Eurokrise: Die Büchse der Pandora ist geöffnet
Musterknabe in Gefahr
In der Marktwahrnehmung haben bisher nur deutsche Staatsanleihen geschafft, den Status als risikofreies Investments zu erhalten. Bei einer Staatsverschuldung von 80 Prozent und der umfangreichen Mithaftung für die Staatsschulden der anderen Länder der Eurozone drängt sich fast die Frage auf, wie lange noch deutsche Staatsanleihen als risikofreies Investment gelten werden.
Der Stand, das einzige „risikofreie“ Asset zu sein, führt zu einer künstlichen Verzerrung der Preise: Obwohl das Volumen der Gesamtverschuldung der Bundesrepublik Deutschland immerhin über 1.100 Milliarden Euro beträgt, so ist das für den Gesamtmarkt ein eher kleines Volumen.
Die USA haben eine Gesamtverschuldung von über 10.400 Milliarden US-Dollar Japan eine Gesamtverschuldung von fast 920.000 Milliarden Japanischen Yens, was bei aktuellen Wechselkursen in etwa 8.000 Milliarden (USA) und 8.400 Milliarden Euro (Japan) entspricht (Quelle: Bloomberg, Stand 15.3.2012).
Da das Angebot an risikofreien Anlagen also eher klein ist, die Nachfrage aber hoch, sind deutsche Staatsanleihen sehr teuer.
Der Höhepunkt der bisherigen Entwicklung war, dass Deutschland eine einjährige Anleihe mit negativer Rendite emittieren konnte. Das heißt, die Anleger haben mehr Geld gezahlt als sie nach einem Jahr zurückbekommen werden.
Bei einem Zinsniveau nahe Null treten aber verschiedene Phänomene auf, die zu eigenartigen Situationen führen können. Ein Beispiel: Zahlt ein Land 3 Prozent seines Bruttoinlandprodukts (BIP) als Zinsleistungen, so kann es sich bei einem Zinsniveau von 6 Prozent eine Verschuldungsquote von 50 Prozent des BIPs leisten. Bei 3 Prozent Zinsen ist sogar eine Quote von 100 Prozent finanzierbar, bei einem Prozent 300 Prozent und bei 0,5 Prozent sogar 600 Prozent.
Im Extremfall kommt es dann zu einer Situation wie in Japan: Das Land ist mit einem Haushaltsdefizit von über 10 Prozent des BIP und einer Gesamtschuldenquote von über 200 Prozent, also deutlich schlechteren Verhältnissen als Griechenland, finanziell am Ende. Da aber die Zinsen unter ein Prozent liegen, bleibt das Land zahlungsfähig.
Den Schuldenberg bei fallenden Zinsen aufzubauen fällt nicht sehr schwer. Schwierig ist der überproportionale Schuldenabbau bei steigenden Zinsen.
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