst Liebling der Anleger, hat den März mit einem Minus von 8 Prozent abgeschlossen. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus auf rund 16,7 Prozent. Besonders hart traf es Technologiewerte: Der Nasdaq 100 verlor im März 11,4 Prozent. Die Ursache liegt in der Handelspolitik der Trump-Administration, die mit ihrer Zollpolitik die Märkte weltweit in Aufruhr versetzt.
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Der MSCI World, einst Liebling der Anleger, hat den März mit einem Minus von 8 Prozent abgeschlossen. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus auf rund 16,7 Prozent. Besonders hart traf es Technologiewerte: Der Nasdaq 100 verlor im März 11,4 Prozent. Die Ursache liegt in der Handelspolitik der Trump-Administration, die mit ihrer Zollpolitik die Märkte weltweit in Aufruhr versetzt.
Mehr Informationen und Hintergründe zur Talfahrt des MSCI World finden Sie hier.
Doch was können Anleger am besten tun, wenn ihr ETF-Depot statt grün auf einmal rot leuchtet? Wir haben Christian W. Röhl, Ali Masarwah und Philipp von Königsmarck gefragt, wie ETF-Anleger in dieser volatilen Marktphase am besten vorgehen.
Langfristige Strategie beibehalten
„Anleger, die eine langfristige Anlagestrategie verfolgen, sollten diese aktuell erstmal nicht verändern“, rät Philipp von Königsmarck, Vertriebsleiter Wholesale für Nordeuropa bei L&G. „Auf längere Sicht gleichen sich derartige Marktschwankungen wieder aus und das in Aktien investierte Vermögen sollte weiter steigen.“
Von Königsmarck warnt ausdrücklich vor überhasteten Verkäufen: „Anleger sollten vermeiden, übereilt aus den Investments auszusteigen, insbesondere zu einem Zeitpunkt, an dem die Märkte nachgegeben haben. Denn wie wir gerade gesehen haben, können fallende Märkte bereits am nächsten Tag wieder steigen. Durch Verkäufe würden Anleger nur Verluste realisieren und dann vermutlich nicht an den wieder steigenden Märkten teilhaben.“
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Auch Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer von Envestor, mahnt zur Ruhe: „Panik ist ein schlechter Ratgeber. Wer am 9. April zum Handelsstart verkauft hat, hat den 9-Prozent-Sprung beim S&P 500 verpasst.“ Während Portfolioanpassungen durchaus sinnvoll sein können, sollten Anleger innehalten, wenn Angst vor Kursverlusten der Hauptmotivator ist.
Markt-Timing funktioniert nicht
Eine zentrale Erkenntnis der Experten: Den perfekten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt zu finden, ist praktisch unmöglich.
„Um es klar zu sagen: Markt-Timing funktioniert in der Praxis nicht“, betont von Königsmarck und fügt hinzu: „Sollte ein Anleger aber noch Gelder zur Verfügung haben, die er investieren kann, dann eignen sich dafür natürlich Zeitpunkte, an denen die Märkte gefallen sind. Aber auch hier gilt: Anleger sollten eine langfristig orientierte Anlagestrategie verfolgen, denn die Märkte könnten noch weiter fallen.“
Christian W. Röhl, Chief Economist bei Scalable Capital, sieht das ähnlich: „Wann der Tiefpunkt erreicht ist, wissen wir alle nicht. Ich wäre immer vorsichtig, den Tiefpunkt auszurufen. Noch vorsichtiger wäre ich dabei, diesen Punkt genau treffen zu wollen – das gelingt in der Regel nicht.“
Tiefere Kurse als Chance für Sparpläne
Insbesondere für Anleger mit regelmäßigen Einzahlungen bietet der aktuelle Abschwung sogar Vorteile. „Beim Sparplan steht die Regelmäßigkeit im Vordergrund“, erläutert Röhl. „Wer normalerweise monatlich 250 Euro investiert und in dieser Phase auf 300 Euro aufstockt, hat dadurch kein Timing-Risiko. Für jeden, der 10 oder 20 Jahre Zeit hat, ist eine solche Phase mathematisch betrachtet sogar besser, als wenn es kontinuierlich linear mit 8 Prozent pro Jahr nach oben ginge. Man sammelt jetzt günstigere Anteile ein, und wenn der Markt zum Ende hin wieder zur Durchschnittsrendite zurückkehrt, profitiert man umso stärker.“
Kritisch sei die aktuelle Marktphase laut Röhl nur für zwei Gruppen: „Für diejenigen, die ihre eigene Risikotoleranz überschätzt haben, und für alle, die kurzfristig an ihr Geld müssen.“
Diversifikation überprüfen und verbessern
Angesichts der starken Konzentration des MSCI World auf US-Aktien und insbesondere Technologiewerte raten die Experten zu einer breiteren Aufstellung des Portfolios.
