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Depotstände Januar 2023 ETF-Wetten: Chronik eines angekündigten Absturzes

US-Notenbank-Chef Jerome Powell bei einer Pressekonferenz in Washington
US-Notenbank-Chef Jerome Powell auf einer Pressekonferenz: Sein entschlossener Kampf gegen die Inflation sorgte 2022 an den Rentenmärkten weltweit für Schockwellen. | Foto: Imago Images / Kyodo News

„Es ist eine unangenehme Nachricht für erfolgreiche Fondsmanager“ – mit diesen Worten beginnt im Herbst 2016 ein Artikel der FAZ, der die Vorzüge von börsengehandelten Indexfonds (kurz ETFs für Exchange-Traded Funds) in den allerhellsten Farben schildert. Und seinen Lesern die Anleitung für ein „Wunder-Portfolio“ mit auf den Weg gibt: Wer einen ETF für globale Aktien und einen für europäische Staats- und Unternehmensanleihen im Verhältnis 50:50 mische, zeige der Zunft der professionellen Geldverwalter auch künftig die Rücklichter.

Die unangenehme Nachricht für Anleger, die dieser Empfehlung gefolgt sind: In turbulenten Märkten ist ein derart aufgestelltes Depot alles andere als ein Selbstläufer. So verlor das „Wunder-Portfolio“ im Kalenderjahr 2022 mehr als 15 Prozent an Wert. Der größere Teil davon geht auf das Konto des iShares Euro Aggregate Bond, der angesichts rasant steigender Inflationsdaten und Leitzinsen um knapp 17 Prozent unter die Räder geriet. Eine Entwicklung, die so in ihrer Gemengelage nicht unbedingt vorhersehbar war – mit der man aber gleichwohl jederzeit rechnen musste. Denn wer in einem Nullzins-Umfeld einen Renten-ETF wie den iShares Euro Aggregate Bond kauft, hat zwei massive Probleme: Erstens kommt damit kein Geld herein, weshalb zweitens jede noch so kleine Zinserhöhung sofort unweigerlich an der Substanz zehrt.

Ob dieser Gesetzmäßigkeit meldete DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf schon 2016 Widerspruch gegen die FAZ-Empfehlung an – und unterstrich diesen mit einer Wette. Nämlich der, dass eine 50:50-Mischung zweier x-beliebiger Mischfonds auf Sicht von zehn Jahren auf jeden Fall besser abschneiden wird als das „Wunder-Portfolio“ der FAZ. Dass für diese Rolle der Carmignac Patrimoine und der Nordea Stable Return gecastet wurden, hat folgende Gründe: Beide investieren ausgewogen, sind also in der Summe mit dem FAZ-Portfolio vergleichbar. Zum Wettstart am 1. Januar 2017 waren sie zudem mit einem Volumen von 24 beziehungsweise 18 Milliarden Euro die größten Mischfonds mit deutscher Vertriebserlaubnis. Das Argument, das Duell mit zwei sehr kleinen und somit überdurchschnittlich wendigen Fonds gewonnen zu haben, zöge also im Erfolgsfall nicht.

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Mit dem ETF-Fan und damaligen „Capital“-Redakteur Christian Kirchner (heute: Finanz-Szene.de) war schnell ein Wettpartner gefunden, der dem von Wachtendorf nominierten Duo die Konkurrenzfähigkeit absprach. Und damit zunächst in von beiden Seiten so niemals erwartetem Umfang recht behielt. Der Aktien-ETF iShares MSCI World startete von Beginn an durch und machte dadurch die Schwächen auf der Renten-Seite des Portfolios mehr als wett. Nach fünf Jahren – also der Hälfte des vereinbarten Zeitfensters – lag Kirchners Vorsprung so bereits bei mehr als 31 Prozentpunkten. Dieser ist 2022 zwar auf 20 Prozentpunkte geschrumpft, beträgt in absoluten Zahlen aber immer noch mehr als 10.000 Euro (siehe Tabelle auf der nächsten Seite).

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