Barbara Bocks
18.01.2024

Anlegen mit börsengehandelten Indexfonds ETF-Sparplan oder lieber alles auf einmal investieren?

Graffiti in Nordrhein-Westfalen mit Disney-Figur Dagobert Duck
Graffiti in Nordrhein-Westfalen mit Disney-Figur Dagobert Duck: Je länger Anleger:innen Zeit haben, ihr Kapital an der Börse zu investieren, desto mehr lohnen sich ETFs und Fonds.
© Imago Images / snowfieldphotography

Es gibt wohl kaum Experten, die Einsteigern nicht ETFs für den Börsenstart ans Herz legen. In ETFs können Anleger über einen Sparplan oder über eine Einmalanlage investieren. Beide Möglichkeiten haben ihre Stärken und Schwächen.

Was ist eine ETF-Einmalanlage?

Wenn du dich für eine Einmalanlage in ETFs entscheidest, investierst du dein komplettes angespartes Kapital auf einen Schlag in einen oder mehrere ETFs, die du ausgesucht hast.

Was ist ein ETF-Sparplan?

Mit einem ETF-Sparplan investiert du nach und nach jeden Monat oder jedes Jahr einen festen Betrag automatisiert in einen vorher ausgesuchten ETF oder auch mehrere. Das läuft dann genauso wie bei einem normalen Dauerauftrag, den du einmal einrichtest und monatlich kündigen kannst.

Was ist der Cost-Average-Effekt bei der Rendite von ETF-Sparplänen?

Bei einem ETF-Sparplan investieren Anleger beispielsweise pro Monat einen festen Betrag. Die Kurse der ETFs schwanken, je nach Marktphase. Das heißt, dass jemand in Monaten mit niedrigerem ETF-Kurs eine größere Menge an ETF-Anteilen kaufen kann. In Monaten mit höherem ETF-Kurs und steigendem Preis ist die Menge entsprechend niedriger.

Über die Jahre gleicht sich diese Differenz aus, so die Theorie. Dieser ausgleichende Effekt nennt sich Cost-Average-Effekt, zu Deutsch: Durchschnittskosteneffekt.

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Aber Vorsicht! Wenn die Kurse über einen längeren Zeitraum steigen oder fallen, sich also konsistent in eine der beiden Richtungen bewegen, kann der Cost-Average-Effekt die Rendite auch mindern.

Hier ein konkretes Rechenbeispiel zum Cost-Average-Effekt. Es geht um ein Investment in Höhe von 400 Euro –  entweder über 2 Monate oder als Einmalanlage.

Monatlicher ETF-Sparplan: 2 Monate à 200 Euro 

  • 1. Monat, ETF-Kurs liegt bei 50 Euro: Du kannst 4 Anteile (200/50) kaufen.
  • 2. Monat: ETF-Kurs liegt bei 100 Euro: Du kannst 2 Anteile (200/100) kaufen.

Nach zwei Monaten hast du also insgesamt 6 Anteile gekauft.

Einmalanlage in Höhe von 400 Euro

  • Wenn du das Geld im ersten Monat zu einem ETF-Kurs von 50 Euro angelegt hättest, hättest du 8 Anteile (400/50) kaufen können.
  • Wenn du das komplette Kapital im zweiten Monat zu einem ETF-Kurs von 100 Euro angelegt hättest, hättest du dafür 4 Anteile (400/4) kaufen können.

Nach 2 Monaten hättest du also entweder 4 oder 8 ETF-Anteile gekauft.

Wann lieber eine Einmalanlage als einen Sparplan tätigen?

In dem Beispiel zum Cost-Average-Effekt konnten Anleger:innen mit ihrer Einmalanlage bis zu 8 ETF-Anteile kaufen. Es hätten aber auch je nach Kurs nur 4 Anteile sein können.

Die Crux bei Einmalanlagen ist es, den bestmöglichen Zeitpunkt für den Kauf zu finden. Dieses sogenannte Markttiming fällt selbst Profis oftmals schwer beziehungsweise misslingt ihnen, weil niemand die Kursbewegungen auf die Dauer exakt vorhersagen kann.

Das sieht auch ETF-Profi Gerd Kommer so. Es gibt unzählige Analysen über die Effizienz der Kapitalmärkte, die besagen, dass alle vorhandenen Informationen innerhalb kürzester Zeit vollumfänglich eingepreist sind. Das heißt, der aktuelle Kurs spiegelt diese bereits wider“.

„Jeglicher Versuch den Markt zu timen, gleicht somit immer einem Münzwurf – man kann zu je 50 Prozent richtig oder falsch liegen.“

Aktives Timing richtet aus Kommers Sicht im Mittel mehr Schaden an, als es Nutzen stiftet.

Welche weiteren Fehler insbesondere Anfänger gerne mal machen und wie es besser geht, kannst du hier nachlesen.

