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ETF-Spezialist Eric Wiegand im Interview „Bei Short-ETFs schadet das richtige Timing nie“

in Fondsgesellschaften-RankingsLesedauer: 3 Minuten
Eric Wiegand, ETF-Stratege für die Emea-Region, Deutsche Asset und Wealth Management
Eric Wiegand, ETF-Stratege für die Emea-Region, Deutsche Asset und Wealth Management
Herr Wiegand, wie funktionieren Short-ETFs?

Short-ETFs bilden Short-Indizes ab, welche den normalen Index spiegeln. Wenn beipsielsweise der Dax von heute auf morgen um plus 2,76 Prozent zulegt, dann wird der äquivalente Short-Index an diesem Tag genau dieselbe Bewegung machen, nur in die andere Richtung, also mal -1. Wir sprechen dabei von einem konstanten Hebel, da dieser Zusammenhang in den meisten Fällen täglich gilt. Das führt zu einer sogenannten Pfadabhängigkeit.

Was bedeutet Pfadabhängigkeit?

Ein Beispiel: Ein Short-Index und ein Long-Index starten beide bei 100. An Tag 1 steigt der Long-Index, zum Beispiel der Dax, von 100 auf 105. Dann ist der Prozentgewinn 5 Prozent. Diese Spiegelung macht der Short-Index auch: Er fällt um 5 Prozent von 100 auf 95.

An Tag 2 fällt der Dax von 105 auf 100. Das ist eine Bewegung, die nicht 5 Prozent, sondern nur ungefähr 4,8 Prozent ausmacht. Das gleiche macht auch der Short-Index, nur in die andere Richtung: Er steigt um diese 4,8 Prozent. Der Dax ist nach Tag zwei also wieder bei 100, der Short-Dax aber nur bei 99,5.

Wenn der Index stark steigt – fällt der Short-Index und damit der ETF auch mal auf null?

Nein, die Short-Indizes können aufgrund Ihrer Berechnungsmethode nicht null werden, auch wenn der Index theoretisch endlos steigt. Das heißt aber ganz und gar nicht, dass Anleger mit Short-ETFs kein Geld verlieren können. Es heißt lediglich, dass das vom Anleger investierte Kapital nicht komplett auf null fällt - ohne eventuelle Fondsgebühren zu berücksichtigen.

Sind die Produkte auch langfristig angelegt?

Unsere Fonds auf die Short-Indizes sind langfristig angelegt, das heißt sie haben kein Laufzeitende. Es sind ganz normale, offene Publikumsfonds.

Wenn Sie die Produkte als langfristige Anlage anbieten, rechnen Sie auch mit langfristig fallenden Märkten?

Ich würde das nicht als Anlage bezeichnen, sondern als Instrument, das man sowohl kurzfristig als auch langfristig zur Absicherung einsetzen kann. Anleger sollten per Definition nicht als Anlagestrategie short sein. Denn die meiste Zeit steigen die Märkte – vor allem langfristig. Natürlich fallen sie mal zwischendurch – und dann fallen sie in der Regel relativ heftig. Und da eignen sich die Short-Produkte im Besonderen.

Muss man dann als Anleger ein Crash-Prophet sein, um Short-ETFs zu kaufen?
Es schadet nie, wenn man das richtige Timing hat. Wenn man sie im Rahmen eines Portfolioansatzes zur Absicherung benutzt, dann ist Timing wichtig. Wenn der Markt ein paar Tage gefallen ist, dann sehen wir schon Zuflüsse in den Short-Produkten.

Wie lange halten Anleger in der Regel solche Fonds?

Schwierig zu sagen. Wir wissen ja nicht, wer wann kauft und verkauft, da der Handel meist über die Börse stattfindet. Die wenigsten Anleger, würde ich mal vermuten, sagen: ‚Ich kaufe heute und bleibe da drei Jahre drin.‘ Die meisten suchen eine kurzfristige Absicherung.

Und haben Sie hauptsächlich die Emerging Markets im Fokus, denen es momentan nicht so gut geht?

Nein, grundsätzlich machen wir Verschiedenes. Unsere großen Flaggschiff-Short-Produkte sind der Short Dax ETF, Euro Stoxx 50 Short ETF und der S&P 500 Short ETF. Aber wir haben auch ein Emerging-Markets-Produkt. Alle werden im Rahmen unseres db X-trackers-ETF-Angebots angeboten.

Haben Sie auch gehebelte Produkte im Programm?

Ein paar gehebelte haben wir auch, ja. Wir haben zum Beispiel auf den S&P 500 noch einen ETF, der gehebelt short ist, also zweimal short. Den ShortDax mal zwei und einen ETF auf einen Credit-Index, also im Fixed-Income-Bereich.

Sind Short-ETFs beliebte Produkte bei Ihnen?

Klar, wenn die Märkte fallen, sind sie immer etwas beliebter. Aber allgemein sind sie natürlich nicht so beliebt wie die Long-Produkte. Das sieht man deutlich im verwalteten Vermögen. Man kann sagen – als Faustformel – ungefähr zehn Prozent der Long-Assets sind in den Short-Produkten investiert. Wenn im Dax-ETF beispielsweise 4 Milliarden investiert sind, dann sind etwa 400 Millionen im Short-Dax angelegt. Zumindest beobachten wir diese Konstellation über die letzten Jahre.

Würden Sie Short-ETFs als Spekulationsinstrumente bezeichnen?

Das ist schwer zu beantworten. Wenn man sagt: ‚Spekulation heißt kurzfristig‘, dann würde ich sagen: Ja. Weil die meisten Anleger, so haben wir die Vermutung, eher kurzfristig in diesen Instrumenten sind. Wenn kurzfristiges Anlegen für Sie Spekulation ist, dann würde ich die Frage mit Ja beantworten.

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