Barbara Bocks
12.03.2024

Indirekt in Kryptowährungen investieren ETP, ETF, ETN, ETC: Das sind die Unterschiede

Krypto-Coins auf der Tastatur
Krypto-Coins auf der Tastatur: Kryptowährungen sind zwar risikoreich, aber bei vielen beliebt. Mit ETPs können Anleger:innen indirekt in die Anlageklasse investieren.
© Imago Images / Lobeca

Für Kryptoinvestoren läuft es in diesem Jahr richtig gut. Vor kurzem hat der Bitcoin sein bisheriges Allzeithoch in Höhe von 69.000 US-Dollar vom November 2021 hinter sich gelassen und steht aktuell bei knapp 70.500 US-Dollar. Damit ist der Kurs der wichtigsten Kryptowährung allein in den vergangenen 30 Tagen um knapp 46 Prozent gestiegen.

Und es könnte für den Bitcoinkurs so weitergehen. „In zwei Jahren ist es durchaus realistisch, dass Bitcoin bei über 100.000 Dollar gehandelt wird“, erklärt beispielsweise Luke Nolan, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Coinshares im Interview. Aber das hängt aus Sicht des Experten „natürlich von einer Vielzahl von unvorhersehbaren Faktoren ab“. Sollte es eine größere institutionelle Akzeptanz und einen stärkeren regulatorischen Rahmen für Bitcoin geben, „steht ein Kurs von mehr als 120.000 US-Dollar nicht außer Frage“.

Bitcoin-Spot-ETFs in den USA sorgen für Nachfrageschock

Hauptgrund für die aktuell starken Kursgewinne beim Bitcoin ist der Nachfragedruck auf dem Markt, der durch die Genehmigungen für elf Bitcoin-Spot-ETFs am 10. Januar entstanden ist. Bis zum 11. März ist den neuen ETFs in den USA die Rekordsumme in Höhe von 11 Milliarden US-Dollar zugeflossen.

Vor den ETFs konnten institutionelle Investoren wegen regulatorischer Beschränkungen in den USA nicht direkt in Bitcoin investieren, nur über Bitcoin-Future-ETFs. Das ist in Europa und Deutschland anders.

Hierzulande gibt es die Möglichkeit, über ETNs in Kryptowährungen wie den Bitcoin oder Ethereum oder Zusammenstellungen mehrerer Kryptowährungen zu investieren. Diese Produkte könnten für alle interessant sein, die keine Lust haben, direkt in Kryptowährungen zu investieren.

In diesem Artikel erklären wir dir daher die Unterschiede zwischen ETPs, ETNs und den klassischen, bekannten ETFs.

Was ist ein ETN?

Die Abkürzung ETN steht für Exchange-Traded-Note.

ETNs sind börsengehandelte Schuldverschreibungen, die wie ETFs ausgefallene Anlageklassen nachbilden. Dazu zählen auch Kryptowährungen. Ähnlich wie ETFs bilden ETPs die Wertentwicklung eines zugrundeliegenden Index oder Basiswerts ab. „Ein ETP auf Bitcoin bietet Anleger:innen einen vertrauten, einfachen und sicheren Zugang über ein passives Instrument“, sagt ein Experte von Fidelity International.

Einer der Vorteile, gerade beim Kauf von Kryptowährungen, ist, dass Anleger sich nicht extra eine gesicherte Wallet zulegen müssen, um beispielsweise in den Bitcoin zu investieren. Das müssen viele mittlerweile aber auch nicht mehr bei Onlinebrokern wie Trade Republic oder Anbietern wie der Börse Stuttgart mit der Bison App oder BSDEX. Sie stellen ihren Kunden für deren Kryptoinvestments automatisch Wallets zur Verfügung.

Oft werden ETNs in Wertpapierprospekten als ETPs, also Exchange-Traded-Products, bezeichnet. Das ist aber etwas ungenau.

Denn als Exchange Traded Product wird streng genommen die Oberkategorie für die folgenden börsengehandelten Indexprodukte bezeichnet:

ETF und ETN: Unterschiede bei Gebühren und im Pleitefall

Die Gesamtkostenquote von Bitcoin-ETNs am deutschen Markt unterscheidet sich je nach Anbieter. Am Handelsplatz Xetra liegen sie, je nach Anbieter, zwischen 0,75 und 2,5 Prozent. In unserem ETF der Woche haben wir auch einige Bitcoin-ETNs und deren Konditionen gegenüberstellt

ETFs bilden automatisiert einen Wertpapierindex wie den deutschen Leitindex Dax oder den globalen Industrieländerindex MSCI World nach. Die laufenden Kosten von ETFs liegen meist zwischen auf 0,03 bis 0,7 Prozent pro Jahr und sind damit günstiger als für ETNs.

Beim Kauf und Verkauf von ETFs und ETNs fallen Kosten an. So müssen Anleger:innen eine sogenannte Orderprovision zahlen, die sich je nach Depotanbieter unterscheidet und sich größtenteils aus einem Festbetrag und einem prozentualen Anteil an der Anlagesumme zusammensetzt. Diese wird auch beim Verkauf fällig.

Der größte Unterschied zwischen ETNs und ETFs ist neben den höheren Kosten von ETNs die rechtliche Struktur. ETFs sind als Sondervermögen vor einer Insolvenz des Emittenten geschützt. Das ist bei ETNs nicht automatisch so.