Zur Frage nach dem bestmöglichen Einstiegszeitpunkt hat ETF-Experte Kommer zwei unterschiedlich angelegte Untersuchungen auf Basis historischer Daten seit dem Jahr 1970 durchgeführt. In beiden Analysen (siehe hier und hier) kam heraus, dass ´langsames Einsteigen´ bei der Anlageklasse Aktien oder `erst einsteigen, wenn die Kurse um soundso viel Prozent gefallen sind`, statistisch schlechtere Renditen produziert als sofort in einer Summe einzusteigen. Und das ist Kommer zufolge auch das Ergebnis der meisten wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema.

Dennoch kann der Startzeitpunkt natürlich kurzfristig eine Rolle spielen, sagt Finanzexperte Markus Weis: „Denn wenn die Kurse nach meiner Investition zum Beispiel um 20 Prozent fallen, scheint der Zeitpunkt nicht richtig gewesen zu sein.“ Wenn man aber die langfristige Rendite von Aktienmärkten über 20 Jahre oder länger betrachtet, liegt diese laut Weis zwischen 6 und 9 Prozent unabhängig vom Einstiegszeitpunkt.

Viele Experten empfehlen daher Einmalanlagen, wenn du gerade einen größeren Betrag zur Verfügung hast, den du direkt investieren willst.

 

Wann ist ein Sparplan besser als eine Einmalanlage?

Ein Sparplan ist dann besser, wenn du noch keinen großen Betrag zum Investieren zur Verfügung hast und dich lieber in kleinen Häppchen Schritt für Schritt mit dem Investieren vertraut machen willst. 

Wenn du einen Sparplan mit monatlichen Raten abschließt, investierst du einmal pro Monat automatisch und die Gewinne und Verluste durch die Kursschwankungen gleichen sich so über die Jahre eher aus.

„Wenn du einen Sparplan einrichtest, dann kannst du dich einmal einfühlen: Wie fühlt sich das dann an, wenn man plötzlich ein:e Investor:in ist?“, erklärt Finanz-Influencerin Jenny Dressel von „Aktien für Frauen“: „Man muss nicht gleich das komplette Geld vom Tagesgeldkonto abheben und die 5.000 Euro in den ETF stecken, sondern lieber in einen Sparplan. Der ist wunderbar, um sich auszuprobieren. Und irgendwann bekommt man ja auch ein Gefühl dafür.“

 

Ob ein ETF-Sparplan oder eine Einmalanlage besser ist, hängt letztlich auch von deiner persönlichen Finanzsituation ab.

Finanzexpertin Anke Pauli, die unter anderem die Finanztheke betreibt, setzt beispielsweise auf eine Kombination aus Sparplan und Einmalanlagen: „Einen Teil meiner ETFs laufen über einen monatlichen Sparplan, so brauche ich mich nicht aktiv darum zu kümmern und auf die Kurse zu achten. Befinden wir uns dann mal wieder in einer Kurskorrektur und ich habe etwas Geld zur Verfügung, nutze ich das auch gerne mal für eine Einmalanlage und kaufe ETF-Anteile günstig nach.“

Unabhängig davon, ob du dich für eine Einmalanlage oder für einen Sparplan entscheidest, der Rechercheaufwand ist in beiden Fällen der gleiche. Ein Sparplan hat aber psychologische Vorteile.

Ich will einen ETF-Sparplan, wie richte ich ihn ein?

ETF-Sparpläne funktionieren wie typische Lastschriften vom Wertpapierkonto. Mit ein paar Klicks sind diese im Online-Banking eingerichtet. „Heutzutage kann sich jeder Sparpläne auf Aktien und ETFs erstellen“, sagt Jenny Dressel. „Das funktioniert wie ein automatisierter Dauerauftrag und das geht teilweise sogar schon ab einem Euro pro Monat los.“

Dafür bestimmst du einfach einen Betrag, der pro Monat oder pro Jahr automatisch in einen oder mehrere ETF(s) deiner Wahl per Banküberweisung vom Wertpapierkonto eingezogen werden soll.

Vor Kurzem hat die Redaktion von JustETF mehrere ETF-Sparpläne unter die Lupe genommen und den Anbieter Scalable Capital mit 2.191 Sparplänen als Empfehlung ausgewählt.

 

Wie funktioniert eine ETF-Einmalanlage?

Für eine ETF-Einmalanlage überweist du einmalig einen Betrag auf das Wertpapierkonto und tätigst mit diesem Betrag den Kauf des ETFs; easy für jeden, der schonmal eine Online-Überweisung getätigt hat. Kurz dem Kauf werden dir die Kosten für das Produkt und eventuelle Vertriebskosten des Anbieters angezeigt.

Mehr zu sichtbaren und versteckten Kosten von ETFs findest du auch hier.

Diese Kosten unterscheiden sich je nach Anbieter und Produkt. Eine Vorabrecherche, um Kosten zu sparen, kann sich daher lohnen.

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