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Ethenea Experten-Kolumne Geldpolitische Suggestion

Guido Barthels, Portfolio Manager der Ethna Funds
Guido Barthels, Portfolio Manager der Ethna Funds
Erklären lässt sich das Hinterherhinken Europas unter anderem durch die lahmende Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte. Trotz der Bemühungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ist dieser Transmissionsmechanismus seit der Finanzkrise gehemmt, wodurch ein wichtiger Faktor zur Konjunkturunterstützung – Kredite für Investitionen und Konsum – wegfällt. Die europäischen Banken möchten keine Risiken durch Kreditvergaben auf sich nehmen, während Unternehmen wie Haushalte nicht dazu bereit sind, hohe Zinsen zu zahlen. In der Realwirtschaft findet sich kaum eine Schnittmenge, obwohl seitens der Zentralbank mehr Geld zur Verfügung stehen würde. So entsteht eine Kreditlücke.

Die EZB hat über geldpolitische Instrumente versucht, auf diesen Mechanismus einzuwirken. Zunächst wurden die Zinsen extrem gesenkt. Dann wurde den Banken günstige Liquidität in Form langsam auslaufender LTROs und eines neu anlaufenden TLTRO-Programms zur Verfügung gestellt. So konnte die EZB das Kreditangebot beeinflussen, nicht jedoch die Kreditnachfrage von Unternehmen und Haushalten. Und gerade die wird benötigt, um die Konjunktur anzukurbeln.

Alternativ wird oft die Politik des Quantitative Easing (QE) angeführt. Demnach sollte die EZB Anleihen von Staaten der Eurozone erwerben und theoretisch etwas umsetzen, das laut Maastricht verboten ist: Staatsschulden aufkaufen, um die Staatsrefinanzierung zu unterstützen. Die Folgen wären tiefere Zinsen, ein schwächerer Euro und ein temporärer Inflationsanstieg durch teurere Importe.

Langfristig gesehen könnten derartige Maßnahmen nötig sein, da die Nachhaltigkeit vieler Staatsverschuldungen durchaus zweifelhaft ist. Durch ein verringertes Risiko für Banken und direkte Gewinne auf die gehaltenen Anleihe-Positionen entsteht zudem Spielraum für eine erhöhte Kreditvergabe.

Eine weitere Möglichkeit wäre der direkte Kauf von Unternehmensanleihen. Unternehmen hätten so die Gewissheit, dass Teile ihrer Schulden von der Zentralbank gekauft würden. Insgesamt wären die Auswirkungen allerdings marginal.

Die Antwort lautet daher: Die EZB besitzt nicht die nötigen Instrumente, um die aktuellen Probleme alleine zu lösen, da ihre Mittel sich fast ausschließlich auf die Kreditangebotsseite beschränken. Für eine nachhaltige Revitalisierung des Transmissionsmechanismus bedarf es Strukturreformen der einzelnen Staaten, denn nur diese können die Kreditnachfrage beeinflussen. Mit der aufkommenden Diskussion hinsichtlich eines europäischen Investitionsprogramms scheint mittlerweile auch die europäische Politik die Notwendigkeit von weiteren Maßnahmen erkannt zu haben.

Fraglich bleibt jedoch, ob der Einsicht zeitnah Taten folgen werden oder die Diskussion nur genutzt wird, um sich untereinander zu streiten und die Schuld dem jeweils anderen zuzuweisen.

Disclaimer: Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Maßgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahres- und Jahresbericht. Den Verkaufsprospekt, die Berichte sowie die wesentlichen Anlegerinformationen in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos bei ETHENEA Independent Investors S. A. und unter www.ethenea.com

Über den Autor: Guido Barthels, Chief Investment Officer der ETHENEA Independent Investors S.A. und Portfolio Manager der Ethna Funds, blickt zurück auf mehr als 27 Jahre Berufserfahrung an den internationalen Kapitalmärkten und hat sich insbesondere als Rentenspezialist einen Namen gemacht. Seine Laufbahn führte ihn von JP Morgan über Dresdner Kleinwort Research GmbH zu Depfa Bank plc in London, wo er als Head of Research Department und Managing Director tätig war. Seit 2008 ist er Portfolio Manager der erfolgreich etablierten Ethna Funds, drei aktiv gemanagter Vermögensverwaltungsfonds, und gestaltet deren Vermögensverwaltungskonzept maßgeblich mit.

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