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Eurokrise: Die Lösung ist für manche unbequem

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Strukturelle Reformen, Banken- und Fiskalunion und reichlich Liquidität


Die EZB könnte ihre expansive Geldpolitik fortsetzen und die erforderliche Liquidität bereitstellen, um die kurzfristigen negativen Auswirkungen auf das Wachstum abzumildern. Strukturelle Reformen, reichlich Liquidität sowie eine Banken- und Fiskalunion würden die Pfeiler dieses Plans bilden.

Möglicherweise ist dies sogar die Strategie der Politiker: Eventuell waren sie bisher nur unfähig, dies den Bürgern zu kommunizieren, und deshalb glauben die Nordeuropäer, dass Hilfe für die Peripherie „rausgeworfenes Geld“ ist – während sich Südeuropa leiden sieht, bis die Gläubiger aus dem Norden bedient sind.

Kann ein solcher Plan funktionieren?

Optimisten werden gewisse positive Entwicklungen ausmachen. In den zurückliegenden drei Jahren sind die Lohnstückkosten in den Peripherieländern gesunken, besonders in Spanien und Irland. Die Folge waren wieder höhere Exporte und eine Verbesserung der Außenhandelsbilanz. Letztere erklärt sich jedoch auch durch infolge der Sparprogramme rückläufige Importe.

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Welches sind die Hindernisse?

In der Realität stehen diesem Plan enorme Hindernisse im Weg. Die genannten positiven Entwicklungen sind eine Folge niedrigerer Löhne. Sie gehen nicht auf strukturelle Reformen zurück, wo kaum Fortschritte erzielt wurden.

Das Gros des Außenhandels der Eurozone-Länder erfolgt mit anderen Eurozone-Mitgliedern. Dies bedeutet, dass die Peripherieländer ihr Außenhandelsdefizit nur dann nachhaltig abbauen beziehungsweise sogar in den positiven Bereich vordringen können, wenn die Länder Nordeuropas bereit sind, einen niedrigeren Außenhandelsüberschuss beziehungsweise sogar ein Defizit hinzunehmen. Hiervon sind wir indes noch sehr weit entfernt.

Außerdem zeigen die jüngsten Wirtschaftsindikatoren, dass auch Nordeuropa die Krise zunehmend spürt und die Nachfrage dieser Länder nach Waren und Dienstleistungen aus Peripherieländern nachlassen könnte (an dieser Stelle sei die Frage erlaubt, welche Produkte und Dienstleistungen eigentlich genau die Exporte dieser Länder nachhaltig ankurbeln sollen).

Die Verfassung der Weltwirtschaft steht dem Erfolg eines solchen Plans ebenfalls eher entgegen. Derzeit beobachten wir eine relativ schwache weltweite Konjunktur, was sich vor allem aufgrund der strukturellen Wachstumshemmnisse in den Industrieländern (Demografie, Verschuldung) möglicherweise nicht ändern wird. Eine Erhöhung der Ausfuhren in Länder außerhalb der Eurozone dürfte entsprechend schwierig sein.

Hinzu kommt, dass die meisten Länder bereits aktiv eine Abwertung ihrer Währung betreiben, sodass der Euro für die Exporteure der Eurozone viel zu stark ist. Schließlich dürfte auch die Überregulierung durch Brüssel kaum zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der EU-Länder beitragen.

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