ETF-Experte im Gespräch „Wir wollen ehrgeizige Umweltziele sehen“
DAS INVESTMENT: Dieses Mal ist der Trend zu nachhaltigen Investments echt. Die Finanzindustrie nutzt ESG, SDG und SRI, um Dutzende von Ansätzen rund um das Thema zu schaffen. Verwirrt das Anleger nicht und schadet dem Trend?
Marcus Weyerer: Die Entwicklung bei nachhaltigen Anlagen ist rasant. Auch wir haben neue Produkte auf den Markt gebracht. Da sich das Umfeld, unter anderem auch die Regulierung ändert, gibt es einen starken Bedarf an Innovation. Wir gehen bei der Auswahl der Bereiche, die wir besetzen wollen, sehr gezielt vor. Beispiele hierfür sind unser aktiv verwalteter Franklin Euro Green Bond ETF oder unser Franklin LibertyQ Global Equity SRI.
Ist es denn notwendig einen LibertyQ Global Equity SRI Index zu schaffen, wenn es doch einen MSCI ACWI SRI bereits gibt?
Weyerer: Mit unserem Ansatz wollen wir Anlegern Zugang zu einem breiten Index gewähren, der dem MSCI All Country World Index SRI zugrunde liegt. Hier legt MSCI stringente Ausschluss- und Nachhaltigkeitskriterien fest. Aus diesem Universum wählen wir dann Unternehmen anhand bekannter Kriterien wie der Profitabilität einer Firma, des Verschuldungsgrades oder deren Bewertung aus. Zudem gibt es eine Obergrenze je Einzelwert von einem Prozent. Ganz einfach um Klumpenrisiken zu vermeiden. Im Mutter-Index gibt es Einzelwerte jenseits von 10 Prozent Gewichtung. Darüber muss man sich im Klaren sein. Das Vorgehen entspricht der aktiven Philosophie unseres Hauses.
Es ist nicht ganz leicht, einen Zusammenhang zwischen nachhaltigem Unternehmensmanagement und positiven Kursentwicklungen herzustellen.
Weyerer: Da haben Sie Recht. Klar ist aber, dass es sich beim Engagement für Nachhaltigkeit um einen Indikator für die Qualität des Managements handelt. Wenn wir uns das gesamte Umweltmanagement eines Unternehmens ansehen, wollen wir eine Reihe von bereits erreichten ehrgeizigen Umweltzielen und eine erfolgreiche Implementierung einer Strategie zur Dekarbonisierung sehen. Emittenten, die darin Stärke demonstrieren, haben überwiegend einen verbesserten Kapitalmarktzugang und niedrigere Kapitalkosten. Das wird deutlich, wenn man sich anschaut, wie viele grüne Anleihen zu Spreads notieren, die enger sind als ihre nicht-grünen Gegenstücke.
Verzerren Tech-Konzerne wie Google und Microsoft, die eher zufällig sauber sind, die Performance-Frage von nachhaltigen Investments?
Weyerer: Es stimmt sicherlich, dass einige nachhaltige Indizes von einer relativen Übergewichtung im Tech-Sektor oder sogar in Einzeltiteln wie Microsoft profitiert haben. Es liegt aber auch auf der Hand, dass nachhaltig orientierte Unternehmen Wachstums-Chancen besser wahrnehmen können als Firmen, die sich in den nächsten Jahren ernste Gedanken um das Bestehen ihres Geschäftsmodells machen müssen. Auch weiche Faktoren wie Reputationsrisiken sollten nicht unterschätzt werden.