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ETF-Trends 2023: Raus aus Gold, rein in Japan und Anleihen

Der ETF-Markt zeigt in Europa eine interessante Entwicklung: Zum einen nimmt das Interesse an Indexfonds spürbar zu, zum anderen greifen viele Anleger trotz steigender Aktienkurse lieber zu Anleihen-ETFs. Das zeigen Auswertungen von Morningstar und Amundi.
Anleihen-ETFs: Rekordzuflüsse trotz steigender Aktienkurse
„Die globalen Mittelzuflüsse in börsengehandelte Fonds summierten sich im ersten Halbjahr 2023 auf fast 300 Milliarden Euro, wobei die Nachfrage jeweils fast zur Hälfte auf Aktien- und Anleihe-ETFs entfiel“, schreibt der französische Vermögensverwalter Amundi. Bei Anleihen-ETFs umfassten die Zuflüsse im ersten Halbjahr 32,6 Milliarden Euro. Das ist schon jetzt mehr als im Gesamtjahr 2022.
Damit liegen die ETF-Zuflüsse dieser beiden Anlageklassen auf Sicht des ersten Halbjahres 2023 erstmals nahezu gleichauf. Für die gestiegene Nachfrage nach Anleihen-ETFs seien „gute Bewertungen nach den Korrekturen im letzten Jahr, höhere Renditen und ein breiteres Renten-ETF-Angebot, das Anlegern eine größere Auswahl und Granularität bietet“ verantwortlich.
Während Amundi die globalen Zu- und Abflüsse des ersten Halbjahres 2023 untersucht, liegen bei Morningstar die Daten des zweiten Quartals zugrunde. Doch auch hier sind Anleihen-ETFs die großen Gewinner. Dem jüngsten Morningstar-Bericht über europäische ETF-Kapitalflüsse zufolge zogen Anleihen-ETFs 15,9 Milliarden Euro an und damit mehr als im Vorquartal (15,1 Milliarden Euro). Im Gegensatz dazu zogen Aktienstrategien lediglich 12,7 Milliarden Euro an. Das entspricht einem Rückgang von satten 42 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres.
Anleger versuchten demnach, von den steigenden Anleiherenditen zu profitieren und Ungleichgewichte in den Portfolios auszugleichen. Anleihe-ETFs sind auch weniger volatil als Aktien-ETFs, was sie zu einer guten Wahl macht für all jene, die nach einer stabilen Anlage suchen.
Investment Grade steht hoch im Kurs
Anleger bevorzugten dabei Staats- und Unternehmensanleihen mit hohem Kreditrating (Investment Grade Rating), wie die Auswertungen von Amundi und Morningstar übereinstimmend zeigen. So waren im ersten Halbjahr laut Amundi Staatsanleihen mit 16,3 Milliarden Euro das gefragteste Exposure, gefolgt von Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating (plus 10,4 Milliarden Euro).
Interessant: Zu Beginn des Jahres gab es eine überproportional große Nachfrage nach Strategien mit kurzlaufenden Indizes, als Anleger bei einer inversen Zinskurve höhere Durationen vermeiden wollten. Langlaufende Staatsanleihen-Indizes waren auf Sicht des ersten Halbjahres dennoch gefragter (5,8 Milliarden Euro versus 4,7 Milliarden Euro bei kurzen Laufzeiten).
Aktien-ETFs: Rückkehr zum japanischen Markt
Aktien-ETFs erhöhten der Morningstar-Auswertung zufolge im ersten Quartal ihr Vermögen auf insgesamt mehr als 1 Billion Euro. Das entspricht einem Plus von 5,9 Prozent gegenüber dem ersten Quartal. Der Anstieg ist vor allem auf die Aktienrallye zurückzuführen. Diese Strategien sammelten im Berichtsquartal 12,7 Milliarden Euro ein (zum Vergleich: 21,8 Milliarden Euro im ersten Quartal).
Interessant: Neben internationalen und auf den US-Markt ausgerichteten Aktien kehrten die Anleger vor allem auf den japanischen Markt zurück. Die größten Abflüsse wurden bei Value-orientierten ETFs und auf Energieaktien spezialisierten ETFs verzeichnet. Mit dem Rückgang der Energiepreise zogen Anleger im ersten Halbjahr etwa 2 Milliarden Euro aus Energiesektor-ETFs ab.
Die Daten von Amundi bestätigen dieses Bild. So waren im ersten Halbjahr ETFs auf Schwellenländeraktien mit einem Plus von 13,4 Milliarden Euro am beliebtesten. ETFs auf globale Aktien aus entwickelten Märkten (plus 11,8 Milliarden Euro) waren ebenso gefragt wie ETFs auf asiatische Industrieländer (plus 3,3 Milliarden Euro).
Thematische und nachhaltige Fonds: Veränderte Anlegerhaltung
Abgekühlt ist das Interesse der europäischen ETF-Anleger bei thematischen und nachhaltigen Fonds. Die Zuflüsse in thematische ETFs gingen den Morningstar-Daten zufolge im zweiten Quartal deutlich zurück, von 800 Millionen in den ersten drei Monaten des Jahres auf 160 Millionen.
Bei den nachhaltigen börsengehandelten Fonds gingen die Mittelzuflüsse im zweiten Quartal von 10,7 Milliarden Euro (erstes Quartal 2023) auf 9,96 Milliarden Euro leicht zurück. Amundi meldet zusammenfassend für das erste Halbjahr 2023: „ESG-Anleihe-Strategien verbuchten Zuflüsse in Höhe von 6,8 Milliarden Euro, was deutlich unter den 25,8 Milliarden Euro liegt, die in traditionelle Renten-ETFs geflossen sind. Dass der ESG-Anteil bei Renten-ETFs viel niedriger als bei Aktien ist, kann an der großen Nachfrage nach Staatsanleihe-ETFs liegen, wo es schwieriger als bei Unternehmensanleihen ist, ESG-Indizes zu entwickeln.“
Insgesamt investierten Anleger 2,6 Milliarden Euro in ETFs auf ESG-Staatsanleihestrategien. Das entspricht rund 15 Prozent der Gesamtallokation in diese Anlageklasse.
Rohstoff-ETFs und ETCs: Abflüsse bei Gold
Auch Exchange Traded Commodities (ETCs) waren im vergangenen Quartal nicht besonders beliebt. Im zweiten Quartal flossen Morningstar zufolge 2,4 Milliarden Euro ab. Der Rückgang ist besonders heftig, da nur ein Quartal zuvor noch Zuflüsse in Höhe von 1,3 Milliarden Euro verzeichnet wurden. Besonders stark betroffen waren die Abflüsse bei Instrumenten auf Edelmetallen, zu denen auch Gold gehört.