Sogenannte Inhaberschuldverschreibungen, die an der Börse gehandelt werden, gelten rechtlich nicht als Sondervermögen. Das bedeutet: Wenn der Anbieter pleitegeht, ist das Geld der Anleger nicht in gleichem Maße geschützt.

ETF-Experte Jan Altmann gibt jedoch zu bedenken, dass die Mittel bei vollständig hinterlegten ETPs dennoch gesichert sind. „Darüber wacht ein unabhängiger Trustee, der im Ernstfall auch Zugang zu den investierten Mitteln hat. So steht es im Prospekt, und ein Insolvenzverwalter kann nicht einfach was anderes beschließen“, führt der Experte aus.

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ETNs können auf zwei Arten besichert sein: physisch oder synthetisch. Das funktioniert ähnlich wie bei ETFs:

  • Wenn Emittenten ETPs physisch unterlegen, kaufen sie das zugrundeliegende Produkt, also beispielsweise den Bitcoin.
  • Ansonsten bilden die Fondsgesellschaften die Wertentwicklung über Swaps und Derivate ab. Diese ETPs nennen sie dann synthetisch unterlegt.

Für Fondsgesellschaften selbst ist der Aufwand für die Auflage eines ETPs oder einer ETNs ähnlich. Sie dauert laut Angaben von Fidelity International ungefähr vier Monate. „Regulierungsbehörden agieren allerdings bei weniger etablierten digitalen Währungen vorsichtiger.“ Dadurch könne die Auflage länger dauern, heißt es bei Fidelity International.

Aktuell gibt es auf dem Handelsplatz Xetra 99 verschiedene Krypto-ETPs und Kryptobasket-ETPs, also ETPs mit mehreren Kryptowährungen. Eine Übersicht über Krypto-ETNs auf alle möglichen Kryptowährungen und Zusammenstellungen auf dem Handelsplatz Xetra findest du hier.

Zum Angebot gehören beispielsweise ETNs auf Währungen wie:

  • den Klassiker Bitcoin
  • der Token der Börse Binance, den Binance Coin
  • die Plattform Ethereum, deren Blockchain für NFTs und zahlreiche Metaverse-Anwendungen genutzt wird
  • der Ethereumkonkurrent Cardano, die Smart-Contract-Plattform von Charles Hoskinson
  • Ripple, ein Zahlungsnetzwerk, das bereits von Banken eingesetzt wird, basierend auf einem Open-Source-Protokoll und viele mehr.

Der vom Volumen her größte Bitcoin-ETP auf Xetra ist der Physical Bitcoin-ETP von der ETC Group mit einem verwalteten Vermögen in Höhe von knapp 1,35 Milliarden Euro (Stand: 29. Februar 2024). Er hat eine Gesamtkostenquote in Höhe von 2 Prozent.

Krypto-ETPs: Rendite schwankt stark

Bei ETNs, die die Performance von Kryptowährungen abbilden, kann die Rendite stark schwanken.

Die Performance des Physical Bitcoin-ETPs der ETC Group im Überblick:

Performance

ETC Group Physical Bitcoin

1 Monat

43,01 Prozent

3 Monate

71,86 Prozent

6 Monate

167,89 Prozent

1 Jahr

241,38 Prozent

2 Jahre

79,56 Prozent

3 Jahre

29,35 Prozent

 Quelle: Börse Frankfurt, Daten vom 12. März 2024

Kein Wunder, dass die Rendite so stark schwankt. Lag der Bitcoin-Kurs Anfang des Jahres 2022 noch bei knapp 41.800 Euro, erreichte er nach einem schwierigen Jahr 2022 am 4. April 2023 wieder einen Wert von knapp über 25.600 Euro. Aktuell steht er am 12. März 2024 abends wieder bei einem Kurs von 64.700 Euro und damit knapp über dem Allzeithoch vom November 2021.

Fondsanbieter geben ETPs nicht nur auf Kryptowährungen aus, sondern auch auf andere Vermögenswerte wie die US-Fonds von Ark Invest, der Investmentgesellschaft von Cathie Woods.

Über ETPs in Ark-Invest-ETFs investieren

„Mit unseren ETPs verschaffen wir Anlegern einen Zugang zu solchen Papieren, die für sie ansonsten unzugänglich wären, da das Investment entweder an besondere Bedingungen geknüpft ist oder der Kurs des Basiswerts eine Beteiligung für normale Anleger ausschließt“, sagt Jose Carlos Gonzales, CEO von Leverage Shares.

Der Anbieter hat beispielsweise Ende Januar 2022 ETPs aufgelegt, die auf den Strategien von Ark Invest basieren. In ETFs der amerikanischen Investmentgesellschaft von Cathie Wood können deutsche Privatanleger:innen normalerweise nicht direkt investieren, da es sich um US-Produkte handelt, die in Europa nicht zugelassen sind. Seit Beginn des Jahres bereitet die Fondsgesellschaft Ark Invest den Markteintritt für ihre ETFs für den deutschen Markt vor.

Manche ETPs sind außerdem gehebelt. Das heißt, dass Anleger bei diesen Produkten mit einem zweifachen Hebel beispielsweise doppelt von der Kursentwicklung des Basiswerts profitieren, aber auch doppelt so hohe Verluste einfahren können.

Warum gehebelte Produkte für Einsteiger in der Regel zu riskant sind, erklären wir dir hier nochmals ausführlicher.

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