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Durch die EU-Entwaldungsverordnung entstehen enorme Kosten


Trotz zahlreicher Nachhaltigkeitsversprechen von Unternehmen und Initiativen, an denen unterschiedliche Interessengruppen beteiligt sind, wachsen die Fortschritte bei der Reduzierung der weltweiten Entwaldung nicht in den Himmel. Eine rasch zunehmende Weltbevölkerung, eine gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln und Grundstoffen sowie der Bedarf an wirtschaftlicher Entwicklung treiben die Expansion der Landwirtschaft in zuvor bewaldete Gebiete immer weiter voran (Grafik).
Grafik: Hauptgründe für die Veränderung oder den Verlust bewaldeter Flächen, 2001 bis 2020

Auch wenn es schwierig ist, gehen wir davon aus, dass die Bemühungen zur Bekämpfung von Entwaldung noch weiter verstärkt werden müssen. Die schätzungsweise 10 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, die durch Entwaldung entstehen, werden sich im Zuge der Dekarbonisierung von Strom- und Verkehrsnetzen rund um die Welt kaum noch ignorieren lassen. Dasselbe gilt für den Beitrag der Entwaldung zum Verlust an Biodiversität und zur zunehmenden Anfälligkeit für sich verändernde Wettermuster. Somit entsteht durch Maßnahmen der Aufsichtsbehörden und den Einfluss von Interessengruppen ein immer größerer Handlungsdruck für Unternehmen und ihre Investoren.
Wir halten die im Juni 2023 eingeführte EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) für einen Schritt in diese Richtung. Sie zeigt den Zeithorizont für wesentliche Auswirkungen auf, wie die Störung von Lieferketten und erhöhte Input- und Betriebskosten sowie mögliche Kontroversen und Schäden für bestimmte Handelsmarken. Auf makroökonomischer Ebene könnte die EUDR auch Muster des globalen Handels verändern und Importe in die EU aus Ländern verringern, in denen ein Entwaldungsrisiko besteht.
Worum geht es im Einzelnen?
Die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) gibt für Unternehmen ein sehr strenges Verfahren für die Sorgfaltsprüfung vor, das Importe von Erzeugnissen betrifft, die mit einem Entwaldungsrisiko verknüpft sind. Hierzu gehören beispielsweise Palmöl, Bauholz, Kakao, Kaffee, Leder, Holz, Zellstoff und Möbel.
Laut Schätzungen der EU könnte das die Kosten um 175 Millionen bis 2,6 Milliarden Euro erhöhen, was zwischen 0,3 und 4,3 Prozent der Input-Kosten von Unternehmen entsprechen könnte, und zwar nicht nur von den in der EU ansässigen, sondern auch von multinationalen Unternehmen, die in die EU importieren.
Wir wollen die mit diesem Thema verbundenen Chancen und Risiken ermitteln und schauen uns Emittenten an, die möglicherweise betroffen sind. Dies bildet die Grundlage für Gespräche mit den Aktien- und Anleihenteams und hilft uns dabei, Prioritäten für unser Engagement zu setzen.
Unserer Einschätzung nach wird die EUDR zudem wahrscheinlich eine Katalysatorwirkung für Innovation im Rahmen der breiter angelegten Thematik „nachhaltige Lebensmittel“ haben. Weil ähnliche Bestimmungen möglicherweise auch von einigen US-Bundesstaaten und auf weiteren Märkten der Welt eingeführt werden, verdient dieses Thema erhöhte Aufmerksamkeit.
Was bedeutet die EUDR für Unternehmen?
Kurz gesagt: Die Verordnung wird wahrscheinlich zu den allgemeinen inflationären Auswirkungen beitragen, die in den vergangenen Jahren zu beobachten waren. Unternehmen müssen ihre Sorgfaltsprüfungen intensivieren und ihre Rückverfolgbarkeitssysteme ausbauen, um die Bereitstellung von geografischen Informationen zu erleichtern. Dies geht über die Anforderungen an viele heute angewandte Rohstoffzertifizierungssysteme hinaus. Auch das Erstellen von Satellitenkarten und die Trennung von Importfracht wird erforderlich sein. Hierdurch werden sich wahrscheinlich die Betriebs- und Input-Kosten erhöhen. Es könnten einmalige Kosten für die Umsetzung beziehungsweise eine verbesserte Risikobewertung sowie für Sorgfaltsprüfungs- und Rückverfolgbarkeitssysteme entstehen. Zudem kann es aufgrund von Lücken zwischen Angebot und Nachfrage bei vollständig rückverfolgbaren Erzeugnissen sowie der Notwendigkeit, Lieferketten zu entflechten, zu Steigerungen und zu Volatilität der Input-Kosten kommen.
Sie wollen mehr zu den Auswirkungen der EUDR-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten wissen? Columbia Threadneedle Investments hat zum Thema eine THEMATIC INSIGHTS-Broschüre angefertigt.