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Eurokrise: Weiter rumdoktern oder scheitern lassen?

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Guido von Schemm: Ein Spiel, das man nicht gewinnen kann

Laut Fondsmanagern wären selbst massive Eingeständnisse der betroffenen Akteure kein Garant für einen Fortbestand des Euros. Interne Kräfte in der Euro-Zone verlangen immer stärker nach einer Auflösung. Die verantwortlichen Entscheidungsträger können taktische Maßnahmen ergreifen, um Zeit zu gewinnen, jedoch reicht es nicht für eine nachhaltige Lösung. Im Gegenteil, es sind die Staatschefs, welche die Wucht des Kollapses immer weiter verstärken.

Eine zeitnahe Adjustierung der Währungsunion wäre für Investoren eine schmerzhafte aber die vorteilhaftere Variante, um eine nachhaltige Perspektive für die Euro-Zone zu schaffen. Um mögliche Szenarien für die weitere Entwicklung Euro-Zone zu entwickeln, können Ansätze aus der Spieltheorie von John Nash dienen. Die Ergebnisse daraus sind allerdings ernüchternd.

Im Film „A beautiful mind“ sitzt ein Mathematikstudent in einem Lokal und sieht einer Gruppe von Jugendlichen beim Flirten zu. Plötzlich erhält Russel Crowe, der den Mathematiker und Ökonom John Nash verkörpert, eine Erleuchtung. Seine Eingebung: Wenn Menschen in einem Spiel Entscheidungen fällen, die gegenseitigen Einfluss ausüben, lässt sich gut abschätzen, wie das Spiel enden wird.

Nash folgerte daraus die weltbekannte Theorie des Nash-Gleichgewichts. Ein Zustand, der entsteht, wenn kein Teilnehmer einen individuellen Vorteil daraus hat, von der festgelegten Strategie abzuweichen. Eine zentrale Bedingung ist dabei, dass jeder allein seinen eigenen Interessen nachgeht und zudem, nach Abwägung der möglichen Optionen, mit dem aktuellen Status quo zufrieden ist, weil keine für ihn bessere Option im gemeinsamen Spiel zu erwarten ist.

Euro-Krise spielerisch lösbar?

Es mag zynisch klingen, wenn die Akteure der Kapitalmärkte auf die Spieltheorie zurückgreifen, um das aktuelle Geschehen zu erklären. Und doch ist es ist Herrn Nash zu verdanken, dass den Marktteilnehmern eine Möglichkeit geboten wird, anhand dessen die Euro-Krise vernünftig betrachtet werden kann. Denn laut Investmentexperten lässt sich Nashs Vorstellung auch für die politischen Entwicklungen der aktuellen Euro-Krise anwenden. Die EU-Mitgliedsstaaten befinden sich in solch einer Spiel-Situation, in der sich ihre Handlungen wechselseitig beeinflussen. Sie sind also einer übergeordneten Dynamik unterworfen, die sich mit Hilfe der Spieltheorie nachvollziehen lässt.