EU-Finanzkommission Maria Luis Albuquerque: Was ihr Kurs der Versicherungsbranche bringt
Die ehemalige portugiesische Finanzministerin Maria Luis Albuquerque (59) steht möglicherweise kurz vor ihrer Ernennung zur EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen. Nach erfolgreicher Bestätigung durch den EU-Parlamentsausschuss für Wirtschaft und Währung (Econ) am 6. November wird die finale Abstimmung über das gesamte Kommissionskollegium am 27. November erwartet. Für die Versicherungsbranche zeichnen sich bereits wichtige Schwerpunkte ab.
Fokus auf Kleinanlegerschutz und europäische Integration
In ihrer Anhörung vor dem Econ-Ausschuss betonte Albuquerque die zentrale Bedeutung des Kleinanlegerschutzes. Anders als ihre Vorgängerin Mairead McGuinness, die sich für ein Provisionsverbot stark machte, hat sich Albuquerque zu diesem kontrovers diskutierten Thema bisher noch nicht konkret positioniert. Stattdessen setzt sie einen deutlichen Schwerpunkt auf verstärkte Finanzbildung, die Verbraucher zu fundierten Anlageentscheidungen befähigen soll.
Ein weiterer Kernpunkt ihrer Agenda ist die EU-weite Harmonisierung der Finanzregulierung. Durch einheitliche Vorschriften und eine grenzüberschreitende Aufsicht soll nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der EU gestärkt, sondern auch die Arbeit unabhängiger Vermittler erleichtert werden. Diese Harmonisierung könnte für die Versicherungsbranche weitreichende Folgen haben, verspricht aber auch vereinfachte grenzüberschreitende Geschäftsmöglichkeiten.
Hallo, Herr Kaiser!
Nachhaltigkeit und Branchenbewertung
Die designierte Kommissarin machte in ihrer Anhörung deutlich, dass verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen erforderlich sind, um das irreführende Marketing von vermeintlich nachhaltigen Finanzprodukten (Greenwashing) effektiv zu verhindern und den Übergang zu einer nachhaltigen Finanzwirtschaft zu fördern. Dabei betonte sie die Bedeutung vertrauenswürdiger Standards für nachhaltige Finanzprodukte, die sowohl für Versicherer als auch für Vermittler von großer Bedeutung sein werden.
Der AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung begrüßt die Nominierung Albuquerques. Frank Rottenbacher, Vorstand des AfW, sieht in den genannten Schwerpunkten wichtige Anliegen sowohl für Verbraucher als auch für die Finanzbranche berücksichtigt. Besonders die Betonung pragmatischer Rahmenbedingungen für unabhängige Vermittler wird positiv aufgenommen.
Expertise aus Krise und Privatwirtschaft
Albuquerque bringt umfangreiche Erfahrung in den Posten ein. Während der Staatsschuldenkrise ab 2010 war sie zunächst Staatssekretärin (2011 bis 2013) und anschließend Finanzministerin Portugals (2013 bis 2015). Ihre späteren Tätigkeiten bei der Arrow Global Group und Morgan Stanley International wurden vom Ethikausschuss des portugiesischen Parlaments als vereinbar mit ihrer politischen Laufbahn eingestuft.