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Euro: Opfer eines Währungskrieges?

Jörn Quitzau, Volkswirt bei der Berenberg Bank
Jörn Quitzau, Volkswirt bei der Berenberg Bank
Der Euro macht wieder Schlagzeilen. Nachdem sich zunächst die europäischen Aktienmärkte erholten und die Anleihemärkte entspannten, werden nun auch an den Devisenmärkten die Euro-Zerfallsängste ausgepreist. Die Trendwende ist ein willkommenes Lebenszeichen der Gemeinschaftswährung, denn zuvor hatte sie seit Ausbruch der Schuldenkrise kräftige Kursverluste erlitten.

Allerdings ist der Wechselkurs nun so schnell gestiegen, dass einzelne Stimmen bereits wieder vor einer Überbewertung warnen, die den wirtschaftlichen Aufschwung der Eurozone behindern könnte. Andere meinen mit Blick auf die aktuelle Politik Japans, es tobe ein Währungskrieg, aus dem der Euro als großer Verlierer hervorzugehen drohe.    

Japans Kampf gegen überteuerten Yen  


Handelt es sich wirklich um einen Währungskrieg, bei dem einzelne Länder ihre Währung gezielt schwächen, um anderen Wirtschaftsräumen Marktanteile abzujagen? Ein Blick auf den Wechselkurs Euro/Yen könnte diesen Eindruck vermitteln. Seit seinem Tiefstkurs im Juli 2012 hat der Euro um mehr als 30 % gegenüber dem Yen zugelegt. Und tatsächlich tut Japan alles dafür, seinen Wechselkurs zu schwächen.

Zuletzt drohte die japanische Regierung sogar mit dem Ende der Notenbankautonomie, falls sich die Bank of Japan (BoJ) nicht auf ein höheres Inflationsziel und eine noch expansivere Geldpolitik einlässt. Die BoJ gab nach und beflügelte damit den Abwärtstrend des Yen. So weit, so gut. Wer den Yen-Verfall nun aber als unfaires Mittel im Kampf um bessere Exportchancen einstuft, der verschweigt, dass die japanische Währung zuvor über lange Zeit geradezu absurd überbewertet war.

Gegen jede Vernunft gilt der Yen noch immer als sichere Anlagewährung und wertet deshalb in unsicheren Zeiten auf. Die japanische Exportwirtschaft drohte von dem starken Wechselkurs abgewürgt zu werden. Der Wunsch nach einem schwächeren Yen ist also nachvollziehbar und aus fundamentaler Sicht berechtigt. Auf dem aktuellen Niveau liegt der Yen noch unter seinem 10-Jahresdurchschnitt; der Wechselkurs normalisiert sich also, er ist aber noch nicht künstlich schwach.

Gleichwohl muss nachdenklich stimmen, dass Japan seine strukturellen Probleme offenbar mit Hilfe der Geldpolitik lösen möchte. Das wird nicht gelingen, denn strukturelle Probleme lassen sich nur durch wirtschaftspolitische Reformen beseitigen. Wenn Japan hier tatenlos bleibt, dann dürfte auf längere Sicht vor allem Japan selbst Verlierer des eingeschlagenen Weges sein.
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