ETP, ETF, ETN, ETC: Das Alphabet der modernen Geldanlage
ETF, ETP, ETN, ETC – wenn du anfängst, an der Börse zu investieren, können die diversen Abkürzungen erst einmal wie eine Geheimsprache klingen. Doch keine Sorge: Während die Börse früher mal als exklusiver Club für Banker in Nadelstreifen-Anzügen galt, kann heute jeder mit einem Smartphone und ein paar Euro in der Tasche zum Investor werden.
Und das kann sich richtig lohnen. Wenn du für deine erste Wohnung sparst, eine Weltreise machen möchtest oder einfach finanziell frei sein willst, können ETPs, ETFs, ETNs oder ETCs dir helfen, diese Ziele zu erreichen.
In diesem Artikel erklären wir deshalb, was diese Abkürzungen bedeuten, wie die Produkte funktionieren und für wen sie geeignet sind.
ETP: Der Überbegriff
ETP steht für „Exchange Traded Product“ (börsengehandeltes Produkt). Es ist sozusagen der Oberbegriff für verschiedene Anlageprodukte, die an der Börse gehandelt werden. Darunter fallen ETFs, ETNs und ETCs.
Aber was genau steckt dahinter?
ETF: Der Allrounder
ETF bedeutet „Exchange Traded Fund“ (börsengehandelter Fonds). Stell dir vor, du kaufst mit einem einzigen Produkt einen Korb voller Aktien, Anleihen oder anderer Wertpapiere – das ist ein ETF.
Wie funktioniert ein ETF?
Ein ETF bildet die Wertentwicklung eines bestimmten Index nach, zum Beispiel die des Dax oder des S&P 500. Ein physisch replizierende ETFs kauft die im Index enthaltenen Wertpapiere in den gleichen Gewichtungen nach. Synthetische ETFs nutzen Derivate, um die Indexperformance nachzubilden. ETFs werden wie Aktien an der Börse gehandelt und können jederzeit gekauft oder verkauft werden.
Wofür werden ETFs verwendet?
- Breite Streuung: Mit einem ETF investierst du automatisch in viele verschiedene Unternehmen oder Anleihen. Das verteilt dein Risiko.
- Diversifikation: Du kannst mit ETFs einfach in verschiedene Branchen, Länder oder Anlageklassen investieren.
- Passives Investieren: ETFs folgen einem Index, statt aktiv gemanagt zu werden. Das spart Kosten und macht sie für langfristige Anlagestrategien attraktiv.
- Vermögensaufbau: Viele nutzen ETFs als Basis für langfristigen Vermögensaufbau oder zur Altersvorsorge.
- Thematisches Investieren: Es gibt ETFs für spezifische Themen wie erneuerbare Energien, Technologie oder Schwellenländer.
Wichtige Aspekte zu ETFs
- Kosteneffizienz: ETFs haben in der Regel deutlich niedrigere Gebühren als aktiv gemanagte Fonds.
- Transparenz: Die Zusammensetzung eines ETFs ist jederzeit einsehbar.
- Flexibilität: Du kannst schon mit kleinen Beträgen in ETFs investieren.
- Liquidität: Die meisten ETFs sind sehr liquide und können leicht gehandelt werden.
>> Welche verschiedenen Arten von ETFs es gibt, kannst du hier nochmal genauer nachlesen.
Für wen sind ETFs geeignet?
ETFs eignen sich für eine breite Palette von Anlegern:
- Einsteiger, die einfach und kostengünstig in den Markt investieren wollen
- Langfristige Anleger, die eine passive Strategie verfolgen
- Erfahrene Investoren, die ihr Portfolio diversifizieren möchten
- Sparer, die eine Alternative zu niedrig verzinsten Sparkonten suchen
ETFs sind aufgrund ihrer Einfachheit, Kosteneffizienz und Flexibilität oft ein guter Startpunkt für junge Anleger. Sie ermöglichen es, schon mit kleinen Beträgen breit gestreut zu investieren und von der langfristigen Entwicklung der Märkte zu profitieren.
ETN: Der Schuldschein
ETN steht für „Exchange Traded Note“ (börsengehandelte Schuldverschreibung). Das Prinzip kannst du dir so vorstellen: Du leihst einer Bank Geld und sie verspricht dir, dieses Geld entsprechend der Entwicklung eines bestimmten Index oder einer Anlagestrategie zurückzuzahlen. Das ist im Prinzip ein ETN.