„Auch wenn Anleger bereits zu einem hohen Grad in ETFs investiert sind und dadurch bereits eine gewisse Diversifizierung im Portfolio haben, sollten sie trotzdem überprüfen, ob es Konzentrationsrisiken gibt“, empfiehlt von Königsmarck. „Ist zum Beispiel der US-Anteil sehr hoch? Oder sind bestimmte Segmente wie Small- oder Mid-Caps nicht berücksichtigt? Was ist mit Schwellenländern? Sind nur wenige Anleihen im Portfolio? Sind Rohstoffe bereits abgedeckt? Wie sieht es bei Gold oder Goldminenaktien aus?“
Als Ergänzung zum MSCI World bieten sich laut Masarwah vor allem regionale ETFs an: „Wer nur auf den MSCI World gesetzt und damit eine konzentrierte Wette auf dem teuersten Aktienmarkt der Welt gefahren hat (USA), sollte das aktuelle Geschehen zum Anlass nehmen, sein Portfolio auf der Achsenseite zu diversifizieren: mehr Europa, mehr Schwellenländer, mehr Japan.“
Europa-ETFs, die aktuell besser abschneiden als der MSCI World, finden Sie hier.
Satelliten-Ansatz für individuelle Überzeugungen
Für Anleger, die über den diversifizierten Kernanlage hinaus eigene Schwerpunkte setzen möchten, schlägt Röhl einen modularen Ansatz vor: „Man kann natürlich immer sagen, der Kern meines Portfolios ist passiv, aber ich ergänze das um aktive Entscheidungen. Ein möglicher Satellit wäre Europa, wenn man davon ausgeht, dass Europa durch die angekündigten billionenschweren Investitionsprogramme und den stärkeren Zusammenhalt innerhalb der EU in den nächsten fünf bis zehn Jahren besser laufen wird.“
Weitere Satelliten könnten laut Röhl beispielsweise China oder Schwellenländer sein, die nach einer langen Schwächephase aufgrund niedriger Bewertungen wieder interessant erscheinen. Auch defensivere Strategien wie Dividendenaktien oder Unternehmensanleihen können das Portfolio stabilisieren.
Aktuelle Lage als Realitätscheck
Die Experten sehen die aktuelle Marktkorrektur auch als einen wichtigen Moment der Selbstreflexion für Anleger.
Röhl erklärt: „Auf Volatilität bei Aktien sollte man sich generell immer einstellen. Wir haben uns in den letzten 15 Monaten bis Februar 2024 etwas einlullen lassen. Im MSCI World in Euro gab es in diesem Zeitraum keinen einzigen Rücksetzer von 10 Prozent. Das war – in Kapitänssprache – 'Ententeich', absolut flach ohne eine einzige Welle. Nach zwei Jahren mit Zuwächsen von jeweils 20 Prozent war eine Korrektur überfällig, und Trump war sicherlich ein Katalysator.“
Ruhe bewahren und Chance nutzen
Die Experten sind sich einig: Jetzt ist nicht die Zeit für Panikverkäufe. Stattdessen sollten Anleger die aktuelle Situation nutzen, um ihre Portfolios zu überprüfen, bei Bedarf breiter aufzustellen und möglicherweise sogar zu günstigen Kursen nachzukaufen.
„Dass die Trump Administration gestern (9. April 2025, Anm. d. Red.) umgeknickt ist, zeigt uns, dass auch an den Märkten das Motto gilt: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, beruhigt Masarwah.
Königsmarck ergänzt: „Die Bereiche, in denen Anleger bislang wenig oder gar nicht investiert sind, eignen sich in solchen Marktsituationen zum Aufbau oder zum Nachkauf, um ein in mehrfacher Hinsicht diversifiziertes Portfolio zu haben.“
Für Anleger, die die nötige Geduld mitbringen und an ihrer langfristigen Strategie festhalten, könnten die aktuellen Marktverwerfungen somit nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance darstellen.



