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Eurokrise: „Jetzt wird's interessant für den Anleger“

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Als Folge dieser Maßnahmen haben sich die Verhältnisse an den europäischen Kapitalmärkten normalisiert. Die, vor allem von Professor Sinn so viel kritisierten, Target-Salden sind nicht mehr gestiegen. Sie haben sich von 750 Milliarden Euro Ende August auf 719 Milliarden Euro Ende Oktober verringert (siehe Grafik). Das hängt vermutlich mit der Rückkehr von Fluchtgeldern zusammen.

Es fließt aber auch wieder neues Kapital in den Euroraum. Das Emirat Katar hat angekündigt, 2 Milliarden Euro in Italien zu investieren. Amerikanische Geldmarktfonds legen Geld in Europa an. Ausländer kaufen europäische Staatsanleihen. Banken leihen sich untereinander auch ohne Sicherheiten wieder Geld.

Natürlich kann sich diese Entspannung an den Märkten schnell wieder ändern. Es ist nach wie vor eine fragile Situation. Sie ist heute aber besser als vor einem halben Jahr, weil sie inzwischen vermehrt durch fundamentale Besserungen abgesichert ist.

Drei Maßnahmen aus der Krise

Vorbei ist die Eurokrise in jedem Fall noch nicht. Worum es jetzt geht, ist erstens dafür zu sorgen, dass der Elan der Haushaltskonsolidierung und der Strukturreformen in der Wirtschaft nicht erlahmt. Das ist angesichts der Rezession, der hohen Arbeitslosigkeit und der zunehmenden sozialen Unruhen außerordentlich schwierig.

Zweitens sollte man – ohne die Substanz zu verwässern, das ist wichtig – den Zeitplan der Reformmaßnahmen etwas strecken. Alles geht leichter, wenn die Menschen sehen, dass ihre Anstrengungen nicht permanent durch eine schlechte Konjunktur zunichte gemacht werden.

Zudem sollten in einer langsamer wachsenden Weltwirtschaft von Europa nicht noch zusätzliche restriktive Wirkungen ausgehen. Der Kontinent steht international ohnehin am Pranger. Der Streit zwischen der EU und dem IWF, ob Griechenland seine Staatsverschuldung im Jahr 2020 oder erst 2022 auf 120 Prozent des BIP zurückführt, ist lächerlich (zumal beide Termine Fiktion sind).

Drittens müssen die Staats- und Regierungschefs jetzt das „Institution Building“ in Angriff nehmen, also die Institutionen der Währungsunion handlungsfähiger machen, die Souveränität der Nationalstaaten beschränken und einen Schritt in Richtung auf die politische Union gehen. Das ist das Langfristziel, das nicht aus dem Auge verloren werden darf.

Für den Anleger

Jetzt wird es interessant. Ich hatte zum ersten Mal im Sommer darauf hingewiesen, dass man sich Aktien der Peripherieländer Italien, Spanien und Griechenland anschauen sollte. Sie müssten von den Reformmaßnahmen profitieren. Seit Juli haben die spanischen Börsen um 29 Prozent zugelegt,
die italienischen um 22 Prozent, die griechischen um 40 Prozent (Deutschland dagegen nur um 12 Prozent).

Sie haben damit aber bei Weitem noch nicht das Niveau von vor der Krise erreicht. Inzwischen gibt es immer mehr Empfehlungen für diese Werte. Auch Aktien der Kernländer müssten sich im internationalen Wettbewerb der Börsen besser stellen.

Das Risiko: Bevor es mit den Kursen nach oben geht, kann es – wenn sich das gegenwärtige Hickhack fortsetzt – erst noch einmal nach unten gehen. Aber dann wären die Einstiegskurse günstiger.

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