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Euro-Krise: „Es wäre fatal, auf die Hoffnung zu spekulieren, dass alles wieder gut wird“

Robert Vitye, Geschäftsführer von Solit Kapital
Robert Vitye, Geschäftsführer von Solit Kapital
Unser heutiges, ungedecktes Währungsregime ereilt schleichend das gleiche Schicksal wie vor ihm jedes ungedeckte Währungssystem der Menschheitsgeschichte: es zerfällt. Dieser Prozess geht allerdings so langsam vor sich, dass er den Menschen im Alltag kaum auffällt. Ein Euro bleibt doch ein Euro, sagen viele.

Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass sowohl die Fiskalpolitiker in den Regierungen als auch die Geldpolitiker in den Notenbanken längst in den absoluten Währungskrisenmodus gewechselt sind: Es werden Verträge gebrochen, Statistiken geschönt und juristische Schlupflöcher zu Kratern ausgeweitet, es wird hemmungslos Geld gedruckt und gelogen, dass sich die Balken biegen. Der Kitt, der den Anschein der Normalität zusammenhält, ist aus schierer Verzweiflung gemacht.

Das sehr starke Motiv hinter diesen, zum Teil grotesk anmutenden Verzweiflungstaten, ist der Gewinn von Zeit – basierend auf dem naiven Glauben, die Schuldenprobleme und die Spannungen im Euro-System einfach aussitzen oder aus ihnen herauswachsen zu können.

Der unvermeidliche Zusammenbruch des Euro-Systems in seiner jetzigen Form wird sich dadurch jedoch lediglich etwas hinauszögern. Es wäre fatal, auf die pure Hoffnung zu spekulieren, dass alles wieder gut wird.

Lieber zu früh, als zu spät

Stattdessen sollten Anleger jetzt so viele Euro-Scheine wie möglich in Gold und Silber umtauschen – besser ein Jahr zu früh als eine Stunde zu spät. In den Medien entstand zwar in den vergangenen Wochen der Eindruck, dass Gold und Silber zuletzt im Vergleich zu anderen Asset-Klassen schlecht performt hätten. In Anbetracht der hohen Volatilität, gerade bei Silber, ist dieser Eindruck auf subjektiver Ebene nachvollziehbar. Faktisch ist er jedoch falsch, wie die folgende Grafik zeigt:  

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Der Goldpreis konnte nach der ausgedehnten Korrektur im September und Oktober sein positives Momentum wieder aufnehmen. Vor allem in Euro halten sich die Notierungen des gelben Edelmetalls sehr gut. Zurück zu führen ist dies unter anderem auf die Schwäche des Euro im Zuge der weiteren Eskalation der europäischen Schuldenkrise und auf die sehr robuste Nachfrage von institutioneller und privater Seite.

Goldkäufe der Notenbanken

Seit vierzig Jahren haben die Zentralbanken nicht mehr so viel Gold gekauft wie im Zeitraum zwischen Juli und September dieses Jahres: 148,4 Tonnen wanderten im dritten Quartal in die Bestände der Banken. Dies ist wesentlich mehr als bisher bekannt war. Die Zahlen entstammen dem Quartalsbericht des World Gold Council.

Für das Gesamtjahr erwarten die Experten hier eine Netto-Nachfrage von 450 Tonnen – nach nur 75 Tonnen im Vorjahr. Offenbar trauen die Notenbanken ihrem eigenen ungedeckten Währungssystem immer weniger.

Neue Preisdimensionen von Gold und Silber

Für die noch verbleibende Handelszeit in diesem Jahr erwarten wir aus saisonalen Gründen einen positiven Verlauf der Preise für Gold und Silber. Die Diskussion um die Heranziehung der EZB zur Staatsfinanzierung via Notenpresse gewinnt an Schärfe und Nachdruck.

Sobald sich die ökonomischen Rahmendaten für jeden sichtbar auch in Deutschland eintrüben, wird die Bastion derer, die Geldwertstabilität dem Krisenmanagement durch Gelddrucken vorziehen, endgültig fallen und die monetären Edelmetalle Gold und Silber werden in unmittelbarer Reaktion in preislich neue Dimensionen vordringen.

Der neue EZB-Chef Mario Draghi hat mit der jüngsten Zinssenkung und dem massiven Ankauf von Staatsanleihen über das Wertpapieraufkaufprogramm (SMP) bereits seine klare Bereitschaft zur Reflationierung der Wirtschaft und zur direkten Staatsfinanzierung signalisiert.

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