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Währungsrisiko bei ETFs: Darauf musst du achten
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Christin Jahns
09.03.2023

Einfach erklärt Währungsrisiko bei ETFs: Darauf musst du achten

Frau jongliert mit Währungen
Frau jongliert mit Währungen: Musst du beim ETF-Kauf auf das Währungsrisiko achten? Hier erfährst du, auf welche Faktoren es ankommt.
© Imago Images / Panthermedia

EUR, USD, CHF? In vielen ETF-Namen ist auch direkt eine Währung angegeben. Auf ein und denselben Index gibt es dabei oft ETFs des gleichen Anbieters mit unterschiedlicher Fondswährung. Für welchen ETF mit welcher Währung solltest du dich da am besten entscheiden? Musst du bei ETFs überhaupt auf die Währung achten? Und:

Was bedeutet Währungsrisiko bei ETFs?

Das erklären wir dir hier.

Über welche Währungen sprechen wir eigentlich bei ETFs?

Wenn wir über Währungen oder das oftmals in den Raum geworfene „Währungsrisiko“ bei ETFs sprechen wollen, müssen wir zuallererst einmal definieren, welche Währungen bei börsengehandelten Indexfonds eine Rolle spielen.

  • Da gibt es zum einen die funktionale Währung. Damit ist deine Heimatwährung gemeint. Also Euro, wenn du in Deutschland wohnst, Schweizer Franken, wenn du in der Schweiz lebst oder US-Dollar, wenn New York dein Zuhause ist.
  • Darüber hinaus spielt auch die Währung der im Fonds enthaltenen Unternehmen eine Rolle. Denn: Wenn du weltweit investierst, kommst du um viele verschiedene Währungen im Portfolio kaum herum.
  • Zu guter Letzt gibt es dann auch noch die Berichtswährung, bei ETFs auch Fondswährung genannt. In welcher Währung der ETF deiner Wahl notiert, erkennst du oft schon anhand der Abkürzungen im Fondsnamen. Wenn hier keine Währungsabkürzung steht, findest du sie alternativ auch im Factsheet des ETF. Factsheets sowie die allgemeinen Anlegerinformationen zu vielen ETFs findest du in unserer Fonds-Analyse.

Welche Rolle spielen Währungen?

Beim Kauf eines ETFs, der Unternehmen aus verschiedenen Ländern oder hauptsächlich Unternehmen außerhalb der Europäischen Union (EU) enthält, sorgen sich viele Anleger vor dem Währungsrisiko, auch Wechselkursrisiko genannt.

Doch was bedeutet Währungsrisiko bei ETFs eigentlich?

Währungsrisiko ist das Risiko, dass eine Währung A gegenüber einer Währung B im relevanten Zeitraum ab- oder aufwertet und sich diese Änderung nachteilig auf die Rendite eines Investments auswirkt.

Ein Beispiel: US-Aktien notieren in US-Dollar. Beim Kauf von Aktien von US-Unternehmen wie Apple tauschst du als Anleger aus der EU deshalb automatisch Euro in US-Dollar um. Beim Verkauf von US-Aktien wäre es dann andersherum.

 

Steigt der Kurs des US-Dollar im Vergleich zum Euro in der Zeit zwischen Kauf und Verkauf der US-Aktie, machst du als Anleger Währungsgewinne. Sinkt der Kurs des US-Dollars im Verhältnis zum Euro dagegen, machst du Währungsverluste.

Wechselkurse: Risiko und Chance

Typischerweise steht einem Wechselkursrisiko also auch eine symmetrische Wechselkurs-Chance gegenüber – da deine Währung, wie gesagt, sowohl ab- als auch aufwerten kann.

Wie Wechselkurse sich entwickeln, lässt sich generell nur sehr schwer prognostizieren. Alexander Weis und Gerd Kommer schreiben in ihrer Analyse zur Absicherung von Währungskursen bei DAS INVESTMENT gar, „wer sich auf die Wechselkursprognosen von ´Experten´ in den Medien oder Banken verlässt, kann genauso gut Esmeralda und ihre Tarotkarten befragen“.

Währungsrisiko bei ETFs – welche Faktoren sind entscheidend?

Welche Rolle die Währung beim Kauf einer Aktie aus einem anderen Währungsraum spielt, hast du nun schon erfahren. Doch worauf kommt es jetzt bei ETFs an?

Der entscheidende Faktor für das Währungsrisiko bei ETFs sind die Währungen der Wertpapiere im ETF.

Als Beispiel schauen wir uns den unter Anlegern beliebten weltweiten Aktienindex MSCI World einmal genauer an. Dieser beinhaltet Aktien aus 23 Ländern, allein zwei Drittel sind US-Titel, dazu kommen Papiere aus Japan oder Großbritannien. Alle von ihnen notieren in ihrer jeweiligen Landeswährung.