Wie funktioniert ein ETN?
Ein ETN ist ein unbesichertes Schuldpapier, das von einer Bank ausgegeben wird. Der Wert des ETN ist an die Entwicklung eines zugrunde liegenden Index oder einer Strategie gekoppelt. Anders als bei ETFs kaufst du keine Anteile an einem Fonds, sondern im Grunde einen Schuldschein.
Wofür werden ETNs verwendet?
- Zugang zu exotischen Märkten: ETNs können Indizes abbilden, die für normale ETFs schwer nachzubilden sind, wie beispielsweise Schwellenländer-Indizes oder Volatilitätsindizes.
- Komplexe Anlagestrategien: Sie können auch genutzt werden, um ausgeklügelte Handelsstrategien abzubilden, die mit traditionellen ETFs nicht möglich wären.
- Rohstoff-Investments: Ähnlich wie ETCs werden ETNs oft für Investments in Rohstoffe oder Rohstoffindizes genutzt.
- Hebel- und inverse Produkte: Manche ETNs bieten gehebelte oder inverse Renditen im Vergleich zu ihrem Basiswert.
Wichtige Aspekte zu ETNs
- Emittentenrisiko: Da ETNs unbesicherte Schuldverschreibungen sind, trägst du das Risiko, dass der Emittent (die Bank) zahlungsunfähig wird.
- Flexibilität: ETNs können nahezu jede Anlagestrategie oder jeden Index abbilden, was sie sehr vielseitig macht.
- Steuerliche Behandlung: In manchen Ländern können ETNs steuerliche Vorteile gegenüber anderen Anlageprodukten haben.
- Liquidität: Einige ETNs können weniger liquide sein als populäre ETFs, was zu größeren Spreads beim Kauf und Verkauf führen kann.
Für wen sind ETNs geeignet?
ETNs richten sich eher an erfahrene Anleger, die:
- Zugang zu schwer erreichbaren Märkten oder Strategien suchen
- Bereit sind, das zusätzliche Emittentenrisiko zu tragen
- Komplexere Anlagestrategien verfolgen möchten
Für Einsteiger sind ETNs aufgrund ihrer Komplexität und der zusätzlichen Risiken oft weniger geeignet als klassische ETFs.
ETC: Der Rohstoff-Spezialist
ETC steht für „Exchange Traded Commodity“ (börsengehandelter Rohstoff). Wie der Name schon andeutet, dreht sich hier alles um Rohstoffe – von Gold über Öl bis hin zu Agrarprodukten.
Wie funktioniert ein ETC?
Ein ETC ist eine Schuldverschreibung, die die Preisentwicklung eines einzelnen Rohstoffs oder eines Rohstoffkorbs abbildet. Anders als ETFs sind ETCs keine Fonds, sondern besicherte Schuldverschreibungen. Sie werden wie Aktien oder ETFs an der Börse gehandelt.
Wofür werden ETCs verwendet?
- Direktes Rohstoff-Investment: ETCs ermöglichen es Anlegern, in Rohstoffe zu investieren, ohne diese physisch besitzen zu müssen.
- Portfolio-Diversifikation: Rohstoffe entwickeln sich oft anders als Aktien oder Anleihen, was zur Risikostreuung beitragen kann.
- Inflationsschutz: Manche Anleger nutzen Rohstoff-Investments als Schutz gegen Inflation.
- Spekulation: ETCs können genutzt werden, um auf steigende oder fallende Rohstoffpreise zu setzen.
- Währungsdiversifikation: Da Rohstoffe oft in US-Dollar gehandelt werden, bieten ETCs indirekt auch ein Währungsexposure.
Arten von ETCs
- Physisch besicherte ETCs: Der Rohstoff wird tatsächlich gelagert (häufig bei Edelmetallen).
- Synthetische ETCs: Nutzen Derivate wie Futures, um die Preisentwicklung nachzubilden.
- Gehebelte ETCs: Bieten eine verstärkte Bewegung im Vergleich zum Basiswert.
- Short-ETCs: Profitieren von fallenden Rohstoffpreisen.
