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Von wegen niedrige Gebühren ETFs in den USA profitieren vor allem von diesem Steuervorteil

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Man spricht deshalb von Heartbeat-Trades, weil zu den Zeitpunkten dieser Trades massive und außerordentliche Liquiditätsbewegungen bei den untersuchten ETFs registriert wurden. Folgende Abbildung zeigt die Anzahl und die Dimensionen von Heartbeat-Trades bei einem ausgewählten ETF zwischen 2015 und 2019 auf.

Heartbeat-Trades eines ETFs zwischen 2015 und 2019

Quelle: ETF Heartbeat Trades, Tax Efficiencies, and Clienteles: The Role of Taxes in the Flow Migration from Active Mutual Funds to ETF, S. 50

Aufgrund der immer größer werdenden Anzahl von ETFs häufen sich diese Heartbeat-Trades. Sie nehmen auch vom Volumen her immer massivere Größen an. Die folgende Abbildung stellt die Anzahl von Heartbeat-Trades pro Monat dar.

Heartbeat-Trades pro Monat

Quelle: ETF Heartbeat Trades, Tax Efficiencies, and Clienteles: The Role of Taxes in the Flow Migration from Active Mutual Funds to ETF, S. 51

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Die Forscher erwähnen in ihrer Studie, dass die Wissenschaftler Mider, Evans, Wilson und Cannon schätzen, dass über 400 US-Aktien-ETFs zusammen alleine im Jahr 2018 Steuern auf mehr als 211 Milliarden US Dollar an Kapitalgewinnen aufgeschoben haben. Den US-Steuerbehörden drohen bei weiterer Ausnutzung dieser Regeln massive Steuermindereinnahmen, insbesondere wenn die Zuflüsse in US-ETFs weiter so wachsen. Erste aktiv verwaltete Investmentfonds werden derzeit in ETFs umgewandelt, um im vergleichbaren Maße wieder an die Gelder vermögender Anleger zu gelangen. Die Forscher empfehlen: Die Politik sollte überprüfen, wer die Kosten für die Steuereffizienz von ETFs trägt – zumal sie eine ungleiche Behandlung verschiedener Anleger in Bezug auf die Flexibilität und Kontrolle des Zeitpunkts von Steuerzahlungen darstellt.

Fazit

Die sehr interessante Studie „ETF Heartbeat Trades, Tax Efficiencies, and Clienteles: The Role of Taxes in the Flow Migration from Active Mutual Funds to ETFs“ der Wissenschaftler Rabih Moussawi, Ke Shen und Raisa Velthuis wirft ein vollkommen neues Licht auf die amerikanische ETF-Branche und auf das Anlageverhalten sehr vermögender US-Bürger. Die Studie deutet deutlich darauf hin, dass der große Absatzerfolg von ETFs in erster Linie in Verbindung mit einer vom US-Staat noch geduldeten Steuervermeidungsstrategie für sehr vermögende US-Bürger in Verbindung steht. Gerade in Zeiten massiver Staatsverschuldung in den USA kann diese Praxis auch aus sozialer Warte kritisch beurteilt werden. Inwieweit sie der amerikanische Fiskus weiterhin toleriert, wird die Zukunft zeigen.

Für deutsche Anleger und Anlageberater ist das Ergebnis der Studie indirekt durchaus auch von Bedeutung. Zumindest kann man festhalten, dass der enorme Absatzerfolg von ETFs in den USA weniger mit den gängigen ETF-Argumenten zu tun hat. Er steht eher mit den Besonderheiten des amerikanischen Steuerrechts in Verbindung.


Über den Autor:

Anlage- und Steuerexperte Andreas Beys ist Finanzvorstand des Kölner Dachfondshauses Sauren. Er ist außerdem Mitglied im Steuerausschuss und im Altersvorsorgeausschuss des deutschen Fondsverbands BVI.

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