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Anleger fliehen aus US-ETFs in europäische Investments

Im ersten Quartal 2025 vollzog sich am ETF-Markt eine Trendwende: Anleger haben in massivem Umfang Kapital aus US-Aktien abgezogen und sich stattdessen europäische Werte ins Portfolio geholt. Das zeigen aktuelle Daten der großen ETF-Anbieter Amundi, Blackrock und Vanguard.
So entfielen rund 30 Prozent der gesamten ETF-Mittelzuflüsse im ersten Quartal auf Aktien-ETFs mit Fokus auf Europa – im März waren es sogar mehr als 50 Prozent, wie Amundi in seinem aktuellen ETF-Flow-Report berichtet. Europäische Aktien-ETFs sammelten im ersten Quartal laut Amundi 26,7 Milliarden Euro ein, während auf US-Aktien-ETFs nur 9,0 Milliarden Euro entfielen.

Rekordverschiebung bei Investments
Diese Entwicklung markiert eine drastische Umkehr gegenüber dem Vorjahr. In den ersten drei Monaten 2024 flossen in US-Aktien-ETFs noch 12,7 Milliarden Euro, während Europa-Aktien-ETFs nur 2,5 Milliarden Euro einsammelten, wie aus den Amundi-Daten hervorgeht. Einen Einbruch der Allokation in US-Aktien bestätigt auch die jüngste Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern. Der Einbruch um 53 Prozentpunkte binnen zwei Monaten sei der stärkste Rückgang, den die Bank jemals verzeichnet hat.
Auch Vanguard berichtet in seinem ETF-Marktbericht von einer beschleunigten Rotation: US-Aktien-ETFs, die noch im Januar auf ein Nettoneuvermögen in Höhe von 10,5 Milliarden US-Dollar gekommen waren, mussten im März den zweiten Monat in Folge Nettoabflüsse hinnehmen und verloren 1,3 Milliarden US-Dollar, nachdem bereits im Februar Abflüssen von 519 Millionen US-Dollar zu Buche standen. Aktien-ETFs aus Europa verzeichneten hingegen laut Vanguard Nettozuflüsse in Höhe von 8,8 Milliarden US-Dollar.
Bei Blackrock ist die Nachfrage nach europäischen ETFs im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so hoch. „Unsere europäische ETF-Plattform hat in diesem Quartal erstmals ein verwaltetes Vermögen von über einer Billion US-Dollar erreicht“, betont Larry Fink, Chairman und CEO von Blackrock, in der Mitteilung zu den Geschäftsergebnissen.
Parallelphänomen: Defensive und offensive Investments boomen gleichzeitig
Besonders ungewöhnlich: Während Anleger offensiv in europäische Aktien investieren, suchen sie gleichzeitig Schutz in defensiven Anlagen wie Gold. Gold-ETFs und -ETCs verbuchten laut Amundi im ersten Quartal 2025 Zuflüsse von 3,8 Milliarden Euro – das beste Quartal seit 2022.
Die BofA-Umfrage bestätigt: „Long Gold“ hat „Long Magnificent Seven“ als überfüllteste Handelsposition abgelöst. „Die politische Unsicherheit und die Volatilität an den Finanzmärkten haben Anleger offensichtlich in traditionell ,sichere Häfen‘ getrieben“, erklären die Experten von Amundi in ihrem ETF-Flow-Report.
Gleichzeitig steigt die Cash-Quote der Investoren auf 4,8 Prozent – der größte Zweimonatsanstieg seit April 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie, wie die Bank of America in ihrer Fondsmanager-Umfrage feststellt.
Gründe für die Kapitalverschiebung
Die Ursachen für diese Marktverschiebung sind vielschichtig. Einerseits sorgt die erratische US-Zollpolitik für Verunsicherung, wie Amundi in seiner Analyse hervorhebt. Als größtes Marktrisiko identifizieren die von der Bank of America befragten Fondsmanager einen drohenden Handelskrieg, der eine globale Rezession auslösen könnte.
Andererseits gibt es auch positive Impulse aus Europa: Die europäischen Länder haben angekündigt, mehr für ihre Verteidigung auszugeben, und Deutschland hat seine Haushaltsbeschränkungen gelockert, wie Amundi in seinem Report ausführt.
Auf Sektorebene profitieren laut Amundi vor allem Finanzwerte und Industrietitel (jeweils +1,1 Milliarden Euro) von den Umschichtungen. Bei Industrietiteln war die Nachfrage nach Rüstungswerten in erster Linie für das Plus verantwortlich. Aus Technologie-ETFs flossen dagegen 344 Millionen Euro ab, so die Amundi-Daten.
Ausblick: Europa-Rotation als anhaltender Trend?
Ob die Renaissance europäischer Aktien von Dauer sein wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Strategen der Bank of America erwarten, dass die im April erreichten Tiefststände kurzfristig halten dürften. Die Wahrscheinlichkeit einer „harten Landung“ der Wirtschaft wird mittlerweile von 49 Prozent der Befragten erwartet – im Vormonat lag dieser Wert noch bei 11 Prozent. In diesem unsicheren Umfeld könnten europäische Aktien weiterhin als gute Alternative zu US-Werten angesehen werden, während Gold seine Rolle als Krisenwährung beibehält.