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Euro-Krise: Versuch eines Lösungsweges

Markus Schuller von Panthera Solutions
Markus Schuller von Panthera Solutions
Es ist schon erstaunlich, wie wichtig sich Europa in seiner nun eineinhalb-jährigen Nabelschau zur Lösung der selbst-verantworteten Probleme immer noch nimmt. Weiterhin herrscht ein Irrglaube in zwei fundamentalen Punkten:

Irrglaube I


Die europäischen Nationalstaaten könnten am internationalen Parkett (politisch & ökonomisch) alleine bestehen und erwägen eine Stand-Alone-Zukunft immer noch als realistische Option – siehe beispielhaft das Kokettieren von Großbritannien.

Irrglaube II

Die Welt wartet geduldig darauf, bis ein geeintes Europa, der größte Wirtschaftsraum der Welt, gewillt ist, sich zu reformieren.

Für Europa und die USA gilt: die alte Welt spielt für die neue Welt lediglich die Rolle eines Steigbügelhalters auf dem eigenen Weg zu wettbewerbsfähigen Volkswirtschaften. Alt ist also dienlich als Exportmarkt und Technologielieferant, bis sich die neue Welt selbst eine domestische Basis aufgebaut hat. Präsident Obamas strategisch richtiger Schwenk, hin zu einem Pazifik-Fokus, unterstreicht die schwindende Relevanz traditioneller Achsen zwischen Mitgliedern der alten Welt.

Wie wenig die neue Welt gewillt ist, der Alten beim Lösen ihrer Probleme zu helfen, durfte der Chef des Rettungsschirms EFSF, Klaus Regling, Ende Oktober demütigend erfahren, als er nach China auf Werbetour für ein EFSF Side-Pocket-Investment gesandt wurde und mit einem unannehmbaren Forderungskatalog als Gegenleistung die Rückreise antrat.

Wer immer noch glaubt, wird sind am Beginn der weltpolitischen Machtverschiebung in Richtung Schwellenländer, übersieht die Zeichen der Zeit. Dieser Prozess ist bereits weit fortgeschritten. Mit welch unbändiger Kraft diese politische, soziale, wie ökonomische Umwälzung voranschreitet, ist dieser Tage wieder in Ägypten abzulesen. Nichtmals ein starker Militärapparat kann dieses Momentum stoppen.

Mit den Worten des Staatsgründers Singapurs, Lee Kuan Yew, ausgedrückt (aus einem lesenswerten Interview in Die Zeit): „Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas destilliert aus der langen Geschichte der Christenheit und der Aufklärung die Menschenrechte als universale Errungenschaft. Der Diktator Lee leitet aus Chinas 2500-jähriger konfuzianischer Geschichte die universalen Prinzipien des guten Regierens ab. Singapur interpretiert den Konfuzianismus heute mit dem Beharren auf Rechtsstaat, Korruptionsbekämpfung und Leistungsprinzip, […]“

Lee ist unmissverständlich: Diese Staats- und Wirtschaftsregeln gelten aus seiner Sicht für die ganze Menschheit. Und er lässt durchblicken, dass China zwar oft den Rechtsstaat und die Korruptionsbekämpfung vernachlässige – der Westen aber dafür das Leistungsprinzip. Bürgerliche Freiheit in seinem Land, die fehlt ihm natürlich nicht. „Ich sehe Europa als müdes Land nach zwei Weltkriegen“, sagt Lee. „Die Leute wollten ein ruhiges, glückliches Leben, das aber ging nur so lange gut, wie es die neuen Wettbewerber aus China und Indien mit ihren preiswerten Produkten noch nicht gab.“

Fazit: Wer glaubt, Europa hätte die Zeit, die es sich derzeit nimmt, der irrt.

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