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Nachhaltigkeit von Gebäuden EU-Taxonomie sorgt für Unsicherheit bei Immobilienfirmen

Begrüntes Flachdach
Begrüntes Flachdach: Die Pflanzen sollen im Winter dämmen und im Sommer vor Hitze schützen. | Foto: Imago Images / Rupert Oberhäuser

In der Immobilienwirtschaft sorgt die EU-Taxonomie zur Nachhaltigkeit für große Unsicherheit. Ein Teil der neuen Regeln gilt schon ab Anfang 2022, weitere Anforderungen folgen im Lauf des kommenden Jahres. Mehr als 90 Prozent der Immobilienunternehmen sei aber noch unklar, welche Kriterien eine Immobilie erfüllen muss, um als taxonomiekonform zu gelten, so die Beratungsfirma EY Real Estate, die für ihren zweiten ESG-Snapshot bei den Firmen nachfragte. Zugleich verschiebe sich die Allokation am Immobilienmarkt bereits hin zu nachhaltigen Gebäuden.

Die Befragten seien sich darüber einig, dass Nachfrage, Angebot und Finanzierung des Immobilienmarkts künftig auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein werden. Neben dem Klimaschutz würden auch soziale Kriterien ein stärkeres Gewicht erhalten.

Man erlebe jedoch eine paradoxe Situation, meint Florian Schwalm, Partner bei EY Real Estate: „Die mit der EU-Taxonomie beabsichtigte Lenkung der Kapitalallokation hin zu nachhaltigen Investitionsgütern wird am Immobilienmarkt nicht nur antizipiert, sondern überwiegend auch befürwortet.“ Nun trete aber die neue Regulatorik in Kraft und es bestehe erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der Umsetzung. „Für das Anliegen einer nachhaltigeren Immobilienwirtschaft ist die Unklarheit bei der konkreten Anwendung ein Bärendienst und insbesondere im Hinblick etwa auf vorvertragliche Informationen und Jahresberichte sogar bereits kurzfristig ausgesprochen problematisch“, sagt Schwalm.


Schon ab Anfang 2022 greifen erste Anforderungen der Offenlegungsverordnung und der EU-Taxonomie für das Berichtswesen. Der Umfrage zufolge setzen 55 Prozent der Unternehmen die neuen Regeln zwar schon um – knapp 40 Prozent der Befragten gaben aber an, dass es dafür an klaren Vorgaben mangle.

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Die EU-Taxonomie hat auch bereits Einfluss auf die Portfolios. Die Hälfte der Befragten gab an, für ihre Fonds gemäß Artikel 8 und 9 der Offenlegungsverordnung nur noch Objekte zu kaufen, die taxonomiekonform seien. Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer sieht künftige Transaktionen negativ beeinflusst. Fast ein Drittel der Befragten gab an, das Portfolio vorsorglich zu bereinigen. Für 85 Prozent der Immobilienfirmen hat die EU-Taxonomie somit schon einen spürbaren Effekt auf Transaktionsentscheidungen. „Hier wird es sich zeitnah zeigen, wie das Angebot auf dem Markt und die erhebliche Nachfrage zueinanderfinden“, sagt Dirk Rathlev, Co-Autor des ESG-Snapshots.


„Die Verschiebung der Kapitalallokation am Immobilienmarkt hin zu nachhaltigen Assets hat bereits eingesetzt. Ab 2022 wird sie voll durchschlagen“, sagt Rathlev. Bei fast jedem fünften der befragten Unternehmen gingen 2021 bereits mehr als die Hälfte der Investitionen in nachhaltige Produkte. Für 73 Prozent der Befragten gilt das in geringerem Maße, allerdings wolle man die Investmentstrategie ab 2022 anpassen.

„Mit zunehmender Transaktionstätigkeit wird sich auch der Einfluss auf die Verkehrswerte besser messen lassen, was heute oft noch eher subjektiv erfolgt“, meint Rathlev. 73 Prozent der Befragten erkennen schon positive Effekte auf die Verkehrswerte der Immobilien, wenn sie nachhaltige Kriterien erfüllen. Alle Befragten hätten aber zugleich beklagt, dass vergleichbare Kriterien für nachhaltige Merkmale fehlten, um diese subjektive Beobachtung objektiv zu unterlegen, so EY Real Estate.

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