Aufgrund der Vielzahl der Landeswährungen im MSCI World, wird die Performance von der Entwicklung vieler verschiedener Währungen beeinflusst. Da der Anteil von Unternehmen, die in US-Dollar notieren, besonders hoch ist, hat die Entwicklung des Dollars ein starkes Gewicht.

 

Wertet die US-Währung auf, erzielst du als Anleger Währungsgewinne. Sinkt der Kurs im Vergleich zu deiner Heimatwährung Euro, musst du entsprechend Verluste hinnehmen. Gleiches gilt für alle anderen Währungen im MSCI World.

Was hat die Fondswährung mit dem Währungsrisiko zu tun?

Eines vorweg:

Die Fondswährung hat keine Relevanz für dein Wechselkurrisiko!

Da dieser Punkt auch von Profis oft missverstanden wird, verdeutlichen wir den Aspekt mit einem Beispiel:

Ein ETF hat einen Anteil an deutschen Aktien im Wert von 1.000 Euro. Notiert er in Euro, beträgt der Preis - logischerweise - 1.000 Euro. Notiert der ETF in US-Dollar, wird fondsintern umgerechnet. Das sind dann rund 1.212 US-Dollar bei einem beispielhaften Wechselkurs von 1,21 Euro pro US-Dollar.

Das ist für dich als Anleger jedoch irrelevant, da deine Depotbank sowieso in Euro zurückrechnet. Auf deinem Depotauszug stehen dann also wieder 1.000 Euro.

Berichtswährung ist bedeutungslos

Das Beispiel zeigt: Die Berichtswährung eines ETFs ist wirtschaftlich bedeutungslos. Für das echte Währungsrisiko kommt es nur auf die ökonomische Substanz an, die bei einem ETF dieselbe bleibt, egal, ob er in US-Dollar oder Euro notiert, solange derselbe Index nachgebaut wird.

Warum werden dann Fonds in verschiedenen Berichtswährungen für denselben Index angeboten?

Das ist reines Marketing der Fondsgesellschaften. Dadurch soll dir als Anleger Sicherheit suggeriert werden. Ein realer Unterschied beim Risiko existiert allerdings nicht.

Sollte man das Währungsrisiko bei international investierenden ETFs absichern?

Es gibt ETFs, die die Währungskomponente meist mittels Devisentermingeschäften gezielt ausschalten, sogenannte währungsbesicherte Fonds. Diese erkennt man in der Regel am Zusatz „hedged“ im Namen.

Solltest du als Anleger also darauf zurückgreifen, wenn du über die Fondswährung nichts ausrichten kannst?

In der Regel ist das nicht notwendig.

Zwar gibt es immer wieder auch längere Phasen, in denen bestimmte Währungen stärker unter Druck geraten. Langfristig betrachtet gleichen sich die Schwankungen jedoch meist aus.

 

Außerdem kann sich eine schwächere Währung positiv auf den Aktienmarkt im Land auswirken, da Exportgüter in anderen Währungsräumen günstiger werden.

Bei einem entsprechend langen Anlagehorizont und einer breiten Streuung spielt das Währungsrisiko daher eine untergeordnete Rolle.

Wie viel kostet die Absicherung des Währungsrisikos?

Wenn du dich dennoch gegen Wechselkursschwankungen absichern möchtest, solltest du dir klarmachen:

Wechselkurssicherung ist niemals gratis!

Je längerfristig das sogenannte Hedging angelegt sein soll, desto teurer wird es. Darüber hinaus sind exotische Währungen tendenziell kostspieliger als Absicherungen zwischen den Hauptwährungen (US-Dollar, Euro, Pfund und Yen).

Ein Beispiel: Währungsgesicherte ETFs auf den MSCI World Standard Index haben gegenüber der unbesicherten ETF-Variante Mehrkosten in Form einer höheren Total Expense Ratio (TER, laufende Kosten) von etwa 0,3 bis 0,4 Prozent.

Lohnen sich währungsbesicherte Fonds also? Oder nicht?

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Laut Gerd Kommer besteht in der wissenschaftlichen Literatur weitgehend Konsens, dass Wechselkurssicherung in einem global diversifizierten Aktienportfolio keinen systematischen, also hinreichend zuverlässigen Vorteil erzeugt.

Das zeigt auch ein Vergleich mit unserer Fonds-Analyse. Hier haben wir als Beispiel einen herkömmlichen MSCI World-ETF von iShares mit seinem währungsbesicherten Pendant verglichen:

Auf Sicht von zehn Jahren sieht man, dass die Performance der Standard-Variante deutlich über der währungsbesicherten ETF-Version liegt.

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