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Eurokrise: 2012 bekommt den Sommer der Erkenntnis

Robert Halver von der Baader Bank
Robert Halver von der Baader Bank
Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank

Da ist sie wieder, die Euro-Krise. Die Unsicherheit nach und vor den griechischen Wahlen und die generell anhaltenden Spekulationen über die Zukunft Griechenlands in oder außerhalb der Eurozone halten die Finanzmärkte fest im Griff.

Da die Euro-Politik bisher nicht in der Lage war, die griechische Krise zu entschärfen, werden bei den Finanzakteuren erneut Zweifel wie 2011 laut, ob man im Ernstfall klare Lösungen für die wesentlich bedeutenderen Euro-Volkswirtschaften Italien und Spanien parat hat.
 
Denn neben den lethargischen Reformprozessen in Italien und Spanien sorgen insbesondere die Entwicklungen auf dem spanischen Bankensektor für Sorgenfalten. Jüngst hatte die Rating-Agentur Moody’s 16 spanische Banken herabgestuft.

Demnach führte die auf den Weg gebrachte, mittlerweile vierte Bankenreform - künftig soll jede Bank ihre faulen Kredite in ihre eigene Bad Bank auslagern und zudem höhere Rückstellungen für Immobilienkredite bilden - offensichtlich zu keiner Stimmungsverbesserung in Spanien. Befürchtungen halten sich hartnäckig, dass Spanien zur Stützung seiner Banken Hilfsgelder in Anspruch nehmen muss.

Die Renditeaufschläge 10-jähriger spanischer zu deutschen Staatsanleihen befinden sich auf dem höchsten Stand in der Geschichte der Euro-Ära und auch die 10-jährigen Renditeaufschläge italienischer zu deutschen Staatsanleihen sind bereits deutlich aufwärtsgerichtet. In der Folge zeigte sich auch der Euro als Krisenindikator stark belastet und fiel auf ein Vier-Monats-Tief.

Wann wird die griechische Frage beantwortet?

Für das neue deutsch-französische Politikbündnis dürften die Anforderungen klar sein. Neben einer Flexibilisierung der deutschen Überzeugung zum Sparen, als deren Gegenleistung dann verstärkte Wirtschaftsreformen mit besonderem Fokus auf Spanien und Italien, aber auch Frankreich zu verlangen sind, muss eine nachhaltige Lösung für den Krisenpatienten Griechenland gefunden werden.
 
Die von der Eurogruppe ins Spiel gebrachte Fristverlängerung für den griechischen Spar- und Reformprozess ist der falsche Weg. Denn angesichts des politischen Chaos besteht ohnehin nur geringe Hoffnung auf nennenswerte Reformfortschritte.

Das wird sich auch nach den Neuwahlen Mitte Juni kaum ändern, womit auch die Auszahlung der nächsten Tranche des Rettungspakets - auch aus Glaubwürdigkeitsgründen - in Gefahr gerät und damit die Staatspleite vorprogrammiert ist.

Unterdessen lässt die Europäische Zentralbank (EZB) bereits Vorsicht walten und hat vier griechische Banken aufgrund ihrer Bilanzschwäche von ihren Refinanzierungsgeschäften ausgeschlossen. Weitere könnten folgen.
 
Die wirtschaftliche Perspektive für die griechische Bevölkerung ist nach zwei Jahren der Krise und des wirtschaftlichen Kaputtsparens aussichtsloser denn je. Und damit ist auch ihre Bereitschaft für weitere Reformen ausgeschöpft.

Um Griechenland jedoch wieder eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten, ist auch ein Austritt aus der Eurozone mit Abwertung ein wichtiges Instrument zur Belebung  der griechischen Wirtschaft.
 
Zwar werden die Euro-Staaten auch dann ihre finanzielle Unterstützung weiter aufrechterhalten, unter anderem fürs griechischen Bankensystems sowie zur Entwicklung des Landes als Logistikplattform für den Nahen Osten und den Mittelmeerraum sowie zur Stärkung der Tourismus- und Solarindustrie. Allerdings wären dann unsere Hilfsgelder vernünftig investiert.
 
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