Eurokrise: Die Büchse der Pandora ist geöffnet
Das Pokerspiel der EZB
Um die Spannungen an den Finanzmärkten herauszunehmen, die Bilanzen der Banken zu stärken, möglichen Liquiditätsengpässen vorzubeugen und das Gesamtvolumen an risikofreien Anlagen deutlich zu erhöhen, hat die Europäische Zentralbank (EZB) vor kurzem mit ihren beiden Tranchen der sogenannten „Longer Term Refinancing Operation“ (LTRO) massiv in die Finanzmärkte eingegriffen.
Sie hat insgesamt in zwei Monaten 1.018 Milliarden Euro ins das Finanzsystem gepumpt, fast genauso viel Geld wie die Gesamtverschuldung der Bundesrepublik Deutschland. Da gleichzeitig in der Eurozone mit dem Fiskalpakt eine Schuldenbremse eingeführt wird, soll vermieden werden, dass man in die oben beschriebene Zinsfalle gerät.
Das große Problem dabei ist, dass dazu massive Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen durchgesetzt werden müssen, die das Wachstum ausbremsen und eine Rezession provozieren. Dadurch kann die Schuldenquote sogar noch steigen – wenn nämlich der Schuldenabbau langsamer vonstattengeht als die Rezession.
Eine steigende Schuldenquote wird aber zu einem Teufelskreis führen: Sie führt zu einem Anstieg der Risikoprämie, daraus folgen höhere Zinsen, die zu einem höheren Haushaltsdefizit führen, was wiederum die Schuldenquote steigen lässt.
Um höhere Zinsen zu verhindern, müsste dann wiederum die EZB mit einem erneuten LTRO (oder einer ähnlichen Transaktion) eingreifen - dann geriete das gesamte Finanzsystem in die Abhängigkeit geldpolitischer Maßnahmen zu niedrigsten Zinsen.
Zinsen reflektieren dann nicht mehr die makroökonomischen Erwartungen wie Inflation oder Wachstum und eine nachhaltige Bewertung von Staatsanleihen, egal ob risikobehaftet oder nicht, ist dann nicht mehr möglich.
Mit dem Schuldenschnitt Griechenlands wurde also die Büchse der Pandora geöffnet und wir leben jetzt in einer Welt mit vielen neuen und schwer bewertbaren Risiken.
Durch sorgsames Handeln aller Beteiligten - in der Europäischen Union, den Regierungen, der EZB, den Geschäftsbanken und den Anlegern – kann durch Abbau der Schulden und Stabilisierung des Finanzwesens die Basis unseres Finanzwesens wieder gesunden.
Wie in dem Mythos der Pandora, in dem aus der Büchse auch die Hoffnung kommt, besteht durchaus die Chance, dass es dazu kommt. Überzeugt davon bin ich nicht.
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