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in ETFs & IndexfondsLesedauer: 3 Minuten

ETFs sind keine Gefahr für die Effizienz der Märkte

Ob ETFs eine Gefahr für die Effizienz der Kapitalmärkte darstellen, ist ein nicht nur in der Wissenschaft viel diskutiertes Thema. Auf den ersten Blick ist die These relativ leicht zu verstehen: Schließlich sind ETFs passive Produkte, bei denen die Titel des abgebildeten Index gekauft werden, ohne eine Analyse der Wachstumsaussichten oder Ertragskraft der einzelnen Papiere durchzuführen. Doch effiziente Wertpapiermärkte sollen alle den Investoren zur Verfügung stehenden Informationen widerspiegeln. Daher ist es fraglich, wie diese eingepreist werden sollen, wenn Investitionen ohne Analysen getätigt werden.

Leider ist die reale Welt nicht ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint. Gibt es doch neben den Anlegern, die mit Hilfe von börsengehandelten Indexfonds die Märkte passiv abbilden, auch Investoren, die einen hohen Analyseaufwand betreiben und extrem aktiv an den Märkten handeln. Diesen aktiven Investoren bieten sich dadurch Chancen, die sie nutzen können, um die breiten Marktindizes zu schlagen. Auch wenn viele aktive Manager in der Lage sind, ihre Vergleichsmaßstäbe in einzelnen Jahren zu schlagen, scheitern viele langfristig daran. Der Grund hierfür ist neben den hohen Kosten für aktives Management insbesondere auch bei den Managern selber zu suchen: So funktioniert zum Beispiel nicht jeder Managementstil in allen Marktphasen. Die Mehrheit der professionell gemanagten Vermögen wird aktiv verwaltet

Ein weiterer Punkt, den man bei der Diskussion um die Effizienz der Märkte beachten muß, ist das verwaltete Volumen. In ETFs sind weniger als zehn Prozent des Geldes, das in Investmentfonds verwaltet wird, angelegt. Trotz des Siegeszuges der ETFs in den vergangenen Jahren wird auch künftig die Mehrheit der professionell gemanagten Vermögen aktiv verwaltet werden. Aus dieser Warte heraus bin ich mir sicher, dass der Anteil der passiv verwalteten Gelder noch deutlich ansteigen muß, bevor sich hieraus eine Gefahr für die Effizienz der Märkte entwickeln kann. Auf der anderen Seite glaube ich, dass gerade die sehr aktiven Manager sich in einem solchen Umfeld beweisen könnten und entsprechend attraktive Mehrerträge erzielen würden. Die Verlierer einer solchen Entwicklung wären meiner Ansicht nach Fonds, die nach außen hin als aktiv gemanagt dargestellt werden, im Management aber nur geringe Abweichungen zu ihren Vergleichsmaßstäben zulassen.

Ein Punkt, der bei der Diskussion von Markteffizienz und ETFs oft übersehen wird ist, dass börsennotierte Indexfonds die Märkte mit Liquidität versorgen. Denn das in diesen Fonds verwaltete Vermögen muss entweder in die Märkte investiert werden. Dies geschieht entweder direkt durch die Fonds, falls diese die Indexpapiere im Portfolio halten. Oder es passiert – im Falle derivatebasierter ETFs – über die Kontrahenten der Anbieter, da diese ihre offenen Positionen absichern müssen. Die so bereitgestellte Liquidität in den Indextiteln erhöht somit die Effizienz der Märkte. Allerdings geschieht dies nur bis zu einem gewissen Punkt, der von der Marktkapitalisierung des jeweiligen Titels abhängt. Aktives und passives Management sind zwei Seiten einer Medaille

Ich bin der Ansicht, dass aktives und passives Management die zwei Seiten der gleichen Medaille sind und sich bis zu einem gewissen Punkt miteinander ergänzen. Hinzu kommt, dass ETFs immer häufiger von aktiven Portfoliomanagern eingesetzt werden, um Anlagemeinungen zu einzelnen Märkten oder Branchen schnell umzusetzen. Dadurch sind börsengehandelte Indexfonds mittlerweile selbst zu Anlageinstrumenten der aktiven Manager geworden und spiegeln deren Informationen in den Märkten wieder. Deswegen stellen ETFs meiner Meinung nach auf absehbare Zeit keine Gefahr für die Effizienz der Kapitalmärkte dar. Detlef Glow schreibt regelmäßig in der Online-Community von Thomson Reuters - Lipper, die nur für professionelle Investoren (Vermögensverwalter mit §32 KWG Zulassung o.ä.) zugänglich ist.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

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