Wichtige Aspekte zu ETCs
- Besicherung: Viele ETCs sind durch physische Rohstoffe oder Terminkontrakte besichert, was das Emittentenrisiko reduziert.
- Rollkosten: Bei ETCs, die Terminkontrakte nutzen, können Rollkosten entstehen, wenn alte Kontrakte durch neue ersetzt werden.
- Contango und Backwardation: Diese Marktbedingungen bei Terminkontrakten können die Performance beeinflussen.
- Lagerkosten: Bei physisch hinterlegten ETCs (zum Beispiel Gold) fallen Lagerkosten an, die die Gesamtkosten erhöhen können.
Für wen sind ETCs geeignet?
ETCs richten sich an Anleger, die:
- Gezielt in Rohstoffe investieren möchten
- Ihr Portfolio über traditionelle Anlageklassen hinaus diversifizieren wollen
- Bereit sind, die spezifischen Risiken von Rohstoffinvestments zu tragen
- An kurzfristigen Preisentwicklungen interessiert sind oder langfristig auf Rohstoffe setzen wollen
ETCs können für junge Anleger interessant sein, die ihr Portfolio um Rohstoffe erweitern möchten. Allerdings sollten sie sich der spezifischen Risiken und Besonderheiten bewusst sein. ETCs eignen sich eher als Beimischung in einem diversifizierten Portfolio und weniger als alleinige Anlagestrategie.
Krypto-ETPs: Die EU-Antwort
Da in der Europäischen Union im Gegensatz zu den USA keine zugelassenen Krypto-ETFs existieren, werden für Kryptowährung-Investments häufig Exchange Traded Products (ETPs) genutzt. Diese können flexibler reguliert werden und unterscheiden sich von den klassischen ETFs, ETNs und ETCs, die wir bereits besprochen haben.
Wie funktioniert ein Krypto-ETP?
Krypto-ETPs sind börsengehandelte Produkte, die die Wertentwicklung von Kryptowährungen abbilden. Sie funktionieren ähnlich wie ETNs, sind aber speziell für den Kryptomarkt konzipiert. Krypto-ETPs sind in der Regel besichert, oft durch die tatsächliche Hinterlegung der entsprechenden Kryptowährungen. Sie werden an regulierten europäischen Börsen gehandelt, was einen gewissen Anlegerschutz bietet.
Vorteile von Krypto-ETPs
- Einfacher Zugang: Anleger können in Kryptowährungen investieren, ohne sich um Wallets oder Kryptobörsen kümmern zu müssen.
- Reguliertes Umfeld: ETPs unterliegen den Regularien der jeweiligen Börse und Finanzaufsicht.
- Flexibilität: Kann in bestehende Depots integriert werden.
Risiken von Krypto-ETPs
- Volatilität: Kryptowährungen sind bekannt für starke Preisschwankungen.
- Regulatorische Unsicherheit: Die Regulierung von Kryptowährungen entwickelt sich ständig weiter.
- Kontrahentenrisiko: Abhängigkeit von der Sicherheit und Zuverlässigkeit des ETP-Emittenten.
Für wen sind Krypto-ETPs geeignet?
- Anleger, die ein Krypto-Exposure in ihrem regulären Depot wünschen.
- Investoren, die die technischen Herausforderungen direkter Krypto-Investments umgehen möchten.
- Erfahrene Anleger, die sich der Risiken des Kryptomarktes bewusst sind.
Es ist wichtig zu betonen, dass Krypto-Investments, auch in Form von ETPs, als hochspekulativ gelten und mit erheblichen Risiken verbunden sind. Junge Anleger sollten sorgfältig abwägen, ob und in welchem Umfang solche Investments zu ihrer Anlagestrategie und Risikobereitschaft passen.
Fazit: Welches Produkt passt zu dir?
- ETFs sind ideal für Einsteiger und langfristige Anleger, die breit streuen wollen.
- ETNs können interessant sein, wenn du auf spezielle Strategien oder exotische Märkte setzen möchtest.
- ETCs sind die richtige Wahl, wenn du gezielt in Rohstoffe investieren willst.
- Krypto-ETPs eignen sich, wenn du indirekt in Kryptowährungen investieren möchtest.
Bedenke: Jedes Investment birgt Risiken. Informiere dich gründlich und überleg dir gut, welche Strategie zu deinen Zielen und deiner Risikobereitschaft passt.